
Am 8. März 2025 wird weltweit der Internationale Frauentag gefeiert, der seit seiner Einführung im Jahr 1911 als ein bedeutender Anlass zur Diskussion über Geschlechtergerechtigkeit dient. An diesem besonderen Tag beleuchten Forscher und Aktivisten die Fortschritte und Rückschläge in der Geschlechterforschung. Aktuelle Entwicklungen, insbesondere in den USA, gefährden die Gleichstellungsbemühungen, was auch in Deutschland nicht ohne Folgen bleibt. In einem Forschungsprojekt an der Universität Paderborn, geleitet von Prof. Dr. Antje Langer und Dr. Susanne Richter, wird der aktuelle Stand und die Entwicklung der Geschlechterfragen analysiert. Laut uni-paderborn.de haben Diskussionen über systemrelevante Berufe, Sorgearbeit und häusliche Gewalt durch die Coronapandemie an Bedeutung gewonnen.
Die #MeToo-Bewegung hat sexualisierte Gewalt ins Licht der Öffentlichkeit gerückt und zur Einführung der Kategorie „divers“ im Personenstandsgesetz im Jahr 2018 beigetragen. Zudem wird das Selbstbestimmungsgesetz im Jahr 2024 in Kraft treten. Trotz dieser Fortschritte sind Widersprüche in den Geschlechterverhältnissen deutlich gewachsen. Autoritäre Kräfte scheinen in direkter Verbindung zu den fortschrittlichen Entwicklungen zu stehen. Der Wissenschaftsrat hat zudem empfohlen, Gender Studies interdisziplinär breiter aufzustellen, um die Relevanz von Geschlechteraspekten in Forschung und Gesellschaft zu fördern.
Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland
In Deutschland ist die Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Artikel 3, Absatz 2 des Grundgesetzes verankert. Dies umfasst die Rechte gleichermaßen, während die Gleichstellung die politische Umsetzung dieser Rechte beschreibt. Die Hans-Böckler-Stiftung hat die Entwicklungen der Geschlechtergerechtigkeit erforscht und festgestellt, dass Frauen 2020 durchschnittlich 7,9 Stunden weniger arbeiteten als Männer. Eine Besorgnis erregende Zahl von 46 % der Frauen war in Teilzeit beschäftigt, während dies nur auf 11 % der Männer zutraf.
Die Corona-Pandemie hat sich als Rückschlag für die Gleichstellung herausgestellt, da viele Mütter ihre Arbeitszeit reduzierten. Frauen organisieren nach wie vor den Alltag in den meisten Haushalten, unabhängig davon, ob sie in Teilzeit- oder Vollzeitarbeit beschäftigt sind. Der Begriff „Mental Load“ beschreibt die oft unsichtbare Denkarbeit, die besonders Frauen übernehmen, während sie in der Erwerbswelt weiterhin benachteiligt sind.
Gender Pay Gap und Führungspositionen
Eine zentrale Herausforderung bleibt der Gender Pay Gap, der auch 2023 unverändert bleibt. Frauen verdienten 2020 18 % weniger als Männer, und in der Gesamtwirtschaft beträgt dieser Unterschied weiterhin 18 %. Der Anteil der Frauen in Führungspositionen zeigt ebenfalls Verbesserungsbedarf: Nur 11 % der Vorstandsposten und 32 % der Aufsichtsratspositionen sind mit Frauen besetzt. Im dualen Ausbildungssystem sind Frauen unterrepräsentiert und machen lediglich ein Drittel der Auszubildenden aus. Diese Daten belegen, dass geschlechtsspezifische Ungleichheit in fast allen Wirtschaftssektoren präsent ist, was eine umfassende Reform der Gleichstellungspolitik notwendig macht.
Außerdem zeigen aktuelle Untersuchungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts WSI, dass Frauen auch in Branchen wie dem Maschinenbau und der Bauindustrie, wo ihre Anteile bei weniger als 30 % liegen, stark unterrepräsentiert sind. Lediglich in der Textilindustrie beträgt der Frauenanteil 56 %, während im Gesundheitswesen und Sozialwesen hohe Werte von 80 % und 76 % erreicht werden. Diese Statistiken verdeutlichen die Notwendigkeit, bessere Arbeitsbedingungen und Gleichstellungsmöglichkeiten für Frauen zu schaffen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Internationale Frauentag ein dringend erforderliches Bewusstsein für die bestehende Geschlechterungleichheit schafft. Forscher und Organisationen setzen sich intensiv dafür ein, dass Geschlechterfragen in der Forschung, im öffentlichen Diskurs und in der Politik sichtbarer werden. Die Projektinitiative „GeFoWiss“ an der Universität Paderborn ist ein Schritt in die richtige Richtung, um Geschlechteraspekte in der Forschung zu stärken.