
Ein akuter Lehrkräftemangel ist derzeit in ganz Deutschland zu spüren, auch an den Schulen in Berlin. Diese Situation hat die Humboldt-Universität zu Berlin (HU) dazu veranlasst, zum Wintersemester 2025/26 neue Ein-Fach-Quereinstiegsmasterstudiengänge ins Leben zu rufen. Dieses innovative Bildungsangebot richtet sich speziell an Absolvent*innen nicht-lehramtsbezogener Studiengänge, die eine Karriere im Lehramt anstreben.
Der neu eingeführte Ein-Fach-Lehramtsmaster soll als Antwort auf den bestehenden Lehrkräftemangel dienen. Die HU übernimmt hierbei eine Vorreiterrolle in Berlin, indem sie die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz (KMK) umsetzt. Ziel ist es, den Bedarf an qualifizierten Lehrkräften, insbesondere in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Wirtschaftspädagogik (MINT-Fächer), zu decken. Bewerbungen für das Programm sind bis zum 31. August 2025 möglich.
Studieninhalte und Fächerangebot
Die neuen Studiengänge werden in sieben Fachrichtungen angeboten: Biologie, Chemie, Französisch, Informatik, Mathematik, Physik und Wirtschaftspädagogik. Dabei wurden die Studieninhalte in enger Zusammenarbeit mit den Fachbereichen der Fakultäten entwickelt. Das Programm umfasst Fachwissenschaften, Fachdidaktik und Bildungswissenschaften, sowie praxisnahe Schulpraktika, die Themen wie Inklusion, Medienbildung und Demokratiebildung abdecken.
Das Studium soll die angehenden Lehrkräfte auf die Herausforderungen des Schulalltags vorbereiten und einen nahtlosen Übergang in den Berliner Vorbereitungsdienst ermöglichen. Auch Studierende aus anderen Bundesländern haben die Möglichkeit, sich für die neuen Programme zu bewerben, was die Reichweite der Initiative weiter erhöht.
Politische Unterstützung und Zukunftsperspektiven
Die Notwendigkeit solcher Programme wird auch von der Politik unterstützt, einschließlich der Ankündigung von Christine Streichert-Clivot, Präsidentin der Kultusministerkonferenz, neue Wege in das Lehramt zu eröffnen. Diese sollen dazu dienen, Lehrende mit unterschiedlichen Biografien für den Lehrerberuf zu gewinnen und den Quereinstieg zu erleichtern. In Sachsen-Anhalt wird beispielsweise ein duales Lehramtsstudium eingeführt, das praktische Erfahrungen fördert.
Eine Verbesserung der Lehrkräftebildung ist essenziell, um den zunehmend komplexen Anforderungen der Schulen gerecht zu werden, vor allem angesichts steigender Schülerzahlen und dem Ausbau von Ganztagsschulen. Laut einer Forsa-Umfrage berichten 60% der Schulleiter von einem Anstieg langfristig erkrankter Lehrkräfte, was das Problem des Lehrkräftemangels noch verstärkt.
Die neue Ein-Fach-Q-Masters sind Teil einer umfassenden Strategie zur Steigerung der Absolvent*innenzahlen im Lehramt und sollen sowohl die Qualität als auch die Quantität der Lehrkräfte nachhaltig verbessern. Dennoch gibt es Kritik an den neuen dualen Studiengängen und der Einführung von Ein-Fach-Lehrkräften. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht hierin Risiken. Bildungsministerin Karin Prien betont jedoch, dass diese Ansätze zusätzliche Möglichkeiten schaffen, ohne die grundständige Lehrkräftebildung zu vernachlässigen.
Die Professional School of Education (PSE) der HU hat mit diesen neuen Masterstudiengängen ein zukunftsorientiertes Modell entwickelt, das die moderne Lehrkräftebildung in Berlin maßgeblich beeinflusst. Fragen zu den Studiengängen können an Ann-Cathrine Liebsch und Magnus John gerichtet werden.