
Am 26. Februar 2025 übergab die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) ihr Jahresgutachten an Bundeskanzler Olaf Scholz. In einer Sitzung, an der auch herausragende Wissenschaftler wie Prof. Dr. Dr. h.c. Friederike Welter, Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph M. Schmidt und Prof. Dr. Uwe Cantner teilnahmen, wurde die Dringlichkeit einer effektiveren Forschungs- und Innovationspolitik in der neuen Legislaturperiode betont. Das zentrale Thema des Gutachtens war das Potenzial neuer Quantentechnologien, die als Schlüsseltechnologien der Zukunft gelten.
Das Jahr 2025 wurde von den Vereinten Nationen zum Jahr der Quantenwissenschaft und Quantentechnologien ausgerufen. Diese Technologien, einschließlich Quantencomputer und hochsicherer Kommunikationssysteme, versprechen signifikante Vorteile. Dazu gehören eine enorme Steigerung der Rechenleistung, Fortschritte in der medizinischen Diagnostik und faszinierende Entwicklungen in der autonomen Navigation. Professor Uwe Cantner merkte an, dass die deutsche Wirtschaft aktuell geschwächt ist und dass ihre Innovationsfähigkeit angeschlagen ist. Mit Blick auf internationale Konkurrenz, insbesondere durch die USA und China, betonte er die Notwendigkeit, die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen.
Notwendigkeit einer nationalen Quantenstrategie
Die EFI fordert eine nationale Quantenstrategie, um einen kohärenten Rahmen für die Entwicklung von Quantentechnologien zu schaffen. Dies beinhaltet langfristige, anpassbare Technologie-Roadmaps sowie den Ausbau regionaler Innovationscluster mit klaren Forschungsschwerpunkten. Der Zugang zu modernster Forschungsinfrastruktur und die Förderung von Start-ups sind ebenfalls zentraler Bestandteil des Vorschlags. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die Standortattraktivität für internationale Spitzenforscher zu erhöhen und den Transfer von Forschungsergebnissen in praktische Anwendungen zu verbessern.
Aktuell zeigen Umfrageergebnisse des ZEW, dass lediglich 4 % der Unternehmen in der Informationswirtschaft und 3 % im verarbeitenden Gewerbe intensiv in Quantentechnologien investieren. Dies verdeutlicht die Lücke zwischen der hervorragenden Ausgangsposition Deutschlands in der Quantenforschung und den aktuellen Investitionen in diesem Bereich. Die EFI hebt hervor, dass Deutschland als einzelner Akteur im internationalen Wettbewerb nicht mithalten kann und daher eine enge Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union notwendig ist.
Herausforderungen und Chancen
Die Herausforderungen sind groß, insbesondere da einige Quantentechnologien noch nicht marktreif sind. Es bleibt ungewiss, ob und wann revolutionäre Technologien wie universelle Quantencomputer verfügbar sein werden. Professor Cantner bezeichnete die Situation als „äußerst problematisch“ und warnte, dass Deutschland von anderen Volkswirtschaften wie Indien überholt werden könnte, wenn nicht schnell gehandelt wird.
Dennoch gibt es auch positive Aspekte: Deutschland hat eine exzellente Grundlage in der Quantenphysik und eine lange Tradition in der Grundlagenforschung. EFI empfiehlt, die Effizienz bestehender Maßnahmen kritisch zu analysieren und die Politik der Missionsentwicklung fortzusetzen, um die Innovationskraft in verschiedenen Bereichen, einschließlich der Wasserwirtschaft, zu fördern. Laut dem Gutachten der EFI gilt es, jetzt strategische Weichen zu stellen, um im globalen Wettlauf um Spitzenpositionen nicht zurückzufallen.
Das Jahresgutachten 2025 der EFI ist ein dringlicher Aufruf zur Handlungsfähigkeit der neuen Bundesregierung. Mit einer klaren Vision und entsprechenden Maßnahmen könnte Deutschland seine Stärken im Bereich der Quantentechnologien weiter ausbauen und sich im internationalen Wettbewerb nachhaltig positionieren.
Für weitere Informationen über die Empfehlungen und die Bedeutung der Quantentechnologien für Deutschland besuchen Sie gerne die Webseite der Universität Gießen, die Berichterstattung von Forschung und Lehre und das Presseportal.