
Die Bodenerosion stellt eine ernsthafte Bedrohung für den Weinbau dar, insbesondere in Hanglagen. Extreme Wetterereignisse, wie Trockenheit und Starkregen, führen vermehrt zu Bodenabtrag und -wegspülung. In diesem Kontext beschreibt die Universität Trier, dass ein internationales Forschungsprojekt aktuelle Lösungen für Winzer entwickeln will. Das Projekt mit dem Titel „Sustainable Soil Management Decision Support System in Viticulture“ wird von der Europäischen Union unterstützt und hat das Ziel, digitale Werkzeuge für den Schutz des Bodens zur Verfügung zu stellen.
Ein Team von vier Forschenden aus Trier, die sich auf Physische Geographie spezialisiert haben, wird an diesem Vorhaben mitarbeiten. Dr. Manuel Seeger, Akademischer Oberrat in diesem Fachbereich, hebt hervor, dass die Weinbauregionen in Trier und Granada vergleichbare Bedingungen aufweisen. Daher wird das Team im März 2024 nach Andalusien reisen, um dortige Gegebenheiten zu analysieren.
Digitale Lösungen für Winzer
Das geplante digitale Werkzeug in Form einer App wird den Winzern helfen, fundierte Entscheidungen bezüglich des Bodenschutzes zu treffen. Dabei wird die App umfassende Informationen zur Bodenbeschaffenheit, zur Anlage von Grünbewuchs und zur Schädlingserkennung bieten. Die Trierer Forschenden bringen ihre umfangreiche Erfahrung in Geländemessungen, Drohnenaufnahmen und Vegetationsdokumentation in das Projekt ein.
Die Bereitschaft zur Umsetzung von Schutzmaßnahmen gegen Bodenerosion ist in Deutschland bereits hoch. Im Rahmen des Projekts werden auch internationale Partner aus den Bereichen Soziologie und Humangeographie zusammenarbeiten. Diese analysieren die Bereitschaft und Wahrnehmung spanischer und griechischer Winzer gegenüber neuen Lösungsansätzen. Nach einer vierjährigen Förderperiode soll schließlich auch die Anwendbarkeit dieser Methodik auf andere Landwirtschaftszweige untersucht werden.
Globale Herausforderungen der Bodenqualität
Die Herausforderungen der Bodenerosion sind nicht nur auf die Weinbauindustrie beschränkt. Ein aktueller Bericht, der im Rahmen des Klimareporters diskutiert wird, weist darauf hin, dass weltweit etwa 40 % der Böden als geschädigt gelten. Ursachen sind neben extremen Wetterereignissen auch intensive Bodenbearbeitung, der Einsatz von Pestiziden sowie Urbanisierung. Diese Faktoren tragen zur Verschlechterung der Bodenqualität bei und haben gravierende Auswirkungen auf die Sicherheit der Welternährung und die Stabilität des Klimas.
Seit den 1970er Jahren ist eine historische Bodenverschlechterung zu beobachten. Angesichts des 16. Gipfels der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung in Riad wird die Dringlichkeit dieses Themas nochmals unterstrichen. Im Jahr 2023 gab es Berichte über eine dramatische Bodendegradation, die das Überleben der Menschheit bedroht. Die Fläche der landwirtschaftlich degradierten Gebiete wächst jährlich um etwa eine Million Quadratkilometer und betrifft 1,8 Milliarden Menschen, insbesondere in den ärmsten Ländern der Welt.
Angesichts dieser globalen Herausforderungen sind nachhaltige Lösungen unerlässlich. Der Einsatz neuer Technologien, wie Big Data und Künstliche Intelligenz, könnte dabei helfen, die Bodendegradation zu bekämpfen und gleichzeitig die Produktivität der Landwirtschaft zu steigern. Die Notwendigkeit für Agrarstrukturreformen und ein besseres Wasser-Management wird zunehmend deutlicher, um die bestehenden Probleme zu lösen und die Ernährungssicherheit langfristig zu gewährleisten.