
Im Rahmen des EU-Projekts „Reincarnate“ wird ein umfassender Ansatz verfolgt, um den Bausektor in eine Kreislaufwirtschaft zu überführen. Laut der TU Berlin zielt das Projekt darauf ab, die Ressourcenverschwendung im Bauwesen erheblich zu reduzieren. Dr. Timo Hartmann, der das Projekt koordiniert, betont die Notwendigkeit, sich von der traditionellen linearen Bauweise zu entfernen und innovative Konzepte zu entwickeln.
Eine zentrale Initiative innerhalb des Projekts ist die Einrichtung einer Datenbank durch das schwedische Unternehmen RAGN SELLS. Diese Datenbank soll alle Rohmaterialien erfassen, die bei Abrissarbeiten anfallen. Durch ein KI-gestütztes Werkzeug, das in Deutschland entwickelt wurde, können aus diesen erfassten Materialien neue Baustoffe gewonnen werden. Dieser innovative Ansatz ist Teil der zehn digitalen Lösungen, die im Rahmen von „Reincarnate“ eingeführt werden.
Ein Fokus auf nachhaltige Praktiken
In Europa werden Gebäude im Durchschnitt nach etwa 40 Jahren abgerissen, was alarmierende 25-30% des gesamten Abfalls im Bausektor ausmacht. Das Projekt „Reincarnate“ demonstriert in dreizehn Praxisprojekten in Europa und China seine Ziele. Die Hauptfokus liegt darauf, die Lebensdauer von Gebäuden und Materialien zu verlängern sowie hochwertiges Recycling am Lebensende zu fördern.
Die Forschung an der TU Berlin ist ebenfalls wegweisend. Beispiele für innovative Ansätze sind die automatisierte, zerstörungsfreie Demontage von Türen zur Wiederverwendung und die robotergestützte Demontage von einfachverglasten Fenstern, um mehrfachverglaste Fenster herzustellen. Diese Technologien sind konkret auf die Verlängerung der Nutzung von Baumaterialien und die Minimierung von Abfall ausgerichtet.
Die Notwendigkeit einer Kreislaufwirtschaft im Bauwesen wird zunehmend anerkannt. Im Jahr 2022 fielen in Deutschland über 216 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle an. Diese Menge macht satte 54,2% des gesamten Abfallaufkommens des Landes aus, wie das Umweltbundesamt berichtet. Jährlich werden in Deutschland rund 945 Millionen Tonnen Rohstoffe entnommen, wobei ein erheblicher Teil, nämlich 550 Millionen Tonnen, Baustoffe sind.
Digitale Lösungen zur Verbesserung der Ressourcennutzung
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, werden digitale Werkzeuge und künstliche Intelligenz eingesetzt, die ressourceneffizientes und abfallarmes Bauen ermöglichen. Es wurden Plattformen geschaffen, die die Dokumentation von Baustoffen und die Identifizierung von recycelbaren Materialien vereinfachen. Darüber hinaus werden Ansätze wie Urban Mining entwickelt, die Städte als Lagerstätten von Rohstoffen betrachten.
Ein Beispiel für grenzübergreifende Zusammenarbeit ist das Projekt „FutureBalticBauhaus“. Hier arbeitet eine Gruppe, bestehend aus Kommunen in Schweden und Dänemark, an der radikalen Senkung des CO2-Ausstoßes durch die Wiederverwendung von Bauteilen. Geplante Maßnahmen, die bald beginnen sollen, umfassen Weiterbildungsangebote und Pilotprojekte, die den kreislauforientierten Bausektor stärken.
Zudem wird seitens des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz ein Förderaufruf veröffentlicht, der innovative digitale Technologien zur Unterstützung der Kreislaufwirtschaft unterstützt. Projekte, die digitale Lösungen entwickeln oder erproben, können bis zum 24. März 2025 eingereicht werden, wobei der Schwerpunkt auf KI-Systemen und digitalen Zwillingen liegt.
Die Entwicklung dieser Technologien und Konzepte könnte einen wesentlichen Beitrag zu einem nachhaltigeren Bausektor leisten und die Notwendigkeit einer wirtschaftlichen Kreislaufwirtschaft weiter verdeutlichen. Weitere Informationen zur Kreislaufwirtschaft im Bauwesen finden Interessierte auf der Plattform Kreislaufwirtschaft Bau.