
Immer mehr ältere Menschen wünschen sich, in ihrer gewohnten Umgebung zu leben. Die Bedürfnisse dieser Generation stehen dabei im Fokus eines neuen Ansatzes. Ziel ist es, Unterstützung durch Nachbarschaftshilfe zu gewährleisten, die sowohl praktische Hilfe bietet als auch Einsamkeit bekämpft. Ein kürzlich durchgeführtes Modellprojekt, das auf Anregung der hessischen Landesregierung initiiert wurde, hat die wesentlichen Bedürfnisse in diesem Bereich ermittelt.
Das Modellprojekt mit dem Titel „NAH sein – Nachbarschaftshilfe im Alltag und im Haushalt Älterer“ wurde am Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität in Frankfurt durchgeführt. Es wurde finanziell unterstützt vom Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege sowie den hessischen Pflegekassen. Die Ergebnisse dieses Projekts verdeutlichen die Notwendigkeit einer Professionalisierung von Nachbarschaftshilfevereinen, um den Generationenwechsel in diesen Organisationen zu gestalten.
Professionalisierung der Nachbarschaftshilfe
Eine neue Struktur wurde geschaffen: Der Hessische Landesverband der Nachbarschaftshilfen wurde als bundesweit erster seiner Art gegründet. Bei der Abschlussveranstaltung des Projekts wurden die Ergebnisse vorgestellt, und die Verantwortung wurde an den neuen Landesverband übergeben. Die Gründung wird von Dr. Christa Larsen und Dr. Stefan Ekert als Meilenstein für die soziale Infrastruktur für ältere Menschen angesehen.
Ministerin Diana Stolz hob die immense Bedeutung der Nachbarschaftshilfe für die soziale Teilhabe älterer Menschen hervor. Traugott Arens, Vorsitzender der Nachbarschaftshilfe Bad Nauheim, betonte die Vorteile einer Vernetzung und einen professionellen Aufbau der Unterstützungsstrukturen. Thomas Eymann, Vorstandsvorsitzender der Nachbarschaftshilfe Oberer Rheingau, schloss sich an und wies auf die Dringlichkeit hin, den Generationenwechsel in den Vereinen aktiv zu unterstützen.
Vielfältige Angebote zur Entlastung
Nachbarschaftshilfe umfasst zahlreiche Dienstleistungen, die von Haushaltsarbeiten bis hin zu sozialen Aktivitäten reichen. Ehrenamtliche Mitarbeiter stehen heute in vielen Städten und Gemeinden bereit, um Unterstützung zu bieten. Dazu zählen Aufgaben wie Wäsche, Besorgungen, Gartenarbeiten sowie Putzaushilfen. Diese Angebote sind besonders wichtig für ältere Menschen, die Hilfe im Alltag benötigen, sowie für Familien, die während Urlaubszeiten Entlastung suchen.
Die Dienste der Nachbarschaftshilfe können regelmäßig oder bedarfsorientiert in Anspruch genommen werden, etwa für Arztbesuche und Behördengänge. Auch Aktivitäten wie gemeinsame Spaziergänge oder Gesellschaftsspiele werden angeboten, um soziale Isolation zu verhindern. Der erste Kontakt erfolgt in der Regel telefonisch, gefolgt von einem persönlichen Informationsgespräch, bei dem Umfang, Zeitabstände und Finanzierungsfragen geklärt werden. Engagierte Bürger können ebenfalls solche Dienste in Stadtbezirken oder über kirchliche Pflegedienste anbieten.
Diese Unterstützung fördert ein selbstbestimmtes Leben und Wohnen für ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen. Die neuen Strukturen, die bis 2027 darauf abzielen, Professionalisierungsangebote zu etablieren, versprechen eine wesentliche Entlastung auch für die jüngere Generation. Professor Bernhard Brüne von der Goethe-Universität betont, dass diese Maßnahmen auch der jüngeren Generation zugutekommen werden.
Mit insgesamt mehr als 4.500 Ehrenamtlichen, die in diesem Bereich tätig sind, wird die Nachbarschaftshilfe zu einer tragenden Säule für eine lebendige soziale Infrastruktur für ältere Menschen, die weiterhin Teil der Gemeinschaft sein möchten.