Neuer Zugang zu Zeitzeugenberichten des Nationalsozialismus in Berlin!

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Die FU Berlin präsentiert erstmals die Interviewsammlung „Final Account“, die Einblicke in den Alltag während des Nationalsozialismus bietet.

Die FU Berlin präsentiert erstmals die Interviewsammlung „Final Account“, die Einblicke in den Alltag während des Nationalsozialismus bietet.
Die FU Berlin präsentiert erstmals die Interviewsammlung „Final Account“, die Einblicke in den Alltag während des Nationalsozialismus bietet.

Neuer Zugang zu Zeitzeugenberichten des Nationalsozialismus in Berlin!

Die Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin hat heute angekündigt, dass sie deutschlandweit erstmals die Interviewsammlung „Final Account: Third Reich Testimonies“ zugänglich macht. Diese Sammlung besteht aus Berichten von knapp 300 Personen, die ihre Erinnerungen an ihren Alltag und ihre Beteiligung am Nationalsozialismus sowie am Holocaust und Zweiten Weltkrieg schildern. Die Onlinepräsentation findet am 12. Mai um 15 Uhr statt und wird in Kooperation mit dem Wiener Simon Wiesenthal Institut für Holocaust Studien, dem University College London und der Wiener Holocaust Library organisiert. Historikerin Dr. Stefanie Rauch und Kulturhistoriker Dr. Zoltán Kékeski werden die Entstehung und Inhalte der Sammlung näher beleuchten, während Robert de Blauwe vom Institut national de l’audiovisuel (INA) die Rolle seines Instituts bei der Sammlung erläutert. An dem Event kann über einen bereitgestellten Zoom-Link in englischer Sprache teilgenommen werden.

Die Interviews wurden zwischen 2008 und 2017 vom britischen Dokumentarfilmer Luke Holland erstellt und umfassen 295 gefilmte Lebensgeschichten von Männern und Frauen, die zwischen 1905 und 1934 geboren wurden. Die Mehrheit der Befragten stammt aus Deutschland und Österreich und umfasst ehemalige SS- und Wehrmachtsangehörige, Sekretär*innen, Angestellte in NS-Organisationen sowie Landarbeiter*innen und Hausfrauen. Die Sammlung bietet wertvolle Einblicke in den Alltag während der nationalsozialistischen Herrschaft sowie in individuelle Reflexionen über Verantwortung, Mittäterschaft und Schuld.

Zugang zur Sammlung und Forschungsangebote

Die Zentralbibliothek der Freien Universität Berlin bietet Historikern und Forschenden aus dem Bereich der Holocaust-Studien die Möglichkeit, auf diese historischen Zeugnisse zuzugreifen. Interessierte Wissenschaftler können sich für die Nutzung der Sammlung anmelden. Diese ist im Medienraum der Zentralbibliothek in der Garystraße 39 einsehbar. Der Zugang wurde durch eine Kooperation mit dem University College London, der Wiener Holocaust-Bibliothek, dem Institut national de l’audiovisuel, der Pears Foundation und Luke Hollands ZEF Productions realisiert.

Weitere Informationen zur Anmeldung sind auf der Website der Freien Universität Berlin verfügbar. Für Fragen steht Verena Nägel, die sich mit digitalen Interviewsammlungen beschäftigt, unter der Telefonnummer 030 838 525 33 oder per E-Mail unter interviewsammlungen@ub.fu-berlin.de zur Verfügung.

Kontext und Bedeutung der Sammlung

Das Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München ist ein internationales Kompetenz- und Kommunikationszentrum, das sich intensiv mit der Forschung zu Holocaust und Nationalsozialismus auseinandersetzt. Es organisiert Konferenzen und Workshops und führt eigene Editionsprojekte durch, wie etwa die Veröffentlichung der Tagebücher von Alfred Rosenberg. Diese Forschungseinrichtungen, zusammen mit der neuen Interviewsammlung, ermöglichen eine tiefere Auseinandersetzung mit den Themen Verantwortung und Prozesse der Erinnerung.

Mit der Bereitstellung von Materialien, die sowohl historische Kontexte als auch persönliche Erlebnisse beleuchten, trägt diese Sammlung dazu bei, das Verständnis über die Verstrickungen der Gesellschaft im Nationalsozialismus zu vertiefen und Reflexionen über Schuld zu fördern. Die gesammelten Erinnerungen sind somit nicht nur ein wertvoller Beitrag zur Geschichtswissenschaft, sondern auch ein wichtiges Werkzeug für zukünftige Generationen.