
Das Forschungskolleg „Europäische Zeiten/European Times (EUTIM)“ an der Europa-Universität Viadrina setzt seine wichtige Forschung über Ungleichzeitigkeiten und heterogene Vorstellungen von Zeitlichkeit in Europa fort. Am 17. Januar 2025 fand die offizielle Eröffnung der zweiten Förderphase im Forum Transregionale Studien in Berlin statt. Diese neue Phase hat im Oktober 2024 begonnen und wird für drei Jahre mit rund 1.143.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt. EUTIM, das 2021 ins Leben gerufen wurde, verfolgt die These, dass das Zeitverständnis in Mittel- und Osteuropa seit dem Kalten Krieg signifikant von westeuropäischen Vorstellungen abweicht.
Das Projekt wird nicht nur von der Europa-Universität Viadrina, sondern auch von der Universität Potsdam und dem Forum Transregionale Studien getragen. Es hat sich zum Ziel gesetzt, verschiedene Regime der Zeitlichkeit in Kulturen, Geschichte und Literatur Europas zu untersuchen, wobei der Schwerpunkt auf den Besonderheiten Mittel- und Osteuropas liegt. Schwerpunkte bilden dabei bekannte Zeitlichkeitsdiskurse wie verlorene Utopien und Inflation von Dystopien, die durch aktuelle Entwicklungen wie Russlands Retropolitik und den Ukraine-Konflikt noch verstärkt werden.
Forschungsschwerpunkte und Ziele
EUTIM analysiert die Auswirkungen heterogener Zeitkonzeptionen auf gesellschaftliche und kulturelle Vorstellungen und untersucht die Relationen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft anhand konkreter Fallbeispiele. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Wissenschafts- und Ideengeschichte sowie auf kulturellen Selbstbeschreibungen in Mittel- und Osteuropa. Diese umfassende Analyse soll nicht nur das Verständnis für die regionalen Eigenheiten vertiefen, sondern auch die Osteuropaforschung in der Region Brandenburg und Berlin stärken.
Zusätzlich zielt das Projekt darauf ab, innovative Konzepte offener Regionalstudien in Deutschland zu entwickeln. Es fördert die Entstehung qualitativ hochwertiger Dissertationen, Habilitationen und Postdoc-Projekte, unterstützt von Nachwuchsforschergruppen und einem strukturierten Promotionsprogramm. Dabei sind die Principal Investigators Prof. Dr. Annette Werberger, Prof. Dr. Andrii Portnov und Prof. Dr. Alexander Wöll maßgeblich beteiligt.
Kooperationspartner und Netzwerkarbeit
Die Kooperation umfasst neben den oben genannten Partnern auch die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität Berlin, die Leuphana Universität Lüneburg und die Universität der Künste Berlin. Diese umfassende Vernetzung ist entscheidend für die transregionale Forschung und den Wissenstransfer, die für EUTIM zentral sind. Neben dem Forum Transregionale Studien, das für die Wissenschaftskommunikation verantwortlich ist, spielen auch Programme wie „Prisma Ukraïna“ und „Europa im Nahen Osten“ eine wichtige Rolle.
Mit einer Vielzahl von Wissenschaftler:innen trägt das Projekt dazu bei, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern und unterschiedliche Perspektiven zusammenzuführen. So werden unter anderem die Arbeiten von Elen Budinova, Fabian Erlenmaier, Ricarda Fait-Bartolomäus und anderen in die Forschung integriert, um die Thematik facettenreich aufzubereiten und zu diskutieren.
Mit diesen umfassenden Forschungsansätzen stellt EUTIM eine bedeutende Initiative zur Untersuchung der komplexen zeitlichen Dimensionen in Europa dar und bietet neue Einsichten in die kulturellen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart.