Mit dem Beginn des Monats März 2025 hat die Pädagogische Hochschule Karlsruhe (PHKA) einen neuen Professor für Politikwissenschaft und Didaktik gewonnen: Prof. Dr. Sören Torrau. Er ist zudem der neue Leiter des Instituts für Politikwissenschaft an der PHKA. Torraus Forschungsschwerpunkte umfassen Menschenrechtsbildung, Demokratiebildung sowie politische Bildung und Kommunikation in der digitalen Welt. Dieser Schritt markiert einen wichtigen Fortschritt in der akademischen Landschaft der politischen Bildung in Deutschland, besonders in der angespannten digitalen Zäsur unserer Zeit.
Torraus akademische Karriere begann an der Universität Hamburg, wo er mit einer Dissertation über die Formung von Wissen durch Präsentationen promovierte. Zuvor hatte er Sozialwissenschaften und Deutsch für das Lehramt an Gymnasien studiert und an einer Stadtteilschule Politik und Deutsch unterrichtet. Sein zentraler Bildungsansatz zielt darauf ab, Lehrkräfte dazu zu befähigen, Kinder und Jugendliche auf die digitale Gesellschaft vorzubereiten. Torrau betont die Notwendigkeit von Orientierungs- und Reflexionswissen in einer zunehmend komplexen, digitalen Welt.
Innovative Fortbildung für Lehrkräfte
Von 2020 bis 2025 war Torrau Juniorprofessor für Didaktik der Sozialkunde/Politik und Gesellschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. In dieser Zeit entwickelte er ein 1,5-tägiges Fortbildungsangebot zum Thema „News Literacy“ (Nachrichtenkompetenz). Dieses Angebot ermöglicht es Lehrkräften, in die Rolle von Schüler:innen zu schlüpfen und damit digitale Lernumgebungen selbst zu gestalten. Ab Herbst 2023 wird dieses Fortbildungsangebot in Karlsruhe unter seiner Anleitung angeboten.
Das Konzept der digitalen Demokratiebildung gewinnt zunehmend an Bedeutung, insbesondere durch Initiativen von Organisationen wie Das NETTZ, einer Vernetzungsstelle gegen Hate Speech. Luisa Schmidt, wissenschaftliche Referentin bei Das NETTZ, hebt hervor, wie wichtig digitale Zivilcourage in der politischen Bildung ist. Das NETTZ fördert gezielt die Wirkung von Bildung im digitalen Raum, um eine mündige Teilhabe am politischen Leben zu ermöglichen. Junge Menschen müssen nicht nur über Nachrichtenkompetenz verfügen, sondern auch in der Lage sein, mit persönlichen Daten und Plattformlogiken umzugehen.
Digitale Demokratiebildung im Fokus
Luisa Schmidt und ihre Kolleginnen haben kürzlich einen Leitfaden zu Evaluationsmethoden wirkungsorientierter digitaler politischer Bildung veröffentlicht. Digitale Demokratiebildung behandelt nicht nur die Verbreitung von Wissen, sondern auch die Herausforderungen, die mit Hassinhalten und Manipulationstechniken im Internet verbunden sind. Sie zielt darauf ab, marginalisierte Gruppen zu befähigen und in den Diskurs einzubeziehen.
Ein weiteres Ziel ist die Schaffung eines digitalen Miteinanders, das durch lebensweltnahe Ansätze wie Online-Gaming und soziale Medien gestaltet wird. Digitale Formate und Prinzipien der aufsuchenden Sozialen Arbeit, wie „digital streetwork“, übertragen soziale Dialoge ins Digitale und bieten neue Möglichkeiten zur Partizipation. Jedoch stehen diese Initiativen vor der Herausforderung, den Zugang zu Zielgruppen zu gewährleisten und dabei relevante sowie prägnante Evaluationsdaten zu erheben.
Trotz der klaren Herausforderungen, die sich aus der Überschneidung von Bildungslogiken und kommerziellen Plattformen ergeben, ermutigt Schmidt Praktiker:innen in der digitalen Demokratiebildung dazu, zu experimentieren und die Rückmeldung von Jugendlichen aktiv in den Bildungsprozess einfließen zu lassen.
Die Verbindung zwischen digitalen und analogen Formaten kann einen entscheidenden Beitrag zur effektiven Evaluierung von Bildungsprojekten bieten. Indem junge Menschen aktiv in die Gestaltung dieser Bildungsmaßnahmen einbezogen werden, kann eine nachhaltige und wirkungsvolle Demokratiebildung gefördert werden.
