
Am 9. März 2025 fand in Frankfurt (Oder) eine Veranstaltung mit dem Titel „TraumaTische GegenWarten, …Oder?!“ statt, die von Katharina Blumberg-Stankiewicz und Dr. Alina Kokoschka organisiert wurde. Die Veranstaltung widmete sich der tiefgreifenden Thematik transgenerationaler Traumata und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Zu Beginn wurde der Kurzfilm „Vom Verschwinden“ von Sven Johne gezeigt. Dieser Film beleuchtet eine intergenerationelle Familiengeschichte im Nachkriegs-Ostdeutschland und liefert beeindruckende Landschaftsaufnahmen des Nationalparks Jasmund sowie der klimabedingt gefährdeten Kreidefelsen. Im Verlauf der Veranstaltung wurde außerdem über die klimatischen Veränderungen der Landschaft und deren Wahrnehmung in Bezug auf den Fluss Oder diskutiert.
Historische Perspektiven und aktuelle Konflikte
Ein zentrales Thema der Diskussion war die „Kontinuität der Gewalt“ und das Verschwinden des Kriegsbewusstseins, besonders im Hinblick auf die ältere Generation und den aktuellen Krieg in der Ukraine. Oleksandra Bienert stellte kritische Fragen zur deutschen Reaktion auf den Ukraine-Konflikt. Diese Reflexionen regten die Teilnehmer dazu an, über die Rolle der Vergangenheit in der gegenwärtigen Gefühls- und Erinnerungskultur nachzudenken.
Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde das Projekt „O-der Töne. Mensch, Land, Fluss – ein Podcast mit uneindeutigen Gesprächen vom Rand der Mitte Europas“ vorgestellt. Dieses Projekt bietet Einblicke in persönliche Erfahrungen mit der Oder und fördert den Austausch zwischen den Menschen der Region. Besonders erwähnt wurde der Besuch der Skulptur „Sorry“ von Joanna Rajkowska, die die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Oder in Polen und Deutschland thematisiert.
Einblick in transgenerationale Traumata
Das Thema transgenerationale Traumata wurde durch die Geschichte von Lilli Heinemann, einer Journalistin, die in ihrer Familie nach den Ursachen von seelischen Wunden forschte, weiter vertieft. Diese Wunden werden oft von Generation zu Generation weitergegeben. Speziell am 20. November, einem Gedenktag für verstorbene Verwandte, wird oft an die traumatischen Erlebnisse vergangener Generationen erinnert. Lilli erforschte ihre Familiengeschichte, um zu verstehen, wie die schicksalhaften Ereignisse des Zweiten Weltkriegs das Leben ihrer Familie prägten.
Psychologen wie Sandra Konrad betonen die Bedeutung der Erforschung solcher Familiengeschichten und die Notwendigkeit, über vergangene Traumata zu sprechen. Diese Gespräche können helfen, die psychologischen Wunden zu heilen und zukünftige Generationen nicht mit unbearbeiteten Schicksalen zu belasten.
Ein paralleles Beispiel für die Vererbung von Traumata findet sich in der Publikation „Vererbte Wunden. Transgenerationale Weitergabe traumatischer Erfahrungen“, herausgegeben von Marianne Rauwald. Die Monografie beschreibt, wie seelische Verletzungen durch familiäre Bindungen und Erfahrungen weitergegeben werden können. Dabei werden auch die biologischen Grundlagen und psychologische Herausforderungen behandelt.
Blick in die Zukunft
Die Fotoausstellung „Oder-Los“ von Oleksandra Bienert, die im Gräfin-Dönhoff-Gebäude bis Ende April 2025 zu sehen ist, ergänzt die Veranstaltung und lädt die Besucher ein, die Flusslandschaften fotografisch zu erkunden. Diese Ausstellung und die erwähnten Projekte zeigen, wie wichtig es ist, sowohl individuelle als auch kollektive Geschichten zu erzählen, um ein tieferes Verständnis für die Gegenwart zu entwickeln und eine Brücke zur Zukunft zu schlagen.
Insgesamt verdeutlicht diese Veranstaltung, dass der Dialog über die Vergangenheit eine essenzielle Rolle in der Bewältigung von Traumata spielt und dass ein gemeinsames Herangehen an die eigenen Geschichten notwendig ist, um zukünftige Generationen zu stärken.