
Der Re-Commerce-Markt in Deutschland erlebt einen beispiellosen Aufschwung. Eine Studie vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland zeigt, dass in den letzten Jahren immer mehr Konsumenten auf gebrauchte und wiederaufbereitete Produkte zurückgreifen. Diese Veränderung ist nicht nur ein Trend, sondern ein Zeichen für den Übergang von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft.
Die Studie, die in Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Handel und Internationales Marketing der Universität des Saarlandes und ibi research an der Universität Regensburg durchgeführt wurde, hat das Onlineverhalten der Deutschen in Bezug auf Second-Hand-Produkte umfassend analysiert. Demnach lag der Gesamtumsatz des Re-Commerce im Jahr 2024 bei 9,9 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Kaufschwerpunkt und Verbraucheraufrufe
Die Mehrheit der Konsumenten zeigt eine wachsende Bereitschaft, gebrauchte Produkte zu kaufen. Laut der Studie haben 55 Prozent der Befragten im letzten Jahr Second-Hand-Produkte online gekauft, während 52 Prozent gebrauchte Waren verkauft haben. Die Hauptmotive für diese Entscheidungen sind ökologische Nachhaltigkeit und günstige Preise. So bezeichnen 71,5 Prozent der Käufer ökologische Aspekte als wichtig, gefolgt von 71,2 Prozent, die den Preis als entscheidend erachten.
Besonders hervorzuheben ist das Potenzial zur Reduktion von CO2-Emissionen. Der Kauf von Second-Hand-Produkten kann 60 bis 80 Prozent der CO2-Äquivalente im Vergleich zu neuen Artikeln einsparen. Trotzdem gibt es rechtliche Herausforderungen, die die Entwicklung des Re-Commerce-Sektors hemmen. Unklare Gewährleistungs- und Rückgaberechte sowie steuerliche Hürden stellen für viele Käufer ein Risiko dar.
Marktchancen und die Rolle etablierter Händler
Der Re-Commerce-Markt wird künftig weiter wachsen und wird bis 2024 auf rund 207,2 Milliarden US-Dollar geschätzt, mit einer prognostizierten Steigerung um 55 Prozent bis 2029. Anbieter wie Rebuy und Momox dominieren diesen Sektor, während C2C-Plattformen wie Ebay und kleinanzeigen.de die beliebtesten Anlaufstellen für den Kauf von Second-Hand-Artikeln bleiben.
Unternehmen aus den Bereichen Bekleidung und Medien profitieren ebenfalls von diesem Trend. Bekleidung ist die beliebteste Kategorie, gefolgt von Medienprodukten. Auch etablierte Marken wie H&M und Zalando haben begonnen, gebrauchte Ware zurückzunehmen, was die Bedeutung des Re-Commerce weiter unterstreicht.
Die steigende Nachfrage nach nachhaltigeren Produkten und günstigeren Preisen hat dazu geführt, dass bereits 32 Prozent der deutschen Konsumenten im Jahr 2023 auf Second-Hand-Angebote zurückgegriffen haben. Die Prognose für 2024 spricht von einem Anstieg auf 35 Prozent. Dies zeigt deutlich, dass die Verbraucher auf ein neues Einkaufsverhalten umschwenken.
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit eines politischen Rahmens zur Förderung von Re-Commerce. Vorschläge wie einheitliche Gütesiegel, reduzierte Mehrwertsteuer auf wiederaufbereitete Produkte und digitale Produktpässe könnten dazu beitragen, die Hemmnisse zu reduzieren und den Markt weiter anzukurbeln.