Neuer Lehrstuhl für Kinderpsychologie: Möllmann kämpft gegen Körperdysmorphie!
Prof. Dr. Anne Möllmann leitet an der UNI Witten/Herdecke Forschungsprojekte zu Körperdysmorphie und Misophonie für junge Menschen.

Neuer Lehrstuhl für Kinderpsychologie: Möllmann kämpft gegen Körperdysmorphie!
In der heutigen Zeit kämpfen viele Kinder und Jugendliche mit einem verzerrten Selbstbild, das durch verschiedene soziale und mediale Einflüsse geprägt wird. Prof. Dr. Anne Möllmann, die an der Universität Witten/Herdecke auf die Professur für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie berufen wurde, fokussiert ihre Forschung auf Körperdysmorphe Störungen. Diese Störungen manifestieren sich, wenn Betroffene sich auf vermeintliche Makel konzentrieren und zu der Überzeugung gelangen, dass sie inakzeptabel sind. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt untersucht sie, wie negative Körperbilder frühzeitig erkannt und behandelt werden können. Dabei kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, wie Fragebögen, Eyetracking und Motion-Capture-Systeme, um detaillierte Einblicke in die Wahrnehmung der Betroffenen zu gewinnen. Möllmann hebt hervor, dass emotionale Reaktionen auf ein negatives Körperbild oft mit Unsicherheit, Scham und Ekel einhergehen und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können.
Ein zentraler Aspekt der Forschung ist die Erlangung eines Verständnisses dafür, ab wann die Selbstwahrnehmung verzerrt ist und wie diese Verzerrung psychische Erkrankungen beeinflusst. Körperbildstörungen sind besonders häufig unter Jugendlichen, die in der Pubertät oft ein starkes Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Aussehen entwickeln. Diese Unzufriedenheit wird erheblich durch die Nutzung sozialer Medien verstärkt, die idealisierte Körperdarstellungen propagieren. Ein Bericht von [wer.de] zeigt, dass 11 % der Jugendlichen Anzeichen eines problematischen Verhaltens in Bezug auf soziale Medien aufweisen, wobei der Anteil unter Mädchen mit 13 % höher ist als unter Jungen (9 %). Jede dritte Jugendliche ist ständig online mit Freunden in Kontakt, was den Druck, einem Idealbild zu entsprechen, weiter erhöht.
Risikofaktoren und Hilfsansätze
Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper kann gravierende Folgen haben. Die Risiken reichen von der Entwicklung von Essstörungen wie Anorexie und Bulimie bis hin zu Körperdysmorphie. Laut [psychotherapie.tools] hängen diese Probleme eng mit Mobbing und sozialem Druck zusammen, die wesentliche Risikofaktoren darstellen. Ebenso spielt die Familie eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Selbstwertgefühls. Eltern können durch einen wertschätzenden Umgang mit ihrem eigenen Körper und gesundes Vorbildverhalten einen positiven Einfluss ausüben.
Um Kindern und Jugendlichen zu helfen, ein positives Körperbild zu entwickeln, schlagen Experten mehrere Übungen vor: Dazu gehören ein selbstfürsorglicher Umgang durch gesunde Ernährung ohne Leistungsdruck, das Setzen von Grenzen bei unangenehmen Körpergefühlen sowie die Förderung einer vorurteilsfreien Körperwahrnehmung durch Berührung. Diese Methoden sollen helfen, das Selbstwertgefühl zu stärken und unrealistischen Schönheitsidealen entgegenzuwirken.
Vorbereitung auf die Herausforderungen der digitalen Welt
Die Herausforderungen, die die digitale Welt mit sich bringt, sind enorm. Prof. Dr. Möllmann plant deshalb gezielte Angebote in der Psychotherapeutischen Ambulanz für Kinder und Jugendliche des Zentrums für Psychische Gesundheit und Psychotherapie (ZPP), um ihnen in dieser Hinsicht Unterstützung zu bieten. In der Lehre legt sie großen Wert auf Prävention und kindgerechte Psychotherapie, indem sie mit Studierenden übt, Vertrauen in der therapeutischen Arbeit aufzubauen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstreicht in einem Bericht die Notwendigkeit von Medienkompetenz. Dr. Hans Henri P. Kluge betont, dass interventionen altersgerecht, geschlechtersensibel und kulturell angepasst sein sollten. Die WHO fordert zudem mehr Investitionen in gesundheitsfördernde schulische Umgebungen und schult Pädagogen sowie Gesundheitsfachkräfte, um digitale Kompetenzen zu unterstützen. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche in die Lage zu versetzen, fundierte Entscheidungen über ihre Online-Aktivitäten zu treffen und so ihr Wohlbefinden zu schützen.