
Im Sommersemester 2025 wird die Universität des Saarlandes von einer wichtigen Expertin im Bereich der Grenzforschung bereichert: Elżbieta Opiłowska, eine polnische Soziologin und Leiterin des Center for Regional and Borderlands Studies an der Universität Wroclaw, hat die Europa-Gastprofessur übernommen. Ihre Forschungsinteressen umfassen europäische Identitäten sowie die Dynamiken von Grenzen und Grenzregionen, was sie zu einer idealen Besetzung für diese Position macht. Ihre Expertise ist besonders relevant, da Grenzen in den letzten Jahren erneut verstärkt in den Fokus der Forschung gerückt sind.
Opiłowska bringt umfassende Erfahrungen mit, unter anderem durch ihre vorherige Gastprofessur am UniGR-Center for Border Studies in Luxemburg im Jahr 2021. Ihre aktuellen Forschungen befassen sich auch mit den Auswirkungen von Krisen auf Grenzregionen, ein Thema, das durch die Grenzschließungen während der Covid-19-Pandemie an Brisanz gewonnen hat. Diese Erfahrungen werden für die Studierenden an der Universität des Saarlandes von großem Nutzen sein.
Lehrveranstaltungen und öffentliche Vorträge
Im Rahmen ihrer Professur bietet Opiłowska drei Lehrveranstaltungen an, die für Studierende aller Fachrichtungen zugänglich sind. Die Themen reichen von den Gemeinsamkeiten und Unterschieden europäischer Gesellschaften bis hin zu Euroskeptizismus und Euroenthusiasmus. Die Professorin Claudia Polzin-Haumann, Vorsitzende des Clusters für Europaforschung (CEUS), hebt hervor, wie wichtig Opiłowskas Expertise für die Universität ist, während Florian Weber, Professor für Europastudien, betont, dass ihr Fokus auf den ostmitteleuropäischen Kontext die Region SaarLorLux bereichert.
Besonders hervorzuheben ist ein öffentlicher Vortrag von Opiłowska, der am 7. Mai um 18 Uhr stattfinden wird. Der Titel des Vortrags lautet „Narratives of Europe in Times of Disruptions“. Hier wird sie die Herausforderungen und Dynamiken beleuchten, die sich aus aktuellen geopolitischen Entwicklungen ergeben.
Dynamische Grenzregionen
Gemäß den aktuellen Forschungsergebnissen sind Grenzen dynamische Phänomene, die sich ständig verändern und auf mehreren Ebenen Einfluss nehmen. Die europäische Grenzregion, zu der auch Saar-Lor-Lux gehört, steht exemplarisch für diese Entwicklungen. Je nach politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Lage können Friktionen und Herausforderungen zu rigidem Ausschluss oder zu neuen Formen der Kooperation führen.
Die Covid-19-Pandemie hat diesen Wandel noch verstärkt und bestehende Mobilitäts- und Lieferengpässe sichtbar gemacht. Laut einem Entwurf des Europäischen Parlaments machen Grenzregionen etwa 40% des Hoheitsgebiets der EU aus und beherbergen 30% der Bevölkerung, sie tragen jedoch auch erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen in sich. Die Notwendigkeit für einen besseren Austausch und die Zusammenarbeit in diesen Regionen wird immer dringlicher.
Eine neue Interreg-Verordnung für 2021-2027 wird als finanzieller Rahmen für grenzüberschreitende Zusammenarbeit gefordert. Initiativen wie die „Borderland Billion“ zielen darauf ab, die Entwicklung dieser Regionen aktiv zu unterstützen. Darüber hinaus betont die EU-Initiative die Bedeutung von Sprachkursen für Grenzbewohner, um interkulturelle Barrieren abzubauen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken.
Angesichts dieser Herausforderungen sind auch tiefere Analysen der sozioökonomischen Gegebenheiten notwendig, um die Lebensqualität in Grenzregionen nachhaltig zu verbessern. Elżbieta Opiłowska wird mit ihrer Forschung nicht nur zur akademischen Community der Saar-Uni beitragen, sondern auch wichtige Impulse für die Praxis geben.