
Am heutigen Tag, dem 9. März 2025, haben das Institut für Architektur der TU Berlin sowie das Hochschulnetzwerk „Gemeinsam für die Bauwende“ einen offenen Brief zur kommenden Bundestagswahl veröffentlicht. In diesem Schreiben, das von 32 Hochschulen und Universitäten unterzeichnet wurde, werden zehn dringliche Forderungen für eine soziale und ökologische Bauwende formuliert. Deutschland hat sich verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu werden, doch der Gebäudesektor, der momentan für etwa 40 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, birgt erhebliche Herausforderungen für diese Zielmarke.
Besonders alarmierend ist, dass der Gebäudesektor für 92 % der Entnahmen mineralischer Rohstoffe und rund 55 % des Abfallaufkommens verantwortlich ist. Dies erfordert ein engagiertes Handeln und entschlossene politische Maßnahmen. Der offene Brief kritisiert zudem die bestehenden politischen Verzögerungen und Blockaden, die einer notwendigen Transformation entgegenstehen. Positiv hervorzuheben sind Beispiele aus Dänemark, den Niederlanden und Frankreich, die zeigen, dass eine sozial-ökologische Bauwende durchaus möglich ist.
Zehn zentrale Forderungen
Die im Brief formulierten Forderungen sind:
- Bedarfsgerechtes und flächeneffizientes Bauen: Umbau statt Neubau.
- Abrissmoratorium: Transformation des Gebäudebestands.
- Hinterfragen von Standards: Lowtech Bauen.
- Angemessene Sanierungen im Bestand: CO2-Bilanzierung im GEG.
- Kreislaufgerechtigkeit: Regionale Bio-Bauökonomie.
- Durchmischte Quartiere: Hybrid nutzbare Gebäude.
- Klimaresilienz: Biodiversität.
- Sprunginnovationen: Reallabore und Transferforschung.
- Wertschöpfung Bauwende: Bildungsoffensive Bauschaffende.
- Forschungsförderung: Vernetzung Bauwende in den Ministerien.
Die nächste Legislaturperiode wird als entscheidend für den Gebäudesektor angesehen. Wissenschaftler*innen bieten ihre Expertise zur sozial-ökologischen Transformation an und appellieren an politische Entscheidungsträger*innen, sich zu diesen wissenschaftlichen Forderungen zu bekennen. Das Hochschulnetzwerk setzt sich zudem dafür ein, ökologische und sozial gerechte Themen in der akademischen Lehre zu integrieren und wird von 65 Lehrenden von 32 Institutionen unterstützt.
Nachhaltige Baustandards und Kriterien
Neben den vorliegenden Forderungen wird im Kontext des nachhaltigen Bauens auch auf die verschiedenen Kriterien verwiesen, die eine nachhaltige Entwicklung gewährleisten sollen. Laut Carmen e.V. müssen nachhaltige Produkte und Dienstleistungen ökonomische, soziale und ökologische Kriterien erfüllen. Zu den ökologischen Kriterien gehören die Wahl der Rohstoffe, Ressourcenschonung, Transportwege und Emissionen während der Nutzung.
Des Weiteren werden soziale Kriterien wie die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie die Einhaltung von ILO-Kernarbeitsnormen hervorgehoben. Auch die ökonomische Perspektive wird betrachtet, da die Wirtschaftlichkeit von Produkten und deren Lebenszykluskosten entscheidend für die Umsetzung nachhaltiger Baupraktiken sind.
Um den Übergang zu nachhaltigem Bauen zu unterstützen, hat die Bundesregierung verschiedene Instrumente wie das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) ins Leben gerufen. Dieses wurde im Juli 2021 eingeführt, um nachhaltige Gebäude in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zertifizieren zu können. Das QNG definiert Anforderungen in Klimaschutz, Ressourcenschonung und Gesundheitsschutz. Zudem steht das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) als wichtiger Akteur im Bereich nachhaltiges Bauen zur Seite und entwickelt fortlaufend Instrumente zur Verbesserung der Bauweise.
Zusammengefasst zeigt sich, dass die Herausforderung der sozial-ökologischen Bauwende sowohl auf politischer Ebene als auch in der praktischen Umsetzung im Bauwesen einen hohen Stellenwert einnimmt. Die Stimme der Wissenschaft und der Bildungsinstitutionen wird dabei entscheidend sein, um notwendige Veränderungen zu einem umweltfreundlichen und sozial gerechten Bausektor voranzutreiben.