
Das Forschungsprojekt „European Youth in Education and Transition to the Labour Market“ (EDU-LAB), koordiniert von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, nimmt sich einer der drängendsten Herausforderungen der Bildungsforschung an: der Einfluss sozialer Herkunft auf die Bildungsbiografien junger Menschen in Europa. Laut uni-bamberg.de zielt das Projekt darauf ab, vor allem den Übergang in die Berufswelt zu analysieren und Prozesse zu identifizieren, die Schulabbrüche verringern und berufsbezogenes Lernen verbessern können. Die Förderung umfasst rund 3 Millionen Euro, wobei etwa 300.000 Euro direkt in die Universität Bamberg fließen.
Die Laufzeit des Projekts ist bis Dezember 2027 angelegt. An der Erforschung sind verschiedene Institutionen aus mehreren europäischen Ländern beteiligt, darunter Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus Österreich, Deutschland, Griechenland und Portugal. Zielgruppe sind junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren, wobei der Fokus auf Chancengleichheit und dem Einfluss von politischen Maßnahmen, Investitionen und systemischen Faktoren liegt.
Soziale Ungleichheit im Bildungssystem
Im Kontext der Bildungsungleichheit ist es wichtig zu betonen, dass Bildung eine entscheidende Rolle für den Zugang zu Beruf, Einkommen und gesellschaftlicher Teilhabe spielt. Artikel 7 des Grundgesetzes verpflichtet den Staat zur Erziehung und Bildung aller Kinder. Bildungseinrichtungen sind in Deutschland in der Regel kostenlos oder stark subventioniert, der Schulbesuch ist bis zum 18. Lebensjahr verpflichtend. Dennoch zeigen bpb.de und bpb.de, dass der Bildungserfolg stark von der sozialen Herkunft abhängt. Im Jahr 2021 erreichten nur etwa 50% der jungen Menschen aus sozial schwachen Familien eine Berufsausbildung.
Im Gegensatz dazu haben über 50% der Personen aus Akademikerfamilien ein Studium abgeschlossen. Diese Ungleichheiten ergeben sich nicht nur aus ungleichen Lernbedingungen, sondern auch aus den frühen Bildungsentscheidungen, die in der Schule getroffen werden. Es wird weiterhin berichtet, dass das deutsche Bildungssystem als „Sortiermaschine“ fungiert, die Schüler früh in unterschiedliche Schulformen einteilt und dadurch Unterschiede verstärkt, anstatt sie auszugleichen.
Frühkindliche und schulische Bildung
Frühkindliche Bildung spielt eine wesentliche Rolle im Erlernen kognitiver und nicht-kognitiver Kompetenzen. Berichte zeigen, dass qualitativ hochwertige Kindertagesbetreuung entscheidend dazu beitragen kann, herkunftsbedingte Unterschiede zu verringern. Während die Bildungsbeteiligung von 3- bis unter 6-Jährigen hoch ist, zeigen sich bei der Teilnahme an frühpädagogischen Angeboten soziale Unterschiede: Kinder aus sozial benachteiligten Familien nehmen seltener an solchen Angeboten teil.
Zudem verdeutlichen Studien wie PISA, TIMSS und IGLU, dass Leistungsunterschiede zwischen Schülern aus unterschiedlichen sozialen Schichten bestehen. In der Sekundarstufe I und II sind Kinder aus Akademikerfamilien häufig im Vorteil und erreichen höhere Abschlüsse. Besonders auffällig ist die geringen Beteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund an gymnasialen Bildungsgängen.
Das EDU-LAB Projekt wird auch die Erfahrungen junger Menschen und relevanter Gruppen wie Familien, Lehrkräften und Arbeitgeber in die Forschung einbeziehen, um praktisch umsetzbare Ergebnisse zu erzielen. Die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern soll dazu beitragen, die Herausforderungen der schulischen und beruflichen Integration unterrepräsentierter Gruppen zu bewältigen. Durch eine vergleichende Untersuchung der Bildungssysteme in verschiedenen Ländern hofft die Forschung, wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen, die zu einer Verbesserung der chancenungleiche Bildungssituation in Europa beitragen könnten.