
Die Pädagogische Hochschule Heidelberg (PHHD) hat sich erfolgreich für das Professorinnenprogramm 2030 beworben, das darauf abzielt, den Frauenanteil an Hochschulen in Deutschland zu erhöhen. Angesichts eines schon beeindruckenden Anteils von 47 Prozent Frauen an der PHHD, was eine beinahe paritätische Besetzung der Professuren darstellt, setzt die Hochschule auf Zielgerichtetheit und Struktur in der Gleichstellung. Antje Karbe von der Presse & Kommunikation hat in einem Interview mit Dr. Frauke Janz, der Gleichstellungsbeauftragten, und Dr. Wolfgang Schultz, dem Gleichstellungsreferenten, die Pläne und Erfolge der PHHD in Sachen Gleichstellung intensiv erörtert.
Ein zentrales Anliegen des Professorinnenprogramms, das 2008 ins Leben gerufen wurde, ist es, der sogenannten „leaky pipeline“ entgegenzuwirken, bei der Frauen auf verschiedenen akademischen Karriereleitern stetig in der Vertretung abnehmen. Der Frauenanteil unter Professorinnen in Deutschland liegt aktuell bei etwa 29 Prozent, während er bei den Doktorandinnen 46 Prozent und bei Habilitandinnen 37 Prozent beträgt. Trotz der Erfolge der PHHD, wie etwa dem hohen Frauenanteil unter den Studierenden, sind gezielte Förderungen insbesondere in den Bereichen Naturwissenschaften und Technik nötig, um diese Diskrepanz weiter zu reduzieren.
Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung
Die PHHD hat diverse Maßnahmen zur Unterstützung von Frauen in der Wissenschaft implementiert. Teil dieser Maßnahmen ist es, Sitzungen so zu planen, dass sie um 17:00 Uhr enden, um Mitarbeitenden mit Kindern die Teilnahme zu erleichtern. Auch Erziehungszeiten werden bei der Beurteilung akademischer Leistungen berücksichtigt. Darüber hinaus hat die Hochschule Mentoringprogramme für Doktorandinnen durch externe Professorinnen etabliert und vergibt einen Preis für Nachwuchswissenschaftlerinnen, um herausragende Promotionsarbeiten zu würdigen.
Trotz der positiven Entwicklung wird betont, dass es noch Herausforderungen gibt. Nur 63 Prozent der Doktorandinnen sind Frauen, und fast die Hälfte der Professoren ist nach wie vor männlich. Zukünftig plant die PHHD, die Nachwuchsförderung zu verstärken und gezielt Studentinnen zur Promotion zu ermutigen. Hierzu sind Qualifikationsstellen für Frauen sowie Überbrückungsstellen in der Wissenschaft angedacht.
Die Zukunft der Gleichstellung an der PHHD
Eine der ambitionierteren Maßnahmen der PHHD ist die Einstellung eines Berufungsmanagers. Dieser soll aktiv Professorinnen rekrutieren und zur Strukturbildung der Gleichstellung an der Hochschule beitragen. Ein wichtiges Diskussionsthema bleibt auch die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Förderung von Männern für bestimmte Studiengänge, wie etwa dem Grundschullehramt, obwohl hier bislang nur begrenztes Interesse festgestellt wurde.
Die Förderung der Gleichstellung in der Wissenschaft ist nicht nur eine Aufgabe der PHHD, sondern auch zentral für die nationale Bilanz. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat mit dem Professorinnenprogramm ein umfassendes Konzept verabschiedet, um den Anteil von Professorinnen an Hochschulen zu erhöhen. Die Programme bemühen sich um eine kontinuierliche Verbesserung der Gleichstellungsstrukturen und können auf mehr als 900 geförderte Professuren blicken. Zudem steht ein Fördervolumen von 320 Millionen Euro bis zum Jahr 2030 zur Verfügung, um gezielte Initiativen voranzutreiben.
Die PHHD verfolgt das Ziel, mit zukunftsweisenden Strategien und einem klaren Fokus auf strukturelle Gleichstellung die Vielfalt an Hochschulen in Deutschland zu erhöhen. Damit wird nicht nur die akademische Landschaft bereichert, sondern auch die Qualität der Forschung und Lehre nachhaltig verbessert. Die neue Einreichungsrunde für das Professorinnenprogramm 2030 läuft bis zum 31. August 2025, was weiteren Hochschulen die Möglichkeit gibt, ihre Gleichstellungskonzepte einzureichen und von Förderungen zu profitieren.