Genetische Fakten: Birkhühner tanzen nicht um ihr Aussehen!

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Forschung der Uni Bielefeld zu Birkhühnern zeigt, wie genetische Mutationen Fortpflanzungserfolg beeinflussen.

Forschung der Uni Bielefeld zu Birkhühnern zeigt, wie genetische Mutationen Fortpflanzungserfolg beeinflussen.
Forschung der Uni Bielefeld zu Birkhühnern zeigt, wie genetische Mutationen Fortpflanzungserfolg beeinflussen.

Genetische Fakten: Birkhühner tanzen nicht um ihr Aussehen!

Am 11. August 2025 veröffentlichte ein Forschungsteam unter der Leitung von Biologin Rebecca Chen von der Universität Bielefeld bedeutende Ergebnisse zur genetischen Variation und dem Fortpflanzungserfolg männlicher Birkhühner. Die Studie mit dem Titel „Predicted deleterious mutations reveal the genomic mechanisms underlying fitness variation in a lekking bird“ erschien in der renommierten Fachzeitschrift *Nature Ecology & Evolution*. Die Hauptthese der Untersuchung besagt, dass weniger die äußerlich sichtbaren Merkmale der Männchen, sondern vor allem deren Verhalten den Paarungserfolg entscheidend beeinflusst.

Diese Erkenntnis revolutioniert bisherige Annahmen über die Fortpflanzung von Birkhühnern. Männchen, die viele schädliche genetische Mutationen tragen, sind seltener an Balzplätzen (Leks) zu finden und verpassen daher bedeutende Fortpflanzungsmöglichkeiten. In der Studie wurden die vollständigen Genome von 190 Männchen analysiert, wobei Verhaltens- und Fortpflanzungsbeobachtungen über längere Zeiträume einflossen. Besonders auffällig ist, dass sowohl homozygote als auch heterozygote Mutationen negative Auswirkungen auf den Fortpflanzungserfolg haben, was den bisher vorherrschenden Blick auf genetische Belastungen infrage stellt.

Auswirkungen genetischer Veränderungen

Die Forschung zeigt, dass Mutationen in regulatorischen DNA-Abschnitten, insbesondere in Promotoren, sich besonders gravierend auswirken. Diese Beeinträchtigungen in den regulatorischen Regionen behindern die Anpassungsfähigkeit der Männchen, insbesondere ihr Balzverhalten. Weibchen beobachten vor allem dieses Verhalten bei der Partnerwahl und nicht unbedingt die physischen Merkmale der Männchen.

Die Arbeit ist Teil des Joint Institute for Individualisation in a Changing Environment (JICE), das an den Universitäten Bielefeld und Münster angesiedelt ist. JICE hat das Ziel, die individuellen Unterschiede von Tieren und Menschen im Zusammenhang mit Umweltveränderungen zu verstehen. Diese Studie verknüpft genetische Daten zudem mit Verhaltens- und Umweltfaktoren, um den Fortpflanzungserfolg in freier Wildbahn zu erklären.

Genetische Vielfalt und Fortpflanzungserfolg

Die Bedeutung genetischer Vielfalt erstreckt sich jedoch über die Birkhühner hinaus. In einem umfassenden Kontext untersucht artensterben.de die Herausforderungen, die mit dem Verlust genetischer Vielfalt verbunden sind. Langzeitstudien zeigen, dass genetische Vielfalt entscheidend für das Überleben einer Art und deren Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen ist. Ein besorgniserregendes Ergebnis ist, dass zwei Drittel (66,6 %) der untersuchten Populationen, unabhängig von ihrem Bedrohungsstatus, genetische Vielfalt verlieren.

Vögel und Säugetiere sind besonders betroffen, während manche Insekten- und Fischarten stabile genetische Vielfalt aufweisen. Der Verlust dieser Vielfalt kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter Lebensraumverlust, Krankheiten und übermäßige Bejagung. Historische Beispiele wie der Beutelwolf und das Quagga verdeutlichen die gefährlichen Folgen eines solchen Verlustes.

Die genetische Belastung ist nicht nur ein Problem für Tiere, sondern auch für den Menschen. Eine Analyse von genetischen Daten aus der UK Biobank zeigt, dass schädliche Genvarianten, die Kinderlosigkeit und kognitive Fähigkeiten beeinflussen können, weit verbreitet sind. Träger eines schädlichen Gens erlebt oft mildere Symptome, was die Klassifikationen von genetischen Erkrankungen infrage stellt und die Notwendigkeit weiterer Forschung unterstreicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl bei Birkhühnern als auch in breiteren biologischen Kontexten genetische Vielfalt von zentraler Bedeutung ist. Die laufenden Studien verdeutlichen die Dringlichkeit, genetische Faktoren in der Fortpflanzung und Gesundheit weiter zu untersuchen, um das Überleben und die Anpassungsfähigkeit von Arten in einer sich schnell verändernden Welt zu sichern.