
Im Auftrag des Niedersächsischen Kultusministeriums hat die MSH Medical School Hamburg eine neue Online-Plattform entwickelt, die sich ausschließlich an 14- bis 19-jährige Schüler:innen richtet. Die Webseite jugendlichestaerken-niedersachsen.de hat das Ziel, die mentale Gesundheit von Jugendlichen zu stärken und ihnen eine niedrigschwellige Orientierung sowie konkrete Hilfestellungen zu bieten. Diese Initiative ermöglicht es Jugendlichen, sich gegenseitig zu unterstützen und ein besseres Verständnis für psychische Belastungen zu entwickeln.
Besonders in Zeiten, in denen gesellschaftliche Spannungen, Krisen und Falschmeldungen zunehmen, wird die Notwendigkeit solcher Angebote immer deutlicher. Kultusministerin Julia Willie Hamburg hebt hervor, dass die Plattform Jugendlichen dabei helfen soll, über ihre Herausforderungen zu sprechen und Lösungen zu finden. Die Inhalte berücksichtigen die Diversität und unterschiedlichen Lebensperspektiven der Jugendlichen.
Inhalt der Plattform
Die Webseite bietet einen breiten Zugang zu Informationen über psychische Gesundheit und schärft das Bewusstsein für psychische Belastungen. Neben materiellen Hilfestellungen erhalten nicht nur Schüler:innen, sondern auch deren Eltern und Lehrkräfte Zugang zu Arbeitsblättern und Ansprechpartner:innen. Besonders hervorzuheben ist die Möglichkeit, bei Bedarf erwachsene Bezugspersonen oder Fachpersonal einzubeziehen. Prof. Dr. Mathias Kauff, Prof. Dr. Johanna Schröder und Prof. Dr. Sebastian Trautmann leiten dieses Projekt, in das auch Schüler:innen des Landeschüler:innen-Rats sowie Mitarbeitende aus Schulen und Behörden aktiv eingebunden wurden.
Die WHO macht auf die wachsenden Herausforderungen für die mentale Gesundheit von Jugendlichen aufmerksam. Laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation zeigen 11 % der Jugendlichen Anzeichen eines problematischen Verhaltens in Bezug auf soziale Medien, wobei Mädchen mit 13 % stärker betroffen sind als Jungen (9 %). Zudem stehen 36 % der Jugendlichen ständig online mit Freunden in Kontakt, eine Zahl, die bei 15-jährigen Mädchen sogar auf 44 % ansteigt. Diese hohen Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit der Thematik.
Mediennutzung und deren Folgen
Ein großer Teil der Jugendlichen, nämlich 34 %, spielt täglich digitale Spiele, wobei 22 % davon mindestens vier Stunden an Spieltagen aktiv sind. Problematisches Spielverhalten betrifft vor allem Jungen (16 %), während lediglich 7 % der Mädchen betroffen sind. Diese Verhaltensweisen sind oft mit suchtähnlichen Symptomen und einer Beeinträchtigung des täglichen Lebens verbunden. Frühere Studien zeigen, dass problematische Nutzer ein geringeres seelisches und soziales Wohlbefinden aufweisen und auch höheren Substanzkonsum haben.
Dr. Hans Henri P. Kluge von der WHO betont die Notwendigkeit von Medienkompetenz und fordert Maßnahmen wie Altersbeschränkungen für soziale Medien. Damit sollen Jugendliche besser in die Lage versetzt werden, fundierte Entscheidungen über ihre Online-Aktivitäten zu treffen. Dies steht im Einklang mit den Empfehlungen der WHO, die mehr Investitionen in gesundheitsfördernde schulische Umgebungen sowie evidenzbasierte Programme fordert.
Eine differenzierte Analyse zeigt auch geschlechtsspezifische Unterschiede im Spielverhalten. So spielen Jungen nicht nur häufiger, sondern entwickeln auch eher problematische Gewohnheiten. Daher ist es wichtig, dass Interventionen altersgerecht, geschlechtersensibel und kulturell angepasst sind. Um die digitale Kompetenz zu fördern, sind auch Schulungen für Pädagogen und Gesundheitsfachkräfte notwendig, um Jugendliche besser unterstützen zu können.