
In Deutschland wartet eine alarmierende Anzahl von Menschen auf ein Spenderorgan. Aktuell sind es über 8.200 Patientinnen und Patienten, die auf eine rettende Transplantation angewiesen sind. An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sind etwa 1.000 dieser Betroffenen in Wartestellung. Die unzureichenden Spenderzahlen stehen im Mittelpunkt einer aktuellen Diskussion über die Organspende, die am 27. Februar 2025 in einem öffentlichen Talk an der MHH vertieft werden soll. Experten aus verschiedenen Bereichen werden an diesem Abend Lösungen zur Erhöhung der Zahl der verfügbaren Organe diskutieren. Dr. Axel Rahmel von der Deutschen Stiftung Organtransplantation beschreibt die Lage der wartenden Patientinnen und Patienten als „dramatisch“ und fordert mehr Engagement.
Trotz einer hohen Zustimmung von 85 Prozent der Bevölkerung zur Organspende haben nur wenige Menschen ihre Entscheidung diesbezüglich dokumentiert. Dies ist ein zentrales Hindernis für Verbesserungen in der Organspende. Der Bundestag hat in seiner letzten Sitzung noch nicht über die drängende Gesetzesinitiative abgestimmt, die eine Widerspruchsregelung zur Organspende einführen soll. Ein solcher Schritt wäre dazu gedacht, die Zustimmung zur Organentnahme zu erleichtern und damit die Zahl der Spender zu erhöhen.
Überlegungen zur Widerspruchsregelung
Die Widerspruchsregelung, die am 5. Dezember 2024 im Bundestag diskutiert wurde, sieht vor, dass Personen, die nicht explizit widersprechen, als potenzielle Spender gelten. Dieser Gesetzentwurf (20/13804) wurde von fraktionsübergreifenden Abgeordneten eingebracht, um der stagnierenden Spenderzahl entgegenzuwirken. Der Mangel an Spenderorganen ist eklatant und obendrein stehen rund 8.400 Patienten auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Ein neu eingerichtetes Register für Erklärungen zur Organ- und Gewebespende ist seit März 2024 aktiv, um die Dokumentation des Willens zur Organspende zu verbessern.
Die Diskussion um die Widerspruchslösung polarisiert die politischen Lager. Während SPD-Abgeordnete wie Sabine Dittmar einen Paradigmenwechsel in der Organspende fordern, äußern Vertreter der FDP und AfD Bedenken. Kristine Lütke (FDP) betont das Recht auf Selbstbestimmung, während Martin Sichert (AfD) die Regelung als Eingriff in die persönliche Freiheit sieht. CDU-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann unterstützt die Neuregelung und appeliert an die Dringlichkeit der Entscheidung im Sinne der Patienten.
Die Rolle der Aufklärung
Um die Bereitschaft zur Organspende zu erhöhen, ist eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung notwendig. Diese sollte Informationen zur Widerspruchsregelung und zur Wichtigkeit der Organspende umfassen. Prof. Dr. Armin Grau von den Grünen hat wichtige Punkte angesprochen, indem er darauf hinweist, dass Angehörige nur informiert, jedoch nicht entscheidungsbefugt sind, es sei denn bei minderjährigen Spendern ohne eigene Erklärung.
Die anstehende Veranstaltung an der MHH wird von der HAZ und der Hochschule ausgerichtet, um den Diskurs über Organspende zu fördern. An dem Talk werden unter anderem Dr. Markus Quante, Dr. Frank Logemann, Dr. Gertrud Greif-Higer, Anita Wolf und Michael Gertzmann teilnehmen. Interessierte können sich über einen bereitgestellten Link anmelden und HAZ-Leser haben die Möglichkeit, ihre Fragen im Vorfeld an die Redaktion zu senden. Diese Veranstaltung ist kostenfrei und bietet jedem die Chance, aktiv an dieser wichtigen Diskussion teilzunehmen, die möglicherweise das Schicksal vieler Menschen beeinflussen könnte.
Insgesamt spiegelt die Situation um die Organspende sowohl die Notwendigkeit eines politischen Wandels als auch das Bedürfnis nach besserer Aufklärung wider. Ein Mangel an Spenderorganen bleibt eine Herausforderung, die dringend angegangen werden muss, um die Wartelisten zu verringern und das Leben betroffener Menschen zu retten.