
In einer bedeutenden Auszeichnung für die pharmakologische Forschung wurde Rebekka Lambrecht, eine Biologin an der Universität Konstanz, am 27. März 2025 mit dem Rudolf-Buchheim-Preis geehrt. Dieser Preis wird für herausragende Leistungen von NachwuchswissenschaftlerInnen in der experimentell-pharmakologischen und toxikologischen Forschung verliehen und ist mit 2.000 Euro dotiert. Lambrechts Arbeit untersucht die zellbiologischen Grundlagen der Leberschädigung durch Paracetamol, ein Schmerzmittel, das weltweit häufig eingesetzt wird.
Paracetamol kann bei Überdosierung schwer leberschädigend sein und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Die von Lambrecht durchgeführten Forschungen sind Teil des Sonderforschungsbereichs/Transregio „Regulation of cell death decisions“ (SFB/TRR 353), gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Sie erforschte, wie Zelltodmechanismen bei Leberschäden durch Paracetamol-Überdosierung interagieren.
Mechanismen der Leberschädigung
In ihrer Studie hat Lambrecht insbesondere untersucht, unter welchen Bedingungen Leberzellen von Apoptose, einem programmierten Zelltod, zu nekrotischen Zelltodmechanismen wechseln. Diese Wechsel sind kritisch, da sie zu akutem Leberversagen führen können. Oxidativer Stress wurde in ihren Ergebnissen als Schlüsselfaktor identifiziert, der diesen Wechsel fördert. Ein zentrales Protein in diesem Prozess ist BIM (Bcl-2-like protein 11), das eine entscheidende Rolle im zellulären Energiestoffwechsel spielt und den Übergang zu nekrotischen Programmen begünstigt.
Die Gefahren von Paracetamol sind nicht neu; bekannt ist, dass bei einer Überdosierung Leberschäden durch die Zerstörung der tight junctions zwischen Leberzellen verursacht werden. Neuere Erkenntnisse, wie die von einem Team um Wesam Gamal und Dr. Philipp Treskes an der University of Edinburgh, zeigen, dass dies nicht nur typisch für Erkrankungen wie Hepatitis, Zirrhose und Krebs ist, sondern auch mit Paracetamol-Toxizität in Verbindung gebracht werden sollte. Diese Schäden wurden bereits bei niedrigen Konzentrationen des Medikaments festgestellt und führen zu einer ernsthaften Beeinträchtigung der Leberstruktur und -funktion.
Aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze
Paracetamol, ein weltweit beliebtes Schmerzmittel, wird in geringen Dosen gut vertragen. Bei Überschreitung der therapeutischen Dosierung kann es jedoch zu toxischen Effekten kommen, weshalb absichtliche oder versehentliche Überdosierungen die Hauptursache für akutes Leberversagen in der westlichen Welt sind. Um das Risiko unbeabsichtigter Intoxikationen zu senken, wurde die maximale Packungsgröße der 500-mg-Tabletten auf 20 Stück begrenzt.
Als Gegenmittel wird Acetylcystein eingesetzt, dessen Wirksamkeit jedoch begrenzt ist. Die neuen Erkenntnisse über den Mechanismus der Leberschädigung durch Paracetamol, veröffentlicht im Fachjournal Scientific Reports, könnten entscheidende Ansatzpunkte für die Entwicklung neuer Gegenmittel bieten. Lambrechts Studien liefern somit nicht nur wertvolle Erkenntnisse für die toxikologische Forschung, sondern könnten auch für die klinische Praxis im Umgang mit Paracetamol-Toxizität von Bedeutung sein.