
Am 14. März 2025 wurde bekanntgegeben, dass zwei innovative Forschungsprojekte aus den Bereichen Hörforschung und Politikwissenschaft vom Niedersächsischen Wissenschaftsministerium gefördert werden. Im Rahmen des Programms „Forschungskooperation Niedersachsen – Israel“ werden jeweils bis zu 500.000 Euro für einen Zeitraum von vier Jahren bereitgestellt. Dies unterstreicht die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Niedersachsen und israelischen Hochschulen, die nicht nur die wissenschaftliche Erkenntnis, sondern auch den interkulturellen Austausch fördert. uol.de berichtet, dass insgesamt acht Projekte aus den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften in diesem Förderprogramm unterstützt werden.
Das erste Projekt, geleitet von den Sprachwissenschaftlerinnen Prof. Dr. Esther Ruigendijk von der Universität Oldenburg und Dr. Hanin Karawani von der Universität Haifa, untersucht das Hörverstehen bei bilingualen Menschen. Der Schwerpunkt liegt darauf, herauszufinden, warum es diesen Personen in lauten Umgebungen schwerfällt, Sprache zu verstehen. Ziel der Forschung ist es, die neuronalen Mechanismen zu erfassen, die möglicherweise dafür verantwortlich sind, dass bei bilingualen Menschen beide Sprachen aktiviert werden. Dazu werden Experimente mit Testpersonen durchgeführt, die diverse Sprachkombinationen wie Arabisch-Hebräisch, Arabisch-Deutsch, Deutsch-Niederländisch sowie Einzelpersonen, die nur Hebräisch und Deutsch sprechen, umfassen. Hierbei kommen Sprachaufgaben in Verbindung mit Gehirnstrommessungen zum Einsatz, um den Einfluss der Sprachverwandtschaft auf das Hörverständnis zu erforschen.
Politikwissenschaft im Fokus
Ein weiteres gefördertes Projekt befasst sich mit dem Verhältnis zwischen politischen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Marius Sältzer, ebenfalls an der Universität Oldenburg, wird die Hypothese untersucht, dass politische Parteien gesellschaftliche Gruppen durch ihre Kommunikationsstrategien konstruieren, anstatt diese nur zu repräsentieren. Hierbei werden Methoden des maschinellen Lernens eingesetzt, um die Kommunikation der Parteien in Israel und Deutschland zu analysieren. Das Ziel ist es, neue Erkenntnisse über die Wahrnehmung von Gruppenzugehörigkeit zu gewinnen, die in zukünftigen politischen Kampagnen von praktischer Bedeutung sein könnten. Freiwillige testen, ob und in welchem Maße politische Kommunikation die Wahrnehmung solcher Zugehörigkeiten beeinflusst.
Sprache spielt eine entscheidende Rolle in der Identitätsentwicklung sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene. Diese Tatsache wird im Kontext der geförderten Projekte deutlich, da Verständigung und soziale Identität stark miteinander verknüpft sind. Laut einer Analyse über das Thema Sprache und Identität ist der persönliche Ausdruck durch Sprache ein wichtiger Bestandteil der Identitätsbildung. Menschen wählen ihre Sprechweise entsprechend des sozialen Kontextes, um ihre Identität zum Ausdruck zu bringen. Diese Dynamik wird besonders relevant, wenn man die Mehrsprachigkeit und die damit verbundenen kulturellen Facetten betrachtet, die beispielsweise in der Betrachtung von Austriazismen oder der regionalen Differenzierung innerhalb der deutschen Sprache sichtbar werden goethe.de.
Insgesamt werden diese Forschungsprojekte nicht nur zur wissenschaftlichen Erkenntnis beitragen, sondern auch ein besseres Verständnis für die kulturellen und kommunikativen Strukturen schaffen, die unsere Gesellschaft formen. Die Unterstützung durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie die VolkswagenStiftung zeigt das Engagement verantwortlich handelnder Institutionen für die Förderung interdisziplinärer und internationaler Zusammenarbeit.