Dr. Marie Huber erhält ERC Grant: Revolutionäre Forschung zur afrikanischen Industrie!
Dr. Marie Huber von der Uni Marburg erhält den ERC Starting Grant für ihr Projekt über Bata-Schuhfabriken in Afrika.

Dr. Marie Huber erhält ERC Grant: Revolutionäre Forschung zur afrikanischen Industrie!
Dr. Marie Huber, eine prominente Wirtschaftshistorikerin an der Universität Marburg sowie am Centre Marc Bloch, wurde kürzlich mit dem prestigeträchtigen ERC Starting Grant ausgezeichnet. Dieses Förderprogramm der Europäischen Union zielt darauf ab, aufstrebende Forscher bei ihren innovativen Projekten zu unterstützen. Hubers Projekt mit dem Titel „Manufacturing Modernity in Africa“ (MAGIC) wird mit 1,5 Millionen Euro finanziert und soll ab September 2026 eine detaillierte Untersuchung der Langzeitgeschichte von Schuhfabriken des Unternehmens Bata in den afrikanischen Ländern Kenia, Malawi und Simbabwe durchführen.
Das Besondere an Hubers Forschung ist der Fokus auf die Entwicklung dieser Fabriken von den 1940er Jahren bis zum Jahr 2000. Die Bata-Schuhfabriken, die während der späten Kolonialzeit in Limuru, Blantyre und Gweru entstanden, blieben bislang in ihrer konkreten Auswirkung auf Menschen und Gesellschaften weitgehend unerforscht. Huber beabsichtigt, das stereotype Bild Afrikas als rein rohstoffreiche Region zu hinterfragen und die Bedeutung von Konsumgüterfabriken hervorzuheben, indem sie den interdisziplinären Ansatz von historischer Anthropologie, Globalgeschichte und quantitativer Wirtschaftsanalyse nutzt, wie LinkedIn berichtet.
Forschungsziel und Kontext
Ein zentrales Anliegen des Projekts ist die systematische Untersuchung der langfristigen Auswirkungen der Fertigung in Afrika. Historisch betrachtet, konzentrieren sich die Entwicklungsgespräche oftmals auf den Rohstoffabbau, während die Bedeutung von Fabriken für Konsumgüter weitgehend vernachlässigt wird. Diese Forschung ist von entscheidender Bedeutung, da sie nicht nur den Zugang zu Unternehmensarchiven von über 60 Jahren ermöglicht, sondern auch wichtige Erkenntnisse für die Entwicklungspolitik liefert. So wird deutlich, dass die Notwendigkeit besteht, veraltete Annahmen über afrikanische Volkswirtschaften zu überdenken und den praktischen Aspekt der Industrialisierung in den Mittelpunkt zu rücken.
Bei ihrer Arbeit wird Huber nicht nur durch das Centre Marc Bloch und die Tomas Bata Foundation unterstützt, sondern auch von der Philipp Universität Marburg, wo sie methodologische Grundlagen der Forschung aufbaut. Ihr Team wird sich über fünf Jahre hinweg mit den sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Bata-Fabriken auseinandersetzen. Diese umfassende Analyse könnte dazu beitragen, zeitgemäße Strategien zur wirtschaftlichen Entwicklung mit einem Fokus auf die Diversifizierung der Wirtschaft und die Förderung regionaler Integration zu gestalten.
227 Millionen Menschen und der HDI
Das wirtschaftliche Umfeld in Afrika wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst, darunter die hohe Abhängigkeit von Rohstoffexporten und die Tatsache, dass viele Länder als „am wenigsten entwickelt“ klassifiziert sind. Der Index der menschlichen Entwicklung (HDI) zeigt, dass 39 der 50 letztplatzierten Länder im Jahr 2021 afrikanisch waren, darunter statische Herausforderungen, mit einem Fokus auf Verbesserung der Grundbedürfnisse, sozialen Dienstleistungen und Infrastruktur, wie die Bundeszentrale für politische Bildung herausstellt. Ein herausragendes Ziel des Projekts MAGIC könnte darin bestehen, Einflussfaktoren zu beleuchten, die zur Verbesserung der Lebensbedingungen in diesen Ländern beitragen können.
In Anbetracht der Tatsache, dass 40 Prozent der Weltbevölkerung in den vier bevölkerungsreichsten afrikanischen Ländern lebt – Nigeria, Äthiopien, Ägypten und der Demokratischen Republik Kongo – bietet die Forschung zu einer wichtigen Industrie wie der Schuhproduktion Ausblicke auf künftige wirtschaftliche Herausforderungen und Chancen. Die Bedeutung einer soliden Grundlage für die Entwicklung von Konsumgütern bleibt in den Diskussionen um die afrikanische Wirtschaft häufig unberücksichtigt.
Dr. Huber, die zuvor ein DFG-gefördertes Projekt zur Geschichte der Luftfahrt in Afrika leitete und seit 2023 an einem Projekt zu Außenwirtschaft und Sicherheit arbeitet, einschließlich der deutschen Wirtschaftsbeziehungen mit postkolonialen Ländern, sieht in ihrem neuen Forschungsprojekt eine Möglichkeit, das fachliche Verständnis für die Rolle Afrikas im globalen Produktions- und Wirtschaftswandel zu erweitern. Ihre akademische Laufbahn begann früh, als sie nicht nur ihre Qualifikationen aufbaute, sondern auch Familie gründete. Ihre Arbeit verspricht, eine wertvolle Quelle für zukünftige Studien über die wirtschaftliche Entwicklung in Afrika zu bieten.