
Am 8. März 2025 startete an der Freien Universität Berlin ein bedeutendes Forschungsprojekt mit dem Titel „LGBTIQ* Movements as Agents of Democratization: Historical, Contemporary, and Future Resources for Imagining Inclusive and Diverse Democracies“. Dieses Projekt wird von der VolkswagenStiftung mit 1,4 Millionen Euro gefördert und hat eine Laufzeit von drei Jahren und drei Monaten. Die Forschungsaktivitäten sind auf die Standorte Berlin, Gießen und Wien verteilt und werden von einem transdisziplinären Team unter der Leitung von Dr. Andrea Rottmann durchgeführt.
Das Projektteam setzt sich aus Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen zusammen, die in den Bereichen queere Archive, Theater, Geschichtswissenschaft und Politikwissenschaft tätig sind. Ziel ist es, LGBTIQ*-feindlichen Narrativen und Desinformation mit historischem Wissen entgegenzutreten. Um dieses ambitionierte Vorhaben zu realisieren, sind mehrere innovative Aktivitäten geplant, darunter die Erschließung und Digitalisierung von Archivbeständen, die Schaffung einer Oral-History-Sammlung sowie Theaterworkshops und Digital Storytelling.
Historische Kontexte der Queeren Bewegung
Die Queere Geschichte ist geprägt von Herausforderungen und Erfolgen, die tief in den gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt sind. Im 19. Jahrhundert erlebten queere Menschen in Europa häufig Verfolgung, insbesondere durch den Paragraphen 175, der 1871 in Deutschland Homosexualität kriminalisierte. Der Durchbruch zur Stärkung der Rechte kam schrittweise, etwa mit der Gründung des Instituts für Sexualwissenschaft durch Magnus Hirschfeld im Jahr 1919, einem Pionier der LGBTQ+-Bewegung.
Die schrecklichen Repressionen während der NS-Zeit führten dazu, dass Tausende queere Menschen in Konzentrationslagern ermordet wurden. Das rosa Dreieck, das die Homosexuellen tragen mussten, wurde später zu einem Symbol des Widerstands. Nach dem berühmten Stonewall-Aufstand von 1969 in New York, der als Wendepunkt der globalen LGBTQ+-Bewegung gilt, begann ein neuer Aufbruch. In Deutschland inspirierte dieser Aufstand Aktivist:innen und führte zur Gründung der ersten Christopher Street Day-Demonstrationen in den 1970er Jahren.
Forderungen und Fortschritte der Queeren Rechte
Die 1980er Jahre waren stark von der AIDS-Pandemie geprägt. Inmitten von Stigmatisierung entstand eine beispiellose Solidarität innerhalb der queeren Gemeinschaft, mit Organisationen wie der Deutschen AIDS-Hilfe, die für medizinische Unterstützung und Aufklärung kämpften. Ein bedeutender rechtlicher Fortschritt wurde mit der Einführung der eingetragenen Lebenspartnerschaft im Jahr 2001 erlangt, gefolgt von der „Ehe für alle“ in Deutschland, die 2017 eingeführt wurde.
Seit 2018 können Geschlechtseinträge als „divers“ angegeben werden, und 2020 wurde das Verbot von Konversionstherapien für Minderjährige beschlossen. Trotz dieser Fortschritte bleiben Diskriminierung und Gewalt gegen queere Menschen ein zentrales Problem. Aktuelle Themen wie die Reform des Transsexuellengesetzes und die Anerkennung queerer Elternschaft müssen immer noch adressiert werden.
Die Sichtbarkeit queerer Menschen in Kultur, Literatur und Medien wächst, doch die Herausforderungen sind weiterhin präsent und erfordern kontinuierlichen Einsatz.