Gleichstellung in der Medizin: Geschlecht und Diversität jetzt im Fokus!
Die Universität Kiel und die Universität zu Lübeck fordern mehr Geschlechtergerechtigkeit in der medizinischen Forschung zur besseren Versorgung.

Gleichstellung in der Medizin: Geschlecht und Diversität jetzt im Fokus!
Die Berücksichtigung von Geschlecht und Diversitätsmerkmalen in der medizinischen Forschung und Gesundheitsversorgung wird zunehmend als entscheidend anerkannt. Heute befasst sich das Thema mit der kritischen Notwendigkeit, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in der Datenlage zu berücksichtigen. Studien belegen, dass die Krankheitsverläufe und Therapieerfolge stark vom biologischen Geschlecht abhängen. So sind beispielsweise Männer überproportional häufig von Sepsis betroffen, während Frauen im Alter häufiger an Herzinsuffizienz leiden. Diese Aspekte werden jedoch in vielen klinischen Studien häufig vernachlässigt. Die Folgen sind unzureichende medizinische Versorgungsstandards, die aus fehlenden differenzierten Daten resultieren, wie uni-kiel.de berichtet.
Die Notwendigkeit eines umfassenderen Ansatzes wird auch durch die Initiative von Prof. Stefan Schreiber, Sprecher des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI), unterstrichen. In dieser Initiative haben die medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), die Sektion Medizin der Universität zu Lübeck (UzL) und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) ein gemeinsames Data Sharing Statement beschlossen. Ziel dieser Maßnahme ist die Förderung von Datentransparenz in der medizinischen Forschung und die Unterstützung von Wissenschaftlern, die differenzierte Daten nach Geschlecht und Diversitätsmerkmalen in ihren Publikationen zur Verfügung stellen. Prof. Joachim Thiery hebt die Bedeutung solcher Merkmale für eine ganzheitliche klinische Forschung hervor, da sie das Erkennen subtiler Unterschiede erleichtern.
Geschlechtersensible Ansätze in der Forschung
Ein geschlechtersensibler Ansatz ist insbesondere wichtig, da Symptome bei Frauen und Männern unterschiedlich ausgeprägt sein können. Beispielsweise zeigen Frauen bei einem Herzinfarkt andere Symptome als Männer. Psychische Erkrankungen wie Depressionen werden häufig bei Männern seltener diagnostiziert, obwohl Frauen in vielen Fällen stärker betroffen sind. Diese individuellen Unterschiede, die über Geschlecht, Alter und Lebensstil hinausgehen, sind zentral für die Entwicklung gezielter Behandlungsmethoden. Hierbei betont das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dass die Berücksichtigung geschlechtersensibler Aspekte in der klinischen Forschung notwendig ist, um die derzeit existierenden Datenlücken zu schließen, wie gesundheitsforschung-bmbf.de darlegt.
Zur Reduzierung des Gender Data Gap in der klinischen Forschung hat das BMBF im April 2025 die Förderinitiative mit 43 Projekten und 5,7 Millionen Euro ins Leben gerufen. Zu den Schwerpunkten gehört auch die Förderung von interdisziplinären Zentren zur reproduktiven Gesundheit, die seit November 2023 eingerichtet wurden. Diese Zentren widmen sich Themen wie Frauengesundheit, männlicher Fortpflanzungsfähigkeit und dem Einfluss von Übergewicht.
Die Zukunft der geschlechtersensiblen Medizin
Um die Reaktionsfähigkeit auf Therapien zu verbessern, unterstreicht Prof. Gabriela Riemekasten die Notwendigkeit genetischer Betrachtungen in der medizinischen Forschung. Die Initiativen der beiden Universitäten setzen ein klares Zeichen für mehr Gleichstellung, Diversität und Präzision in der medizinischen Forschung. Diese Bestrebungen stehen im Einklang mit internationalen Richtlinien, wie dem ICMJE, das die ethische Verpflichtung betont, Daten aus klinischen Studien verantwortungsvoll zu teilen.
Die fortwährenden Entwicklungen im Bereich der geschlechtersensiblen Medizin verdeutlichen den anhaltenden Forschungsbedarf. Zahlreiche Studien, darunter Werke von Bartig et al. (2021) und Heise et al. (2019), zeigen die signifikanten gesundheitlichen Herausforderungen und Diskriminierungsrisiken im Gesundheitswesen, die durch geschlechtsspezifische Unterschiede bedingt sind. Die Berücksichtigung dieser Unterschiede wird nicht nur als notwendig, sondern als entscheidend für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Deutschland und weltweit angesehen, wie bundesstiftung-gleichstellung.de detailliert erläutert.