
Die Forschung rund um das Gärtnern hat in Zeiten drängender ökologischer Herausforderungen an Bedeutung gewonnen. Die Universität Würzburg hat ein Projekt ins Leben gerufen, das den Umgang von Gärtnerinnen und Gärtnern mit den aktuellen Wandeln untersucht. Unter dem Titel „Planting Future: Multispicies Gardening in the Anthropocene“ (kurz: „Multispecies Gardening“) wird eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Professorin Michaela Fenske, zur Förderung von nachhaltiger Gartenkultur und gesellschaftlichem Wandel gebildet.
Das von der Volkswagenstiftung mit über 1,2 Millionen Euro geförderte Vorhaben zielt darauf ab, Gärtnerinnen und Gärtner als „Agents of Change“ zu positionieren. Diese Rolle soll sie in die Lage versetzen, aktiv zur Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels, des Artensterbens und invasiver Arten beizutragen. In Deutschland gibt es rund 17 Millionen private Gärten, die als wichtige Mikrokosmen für diese Transformationen fungieren können.
Einrichtung der Zusammenarbeit
Im Rahmen dieses Projekts kooperiert die Forschungsgruppe mit der Bayerischen Gartenakademie. Diese Institution ist dabei, Freizeitgärtnerinnen und -gärtner bei der Anpassung an klimatische Veränderungen zu unterstützen. Beispielsweise erhalten sie Beratung zu resilienteren Pflanzenarten. Die Forschungsgruppe wird engen Kontakt zur Bevölkerung pflegen, um deren Wahrnehmung und den Umgang mit den Wandelprozessen zu verstehen.
Das Anthropozän beschreibt den menschlichen Einfluss auf die Umwelt und zeigt auf, wie wichtig anpassungsfähiges Handeln in der Gartenkultur ist. Geplante Formate, wie Ausstellungen, Bücher und Filme, sollen die Forschungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Der offizielle Projektstart ist für den 1. April 2025 angesetzt, wobei der Schwerpunkt zunächst auf Unterfranken liegt, gefolgt von deutschlandweiten Projekten. Interessierte Gärtnerinnen und Gärtner sind eingeladen, mit der Forschungsgruppe in Kontakt zu treten.
Klimawandel als zentrale Herausforderung
Der Klimawandel hat bereits deutliche Spuren hinterlassen. So war der Winter 2022 um 1,5 °C wärmer als der Durchschnitt und zählte zu den warmsten Winters in der Messgeschichte, wie die Berichterstattung zeigt. Der Frühling 2022 wurde mit einem Temperaturrekord von 33,7 °C in Bludenz zum einen der wärmsten und trockensten Frühlingszeiten in den letzten 164 Jahren für Österreich.
Diese klimatischen Extreme haben weitreichende Konsequenzen nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die Selbstversorgung und die Gartenkultur insgesamt. Die Forschungsgruppe nutzt diese realen Herausforderungen, um klare Impulse für einen gesellschaftlichen Wandel durch Gärtnern zu setzen. Gärten, als weit verbreitetes Element der Mittelschicht, entfalten ein großes Potenzial für Transformationen, auch wenn sie oft als weniger transformationsfreudig gelten.
In Anbetracht dieser dynamischen Rahmenbedingungen werden in der Forschung auch die Möglichkeiten untersucht, wie kleinere Transformationen im Gartenbau auf größere gesellschaftliche Veränderungen übertragen werden können. Im Spannungsfeld zwischen Umweltbewusstsein und praktischen Lösungen wird das Gärtnern somit zu einer Schlüsselkompetenz in der heutigen Zeit.