
Junge Menschen in der Region Ingolstadt setzen sich aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander. Dr. Ann-Kathrin Bremer untersucht in ihrer Forschung, wie verschiedene Faktoren die Selbstwirksamkeitserwartung von Jugendlichen beeinflussen. Durch ihre aktuellen Befragungen zeigt sich, dass das persönliche Engagement entscheidend ist: Befragte, die sich mit „Fridays for Future“ (FFF) identifizieren, berichten häufig von einer hohen Selbstwirksamkeitserwartung. Dies gilt insbesondere für jene, die sich intensiver mit der Bewegung auseinandersetzen oder planen, sich aktiv zu engagieren. Im Gegensatz dazu zeigen Personen, die mit FFF nicht vertraut sind, eine deutlich geringere Selbstwirksamkeitserwartung.
Bremer stellt zudem fest, dass dieses Engagement in der Nachhaltigkeitsbewegung sich auf die Lebenszufriedenheit der Teilnehmer auswirkt. Insbesondere junge Menschen, die hohe Ansprüche an ihre eigene Umwelt- und Verhaltensweise stellen, berichten von geringerer Lebenszufriedenheit. Dieses Phänomen könnte mit den strengen Maßstäben zusammenhängen, die sie an sich selbst und an die sie umgebende Welt anlegen.
Empfehlungen für die Bildung
Um die Selbstwirksamkeit junger Menschen zu fördern, fordert Bremer eine verstärkte Integration von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Schulen und Universitäten. Sie empfiehlt die Einbindung der Methode des Service Learning, bei der Lehrinhalte mit praktischen Umsetzungen verknüpft werden. Dies soll den Schülern und Studenten ermöglichen, das Gelernte aktiv anzuwenden und so ihre Selbstwirksamkeit zu stärken. Ihre Dissertation, die 2025 unter dem Titel „Nachhaltigkeitsbewusstsein, nachhaltiges Konsumverhalten und Lebensqualität. Die Sicht junger Menschen zwischen 14 und 25 Jahren“ veröffentlicht wird, wird weitere Erkenntnisse zur Thematik liefern.
Parallel zu Bremers Forschung gibt es auch gesellschaftliche Strömungen, die das Verhalten und die Lebensstile der Jugend beeinflussen. Laut Rainer Grießhammer, einem ausgewiesenen Umweltforscher, wird die „Fridays for Future“-Bewegung tiefgreifende politische und kulturelle Veränderungen mit sich bringen. Er hebt hervor, dass diese Bewegung sich durch ihre Geschwindigkeit und die Nutzung sozialer Medien von früheren Umweltbewegungen abhebt. Jugendliche erkennen zunehmend die Bedrohungen durch die Klimakrise und fordern Veränderungen in der Politik und im täglichen Leben.
Veränderungen in Lebensstilen
Grießhammer warnt jedoch, dass der Wandel in der Klimapolitik, den die Bewegung anstrebt, noch nicht vollständig erreicht ist. Es sind grundsätzliche Maßnahmen wie eine CO2-Steuer und ein schnellerer Ausbau erneuerbarer Energien nötig, um wirkliche Veränderungen herbeizuführen. Er weist auf die Notwendigkeit hin, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Ansprüche nicht nur auf das persönliche Verhalten, sondern auch auf die politischen Rahmenbedingungen richten sollten.
Um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schärfen, ist auch die Bildung für nachhaltige Entwicklung von großer Bedeutung. Das Handbuch zur Integration von BNE im Unterricht für Lehrpersonen bietet zahlreiche praktische Umsetzungsvorschläge. Die aufgeführten Themen wie Ernährung, Mülltrennung und Klima sensibilisieren bereits junge Kinder und tragen zu einem nachhaltigeren Lebensstil bei.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die engagierte Jugend in Ingolstadt und darüber hinaus nicht nur akute Herausforderungen in der Klimakrise erkannt hat, sondern auch aktiv an der Formulierung einer nachhaltigeren Zukunft arbeitet. Bleibt zu hoffen, dass sowohl das Engagement der Jugendlichen als auch die damit verbundenen wissenschaftlichen und politischen Anstrengungen zu einem tatsächlichen Wandel führen.
Für Interessierte bietet sich die Möglichkeit, bis Ende April an einer anonymen Studie von Darian Eichner teilzunehmen, die das Nachhaltigkeitsbewusstsein unter Studierenden der KU untersucht.