
Eine Gruppe von Studierenden und Professor*innen der Hofstra University in New York unternahm kürzlich eine einwöchige Stippvisite nach Bremen, unterstützt von der Constructor University. Ziel des Aufenthalts war es, das deutsche Gesundheitswesen und den Sozialstaat kennenzulernen. Das Programm umfasste neben Vorträgen von Wissenschaftler*innen auch Gespräche mit Gesundheitsexpert*innen aus verschiedenen Bereichen. Die Teilnehmenden waren besonders beeindruckt von der solidarischen Ausrichtung des deutschen Systems im Vergleich zu ihrem amerikanischen Pendant.
Initiatorin des Charmes, Magdalena Dieterle, Koordinatorin für Internationale Programme an der Constructor University, betonte die Bedeutung derartiger Kurzzeitprogramme für Studierende. In diesem Rahmen hatten die 12 Studierenden und 3 Professor*innen die Gelegenheit zu einem Austausch mit Politiker*innen. Ein bemerkenswerter Vertreter war Reiner Bensch von der CDU, der Einblicke in aktuelle gesundheitspolitische Themen gab.
Kulturelle und fachliche Eindrücke
Besondere kulturelle Exkursionen machten den Besuch zu einem umfassenden Erlebnis. Die Gruppe besuchte das Auswanderermuseum in Bremerhaven sowie das Paula Modersohn Becker Museum, was zur Erkundung der deutschen Kultur und Geschichte beitrug. Während ihrer Zeit in Deutschland hielten Wissenschaftler*innen wie Dr. Franziska Deutsch und Dr. Solveig Lena Hansen Vorträge, die sich mit den Herausforderungen des deutschen Gesundheitswesens befassten.
Die Diskussionen beleuchteten nicht nur die Stärken, sondern auch die Schwächen des Systems. Während Deutschland im internationalen Vergleich eine hohe Verfügbarkeit an Gesundheitspersonal bietet und mit 213 Krankenhauseinweisungen pro 1.000 Einwohnenden deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt, bestehen auch Herausforderungen wie der Personalmangel und technologische Lücken. Diese Aspekte wurden von den Studierenden und Professor*innen eingehend erörtert.
Gesundheitliche Chancengleichheit und strukturelle Defizite
Ein weiterer kritischer Punkt, der zur Sprache kam, war das Thema der gesundheitlichen Chancengleichheit. Laut Berichten gibt es in Deutschland trotz eines guten Zugangs zu Versorgungseinrichtungen beträchtliche Mängel in der Versorgung. Diese Ungleichheiten sind teilweise auf starke ökonomische Partikularinteressen und auf die Beharrungskraft gewachsener Institutionen zurückzuführen. Die Herausforderungen in der Gesundheitsförderung und Prävention sind deutlich spürbar, da Fortschritte in der Realität oft hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Vergleicht man die Kontaktfrequenz mit Ärzten, zeigen sich ebenfalls Unterschiede. Im Schnitt geht jeder Bundesbürger in Deutschland fast zehnmal pro Jahr zu einem Arzt, während in Ländern wie Frankreich dieser Wert nur bei 5,6 Besuchen liegt. Das deutsche System wird als gut zugänglich wahrgenommen, was auch in der relativ geringen Zahl von Menschen erkennbar ist, die aus finanziellen Gründen auf medizinische Behandlungen verzichten. Dennoch gibt es erhebliche Defizite, insbesondere in der Primärversorgung.
Zusammenfassend zeigt der Besuch der Hofstra University, dass der Austausch zwischen Kulturen und Systemen nicht nur bereichernd ist, sondern auch wertvolle Erkenntnisse über die eigenen Stärken und Schwächen des jeweiligen Gesundheitswesens bietet. Die engagierten Diskussionen und Analysen der Teilnehmenden unterstreichen die Relevanz solcher internationalen Kooperationen und die Notwendigkeit, bestehenden Herausforderungen proaktiv zu begegnen.