
Ein internationales Konsortium unter der Federführung der Universität Münster hat eine Förderung von fünf Millionen Dollar von der Gates Foundation erhalten. Diese bedeutende finanzielle Unterstützung zielt darauf ab, die Früherkennung männlicher Unfruchtbarkeit zu verbessern und die Verhütungsforschung voranzutreiben. Die Forschungsanstrengungen werden unterstützt von weiteren Institutionen, darunter die Universitäten Birmingham und Dundee.
Das globale Problem der unzureichenden Verhütung betrifft über 200 Millionen Frauen weltweit, die keinen Zugang zu modernen Verhütungsmitteln haben. Die wiederholte Fokussierung auf weibliche Verhütung hat die Notwendigkeit aufgezeigt, auch nicht-hormonelle Verhütungsmethoden für Frauen zu entwickeln, um deren Selbstbestimmung zu fördern. Dieses Projekt setzt sich dafür ein, den Blick auch auf die männliche Unfruchtbarkeit zu richten, die als häufig übersehen gilt.
Forschung zu Spermien und Unfruchtbarkeit
Das Forschungsteam plant, die Ursachen der männlichen Unfruchtbarkeit genauer zu untersuchen. Dabei wird besonderer Wert auf die Spermienfunktion gelegt, indem Spermien von 1.000 fruchtbaren Männern mit denen von 1.000 unfruchtbaren Männern verglichen werden. Ziel ist es, kritische Spermienfunktionen zu bestimmen, die für eine erfolgreiche Befruchtung entscheidend sind.
Professor Timo Strünker, der die Studie koordiniert, hebt die Dringlichkeit neuer Analysemethoden hervor, um funktionelle Defekte innerhalb der Spermien zu erkennen. Zur Anwendung kommen neuartige Analysetechniken, die einen großflächigen Vergleich der Spermien ermöglichen. Insbesondere das Bewegungsmuster des Spermienschwanzes steht im Mittelpunkt der Untersuchungen, da dieses für die Fähigkeit zur Fortbewegung und somit zur Befruchtung von Eizellen entscheidend ist.
Ein weiterer Aspekt der Studie ist die Entwicklung von Wirkstoffen, die Spermien im weiblichen Körper vorübergehend ausschalten können. Hierbei wird eine neue Analysesoftware namens ‚FAST‘ eingesetzt, um das Schlagmuster der Spermien auszuwerten. Die Rekrutierung der Studienteilnehmer erfolgt in Deutschland, England und Schottland. Die Studie ist bereits gestartet und soll innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen werden.
Entwicklung von männlichen Verhütungsmitteln
Die Herausforderung der männlichen Verhütung hat in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Obwohl vergangene pharmakologische Ansätze zur Entwicklung männlicher Verhütungsmittel gescheitert sind, gibt es jetzt neue Hoffnung durch die Identifikation eines spezifischen Ionenkanaals. Dieser sogenannte SLO3-Kanal, der in menschlichen Spermien gefunden wurde, spielt eine entscheidende Rolle bei deren Fortbewegung, indem er Kalium-Ionen aus den Spermien pumpt und ihnen Schwung verleiht.
Ein US-Forschungsteam hat den SLO3-Kanal als potenzielles Ziel für innovative männliche Verhütungsmittel identifiziert. Ein chemischer Wirkstoff, der den Kanal verstopfen kann, wurde entdeckt, wodurch die Fortpflanzungsfähigkeit der Spermien erheblich eingeschränkt wird. Da der SLO3-Kanal nur in Spermien vorkommt, wäre die Entwicklung eines spezifischen Verhütungsmittels für Männer dadurch begünstigt. Dennoch ist es wichtig, weitere Forschung zu betreiben, um mögliche Nebenwirkungen zu untersuchen und die umfangreichen Zulassungsbedingungen zu erfüllen.
Es bleibt abzuwarten, wie schnell attraktive und sichere Verhütungsmethoden für Männer auf den Markt kommen. Das Interesse an der männlichen Verhütungsforschung könnte jedoch zu einem Umdenken führen, während die Entwicklungen in den kommenden Jahren weiter vorangetrieben werden.
Für mehr Informationen, siehe die Berichte von Medizin Uni Münster, Tagesschau und die weiteren Ergebnisse internationaler Studien.