Digitale Zukunft der Demokratie: Paderborner Studie schlägt Alarm!
Interdisziplinäre Studie an der Universität Paderborn untersucht digitale Demokratie im Projekt INNOVADE. Webinar am 21. Oktober.

Digitale Zukunft der Demokratie: Paderborner Studie schlägt Alarm!
Am 30. September 2025 haben Paderborner Wissenschaftler*innen die Ergebnisse ihrer interdisziplinären Studie im Rahmen des Projekts INNOVADE vorgestellt. Unter dem Titel „INNOVAtive DEmocracy through digitalisation“ zielt die Studie darauf ab, zu ergründen, wie digitale Technologien demokratische Prozesse stärken können. Partnerorganisationen des Projekts sind unter anderem „Beyond the Horizon“, „Fundación Cibervoluntarios“, „Hybrid Core“ und KU Leuven. Dieses weitreichende Vorhaben bietet umfassende Einblicke in aktuelle und zukünftige (digitale) Demokratiemodelle, digitale Öffentlichkeiten und Online-Partizipation.
Die Studie ist über 300 Seiten umfassend und schließt mit zehn konkreten Empfehlungen, darunter die Stärkung der partizipativen und deliberativen Demokratie sowie die Erhöhung der Bürger*innenbeteiligung an Entscheidungsprozessen. Ein wesentliches Anliegen der Forscher*innen ist die Gewährleistung klarer verfassungsrechtlicher Schutzmechanismen und Maßnahmen gegen fremde Einflussnahme und Desinformationen. Der Projektkoordinator Fatih Yilmaz betont, dass eine Anpassung der Institutionen an die Digitalisierung unbedingt notwendig sei. Die Studie wurde so aufbereitet, dass sie auch für Laien verständlich ist, und wird durch Grafiken sowie Tabellen ergänzt.
Inhalte der Studie
- Untersuchung digitaler Öffentlichkeiten
- Online-Partizipation und digitaler Aktivismus
- Elektronische Wahlen
- Open Governance mit Fokus auf Transparenz und Bürger*innenbeteiligung
Ein zentraler Punkt der Studie ist die Analyse der Bedrohungen durch Desinformation und die Manipulation von Wahlprozessen. Angesichts der wachsenden Komplexität der digitalen Welt und der damit verbundenen politischen Implikationen sind fundierte politische Entscheidungen unerlässlich. Max Weber definiert Politik als das Treffen kollektiv verbindlicher Entscheidungen, die sowohl materielle als auch immaterielle Werte betreffen, wie beispielsweise den Schutz personenbezogener Daten und die Sicherstellung einer flächendeckenden Internetversorgung. Die digitale Kommunikation ohne feste Grenzen erschwert es, demokratische Entscheidungen effektiv umzusetzen, was zu einem Spannungsverhältnis zwischen nationalen und globalen Entscheidungen führt.
Für Länder bedeutet dies, dass Unterschiede in den Internetangeboten und die nationale Regulierung zunehmend zu einem Problem werden können. Netzpolitik hat sich in Deutschland als eigenständiges Politikfeld etabliert, und fachliche Zuständigkeiten sind in den politischen Institutionen stark verankert. Das Aufkommen digitaler Technologien hat die gesellschaftlichen Regulierungsforderungen nach der Corona-Pandemie verstärkt. Der Cyberspace wird zunehmend als Bereich für politische Aktivitäten betrachtet.
Herausforderungen und Chancen
Die zunehmende Digitalisierung verändert die Demokratie auf vielfältige Weise. Die Erwartungen an digitale Beteiligung wurden häufig nicht erfüllt, wobei technische Herausforderungen – wie die Notwendigkeit der Geheimhaltung und Nachvollziehbarkeit digitaler Wahlen – hervorgehoben werden. Auch die Partizipation ist von Ungleichheiten betroffen. Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen wird die Professionalisierung der Zivilgesellschaft immer wichtiger, da Bürger*innen mehr Transparenz und Responsivität von politischen Institutionen fordern.
Die Transformation der Demokratie wird als mehrdimensionales Ergebnis politischen Handelns verstanden, und es zeigt sich, dass die Struktur der kommunikativen Infrastruktur entscheidend für die demokratische Teilhabe ist. Die digitale Kommunikation hat nicht nur die Öffentlichkeit transformiert, sondern auch die politischen Steuerungsmechanismen verändert. Folglich ist es notwendig, politische Bildung voranzutreiben, um die Bürger*innen für die Chancen und Risiken der digitalen Kommunikation zu sensibilisieren.
Die Ergebnisse dieser Studie werden in einem Webinar am 21. Oktober 2025 präsentiert, und Interessierte können sich über die Projekt-Webseite anmelden. Die Studie ist kostenfrei zugänglich und richtet sich an Politiker*innen, Wissenschaftler*innen, Bürger*innen sowie Akteur*innen der demokratischen Regierungsführung, um die digitale Demokratie aktiv zu fördern und zu unterstützen. Die umfassende Auseinandersetzung mit digitalen Demokratiemodellen und den damit verbundenen Herausforderungen ist ein entscheidender Schritt in die Zukunft der Demokratie.
Universität Paderborn berichtet, dass die Studie auch die notwendig gewordene Anpassung von Institutionen an die digitale Transformation thematisiert. Das Digitale als Einflussfaktor auf politische Entscheidungen wird von LPB BW weiter unterstützt, indem es die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung für die Demokratie beleuchtet. Die Bundeszentrale für politische Bildung ergänzt rund um die Analysen, dass das Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Digitalisierung und Demokratie für die politische Bildung von grundlegender Bedeutung ist.