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Isolation und Kreativität: Jugendliche in Krisenzeiten stärken!

Eine aktuelle Studie des Instituts für Erziehungswissenschaft der Universität Münster beleuchtet die soziale Teilhabe von Jugendlichen in stationären Jugendhilfeeinrichtungen während der Coronapandemie. Der Fokus liegt auf den speziellen Herausforderungen, die diese Jugendlichen im Vergleich zu ihren Altersgenossen in Familien erleben mussten. Die Forschung, geleitet von Prof. Dr. Claudia Equit und Elisabeth Thomas, ist Teil eines Projektes, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.

Im Rahmen der Studie wurden 40 Jugendliche im Alter von 14 bis 22 Jahren aus 27 unterschiedlichen Einrichtungen befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass der Kontakt zu Gleichaltrigen eine wesentliche Unterstützung darstellt, um mit den pandemiebedingten Einschränkungen zurechtzukommen. Die untersuchten Jugendlichen haben verschiedene Bewältigungsstrategien entwickelt, darunter den digitalen Kontakt zu Freunden sowie den problematischen Umgang mit Schulvermeidung und Drogenkonsum.

Soziale Isolation und kreative Lösungen

Die strengen Sicherheitsauflagen führten zu erheblichen Kontaktbeschränkungen zur Herkunftsfamilie, vor allem bei jungen Menschen in betreuten Einzelwohnungen. Einige Jugendliche berichteten von wochenlanger Isolation, da persönliche Kontakte außerhalb der eigenen vier Wände untersagt waren. Trotz dieser Herausforderungen zeigen die Jugendlichen ein bemerkenswertes Verständnis und Kreativität im Umgang mit der Isolation.

Allerdings waren die Lernbedingungen während der Pandemie besonders schwierig. Es fehlte an angemessener technischer Ausstattung, wie Laptops und Internetverbindungen, zudem erhielten viele nur unzureichende Unterstützung beim digitalen Lernen. Im Vergleich dazu berichteten Jugendliche in Pflegefamilien von besseren Bedingungen, wenn auch hier Konflikte und Gewalt nicht oberflächlich blieben.

Forschungsansatz und langfristige Ziele

Das Projekt, welches unter dem Namen JuPa firmiert, zielt darauf ab, die Auswirkungen der Coronakrise auf die Teilhabe und die Bildungsbedingungen von Jugendlichen in stationären Einrichtungen genauer zu untersuchen. Hierbei werden nicht nur die Perspektiven der Jugendlichen, sondern auch die Sichtweise von Fachkräften der Jugendhilfe berücksichtigt. Die Forschung schließt eine zentrale Forschungslücke, die sich um Bildungsbenachteiligungen und soziale Teilhabe während der Pandemie dreht.

Um diese Herausforderung anzugehen, werden Qualitätskriterien zur Förderung sozialer Teilhabe entwickelt. Diese Kriterien sollen in eine Handreichung für Fachkräfte übernommen werden, die konkrete Fördermöglichkeiten anbieten. Die Datenerhebung erfolgt durch qualitative Interviews mit 40 Jugendlichen sowie durch standardisierte Online-Befragungen von rund 400 Fachkräften in der Jugendhilfe.

Das Projekt bezieht zusätzliche Erkenntnisse aus dem vorausgegangenen Projekt „Partizipation in Organisationskulturen der Heimerziehung“ (2019-2022) mit ein und nutzt partizipative Verfahren zur gemeinsamen Konzeptentwicklung mit relevanten Akteursgruppen, darunter betreute Jugendliche, Eltern und Fachkräfte. Die Laufzeit dieses aktuellen Projektes spannt sich vom 1. Februar 2023 bis zum 31. Januar 2026 und verfolgt langfristige Ziele der Grundlagenforschung zu Benachteiligungen sowie die Entwicklung innovativer und praktikabler Ansätze.

Die ersten Ergebnisse der untersuchten Studie wurden bereits im Sonderheft 19 der Fachzeitschrift „neue praxis“ veröffentlicht und zeigen die Dringlichkeit, die sozialen Teilhabe- und Bildungsbedingungen von Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen weiter zu verbessern. Rund 128.000 junge Menschen lebten 2023 in stationären Wohngruppen, während etwa 87.000 in Pflegefamilien untergebracht sind, was das Ausmaß dieses Themas verdeutlicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ergebnisse der Studie nicht nur die Herausforderungen der Pandemie für diese spezifische Gruppe beleuchten, sondern auch Perspektiven für zukünftige, kritische Zeiten bieten. Sie weisen auf die Notwendigkeit hin, soziale Teilhabe zu fördern und Bildungsbenachteiligungen aktiv zu kompensieren.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
uni-muenster.de
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isep.ep.tu-dortmund.de
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