
Am 8. März 2025, anlässlich des internationalen Weltfrauentags, betont die WHU – Otto Beisheim School of Management die dringende Notwendigkeit, die Rolle von Frauen in den Wirtschaftswissenschaften zu stärken. Nach aktuellen Daten sind Frauen in diesem Bereich stark unterrepräsentiert; lediglich 5% der im BWL-Ranking der WirtschaftsWoche erfassten Forschenden im deutschsprachigen Raum sind weiblich. Unter den Top drei der Qualitätsrankings finden sich jedoch zwei Forscherinnen der WHU: Prof. Dr. Nadine Kammerlander und Prof. Dr. Fabiola Gerpott, die den ersten und dritten Platz einnehmen. Die WHU nutzt diesen Tag, um die Verdienste von Forscherinnen zu würdigen und deren wichtige Beiträge zur Wissenschaft hervorzuheben, insbesondere in der Lehre und Forschung.
Im Rahmen ihrer Initiativen hat die WHU beschlossen, im März auf Bewerbungsgebühren für Frauen zu verzichten, die sich für Vollzeit-Bachelor- oder Masterstudiengänge bewerben. Diese Maßnahme ist Teil einer größeren Strategie zur Förderung weiblichen Nachwuchses in der Wirtschaft, die in verschiedenen Formen implementiert wird, von Studentinnen bis zu Juniorprofessorinnen. Die Herausforderungen für Gründerinnen stehen ebenfalls im Fokus der aktuellen Forschung. Juniorprofessorinnen Julia de Groote und Pisitta Vongswasdi beleuchten, dass Frauen in der Gründerszene mit drei bedeutenden Hindernissen konfrontiert sind: dem ständigen Bedarf, sich zu beweisen, dem Ausschluss aus entscheidenden Netzwerken und dem Widerstand gegenüber ernsthaften Investoren, die Diversity-Initiativen tatsächlich unterstützen wollen. Diese Barrieren führen oft dazu, dass Gründerinnen frustriert ihre Vorhaben aufgeben.
Forschung und Herausforderungen in der Führung
Zusätzlich untersuchen Dr. Lioba Gierke und Dr. Sofia Schlamp Diversität in Führungsetagen unter dem Aspekt des Geschlechts. Ihr Ziel ist es, die Hindernisse, die Frauen in der Führung begegnen, abzubauen und organisatorische Veränderungen zu unterstützen. Die Erkenntnisse ihrer Arbeit zeigen, dass es zwar in den Verhaltensweisen männlicher und weiblicher Führungspersönlichkeiten oft keine signifikanten Unterschiede gibt, jedoch Wahrnehmungsunterschiede bestehen, die stark durch Stereotype geprägt sind. Es wird betont, dass Frauen einen entscheidenden Einfluss auf zukünftige Management- und Unternehmenskonzepte haben können.
Die Situation für Frauen in Startups ist ebenso prekär, wie eine Studie zeigt, die von PwC Deutschland in Partnerschaft mit anderen Institutionen veröffentlicht wurde. Diese Studie zu Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion in deutschen Startups ergab, dass die Mehrheit der Gründer:innen DEI (Diversity, Equity, Inclusion) als wichtig erachtet, jedoch nur 35% dies als unternehmerischen Mehrwert sehen. Vor allem Frauen erleben im Gründungsprozess stärkere Diskriminierungen, wobei 46% der Befragten dies bestätigen. Trotz der hohen Bedeutung von Diversität haben nur wenige Startups konkrete DEI-Maßnahmen umgesetzt. Dabei halten 76% der Gründerinnen DEI für wichtig, im Gegensatz zu 66% der männlichen Gründer.
Diversität als strategische Ressource
Die AllBright-Stiftung weist darauf hin, dass in deutschen Unternehmen, insbesondere Familienunternehmen, nach wie vor eine stark männerdominierte Führungskultur herrscht. In börsennotierten Unternehmen beträgt der Frauenanteil in Vorständen lediglich 25%, während große Familienunternehmen einen Männeranteil von 87% aufweisen. Diese Ungleichheit hat negative Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg, insbesondere in Sektoren wie der Automobilindustrie, die in der Vergangenheit oft homogene Teams bevorzugt haben. Der steigende öffentliche Druck auf Unternehmen, Diversität zu fördern, könnte letztlich zu einem Umdenken führen.
Die Risiken in wirtschaftlichen Krisenzeiten sind ebenfalls nicht zu unterschätzen; Wiebke Ankersen von der AllBright-Stiftung warnt davor, dass Gleichberechtigung und Diversität in solchen Zeiten schnell vernachlässigt werden können. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen Diversität als strategische Ressource begreifen und für die Gestaltung von Arbeitsplätzen und Karrieren aktiv einsetzen. Homogene Teams, die wenig Veränderungsfreude zeigen, können in kritischen Momenten den Unternehmenserfolg gefährden. Diversität fördert hingegen eine bessere Entscheidungsfindung, indem unterschiedliche Perspektiven und Diskussionen einfließen.
Insgesamt sind die Bemühungen um Gleichheit und Diversität in der deutschen Wirtschaft noch lange nicht am Ziel. Zukünftige Initiativen müssen sicherstellen, dass die Stimmen von Frauen in den Führungsetagen stärker Gehör finden und dass die Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen, endlich angegangen werden.