
Am 5. März begann die Expedition des Forschungsschiffs Maria S. Merian, die für sechs Wochen in der griechischen Ägäis unterwegs sein wird. Die Expedition wird vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg geleitet und in Kooperation mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel durchgeführt. Der Abfahrtshafen dieser Erkundungsfahrt war Málaga, Spanien.
Das Ziel dieser hochkomplexen Mission ist die umfassende Erfassung seismischer und geologischer Daten, um die tektonischen Prozesse und Naturgefahren dieser Region zu untersuchen. Die Route führt von Methana über den Ägäischen Vulkangürtel bis zur Insel Nisyros und rund um Kreta. Ein besonderer Fokus liegt auf den akustischen Messungen und der Entnahme von Sedimentproben bis in Tiefen von 2000 Metern.
Untersuchungsbereiche und Ziele
Ein zentraler Untersuchungsbereich umfasst den Unterwasservulkan Kolumbo, der sich ungefähr sieben Kilometer nordöstlich von Santorini befindet und in den letzten Wochen eine erhöhte seismische Aktivität zeigt. Diese Zeitspanne wird durch bedeutende historische Daten geprägt, da Kolumbo während eines Vulkanausbruchs im Jahr 1649 vorübergehend über Wasser auftauchte, was eine der stärksten Eruptionen der letzten 1000 Jahre darstellt und mit verheerenden Erdbeben auf Santorin einherging.
Zusätzlich konzentriert sich die Expedition auf den Ägäischen Vulkanbogen zwischen Milos und Nisyros, einschließlich des Christiana-Santorini-Kolumbo-Vulkanfelds (CSKVF). Auch die südöstlichen Kontinentalhänge rund um Kreta werden eingehend untersucht, um Sedimentbewegungen und potenziellen Rutschungen zu dokumentieren.
Auswirkungen der seismischen Aktivität
Die besorgniserregenden Berichte über die seismische und vulkanische Aktivität rund um Santorini werden durch die Einschätzungen von Geophysikerin Emily Hoeft von der University of Oregon verstärkt. Sie hebt hervor, dass sich der Santorini-Vulkan erneut auflädt, was langfristige Auswirkungen auf die Region haben könnte.
Unmittelbare Daten weisen auf verstärkte Bewegungen im Kolumbo-Vulkan hin, was auf eine potenzielle Gefahr größerer seismischer und vulkanischer Ereignisse hindeutet. Während Magma in der Erdkruste oft verbleibt, besteht dennoch die Möglichkeit, dass es an die Oberfläche gelangt. Dies könnte nicht nur Auswirkungen auf Griechenland haben, sondern auch auf die türkischen Küstengebiete. Simulationen zeigen, dass der Meeresboden südwestlich der Insel Anydros als wahrscheinlichster Punkt für einen möglichen Magma-Austritt gilt.
Die widerkehrende seismische Aktivität in und um den Kolumbo-Vulkan unterstreicht die Bedeutung kontinuierlicher Überwachungsmaßnahmen. So kam es 2011 zu einem Erdbeben der Stärke 3,2, das sofort eine Phase verstärkter seismischer Aktivität einleitete, während im Februar 2012 eine Serie von Beben in der betreffenden Störungszone dokumentiert wurde. Die wissenschaftliche Gemeinschaft wird deshalb weiterhin zur erhöhten Wachsamkeit aufgerufen.
Zusammengefasst zielt die laufende Expedition darauf ab, Wissenslücken zu schließen und belastbare Szenarien zur Gefahrenbewertung in dieser aktiven vulkanischen Region zu entwickeln. Die Gefahr für die Region bleibt real, und die Ergebnisse dieser Forschung könnten entscheidend sein für das Verständnis der dynamischen Prozesse, die in der Ägäis stattfinden.