Digitale Revolution: Wie die Pandemie Deutschlands Fähigkeiten veränderte!
Uni Duisburg-Essen untersucht digitale Fähigkeiten in Deutschland nach COVID-19 und präsentiert Ergebnisse auf der CHI-Konferenz 2025.

Digitale Revolution: Wie die Pandemie Deutschlands Fähigkeiten veränderte!
Die COVID-19-Pandemie hat nicht nur die Weltwirtschaft erschüttert, sondern auch unaufhaltsam Prozesse der Digitalisierung in Gang gesetzt. Insbesondere im deutschen Kontext stellte sich die Frage, wie sehr diese Ausnahmesituation die digitalen Fähigkeiten der Bürgerinnen und Bürger beeinflusst hat. Eine umfassende Studie, die von Professor:innen der Universität Duisburg-Essen durchgeführt wurde, bietet neue Perspektiven auf die digitale Entwicklung während dieser Zeit.
Im Jahr 2020, als die ersten Videokonferenzen oft mit der Frage „Hört ihr mich?“ begannen, war digitales Arbeiten in Deutschland noch weitgehend unüblich. Die Untersuchung, die im Interdisziplinären Zentrum für Bildungsforschung (IZfB) und im Rahmen des Forschungsschwerpunkts ForBilD – „Bildung in der digitalen Welt“ entstand, befragte 1.143 Personen im Alter von 18 bis 87 Jahren, die regelmäßig das Internet nutzen. Die Ergebnisse wurden kürzlich auf der CHI-Konferenz für Mensch-Maschine-Interaktion präsentiert und zeigen, dass viele Deutsche ihre digitalen Fähigkeiten während des Lockdowns erheblich verbessert haben.
Unterschiedliche Fortschritte in digitalen Fähigkeiten
Die Studie belegt, dass insbesondere junge, männliche, gut ausgebildete und städtisch lebende Personen signifikante Fortschritte gemacht haben. Während weitere soziale Gruppen ebenfalls Fähigkeiten erlernten, war der Zuwachs dort weniger ausgeprägt. Der Medienpsychologe Neubaum, Mitautor der Studie, hebt hervor, dass die Befragten, die ihre Kompetenzen ausbauten, sich nicht nur sicherer, sondern auch einsamer fühlten. Diese ambivalenten Gefühle verdeutlichen, dass digitale Kommunikation soziale Bedürfnisse nicht vollständig erfüllen kann.
Die Pandemie führte zudem zu einer Infodemie, in der wahre und falsche Informationen gleichsam in Strömen kursierten. Befragte äußerten die Notwendigkeit, besser zwischen vertrauenswürdigen und unseriösen Quellen unterscheiden zu können. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Verantwortung von Schulen und der Politik in der Ausbildung digitaler Kompetenzen.
Digitale Inklusion als Schlüssel zum Erfolg
Der Zusammenhang zwischen digitaler Inklusion und wirtschaftlichem Erfolg ist unbestreitbar. Laut Roland Berger beeinflusst Kompetenz im Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologie private sowie wirtschaftliche Lebensbereiche entscheidend. Digitale Inklusion wird als wirtschaftlicher „Enabler“ gesehen, der nicht nur Zugang zu Märkten erleichtert, sondern auch das gesellschaftliche Leben positiv beeinflusst. Unternehmen, die während der Pandemie unter unzureichender digitaler Infrastruktur litten, erlebten erhebliche Umsatzeinbußen, was den Bedarf an einer „digital-ready“ Gesellschaft verdeutlichte.
Die Entwicklung eines Digital Inclusion Index (RB DII) hat es ermöglicht, digitale Inklusion systematisch zu untersuchen. Dieser Index basiert auf Faktoren wie dem Zugang zu digitaler Technologie und der digitalen Kompetenz der Bevölkerung. Zwischen 2017 und 2020 verzeichneten alle Länder, mit Ausnahme Sudans, einen Anstieg in ihrem Index-Wert für digitale Inklusion.
Im Kontext der Pandemie wurde die Bedeutung von digitalen Medien als Kommunikationsmittel mit dem Ziel, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten, zunehmend klar. Die Digitalisierung im Bildungsbereich wurde durch den „DigitalPakt Schule“ gefördert, wenngleich nicht ohne erkennbare Mängel in der Infrastruktur, die die Notwendigkeit einer digitalen Transformation unterstrichen.
Die Diskussion über digitale Grundrechte hat sich intensiviert. Führende Persönlichkeiten wie Heiko Maas argumentieren, dass ein Katalog digitaler Grundrechte notwendig ist, um den Herausforderungen einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft gerecht zu werden. Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass die Digitalisierung nicht als ein temporäres Phänomen verstanden werden kann, sondern als grundlegender Prozess, der die Gesellschaft nachhaltig verändert.