
Weltweit erkranken jährlich rund 85.700 Menschen an einem Adenokarzinom der Speiseröhre, einer Krebsart, die sich vorwiegend im unteren Teil der Speiseröhre entwickelt. Professor Dr. Jens Höppner, Leiter der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Lippe, hat die ESOPEC-Studie geleitet, deren Ergebnisse kürzlich im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden. Diese Studie hebt sich nicht nur durch ihre umfassende Methodik hervor, sondern auch dadurch, dass sie von einem interdisziplinären Team ohne finanzielle Unterstützung durch Pharmaunternehmen durchgeführt wurde. Beteiligt waren 25 auf Krebs spezialisierte Einrichtungen in Deutschland.
Die Hauptursache für Adenokarzinome der Speiseröhre ist das Aufsteigen von Magensäure, das zu Zellveränderungen führen kann. Zu den Risikofaktoren zählen Übergewicht, Rauchen, Alkoholkonsum sowie eine fettreiche Ernährung. In den letzten 30 Jahren hat sich die Häufigkeit dieser Krebsform versiebenfacht. Während die Studie zwischen zwei Behandlungsmethoden – Chemotherapie und Strahlentherapie (CROSS) versus perioperative Chemotherapie (FLOT) – verglich, wurden 438 Patientinnen und Patienten zwischen 2016 und 2020 aufgenommen. Ziel war es herauszufinden, welche Methode bessere Überlebensraten bietet.
Studienergebnisse im Detail
Die Ergebnisse der ESOPEC-Studie zeigen, dass Patienten, die perioperativ Chemotherapie erhielten, im Durchschnitt 66 Monate lebten, was 29 Monate länger ist als bei denen, die nur eine präoperative Behandlung erhielten. Diese Daten deuten auf ein rund 30 Prozent niedrigeres Sterberisiko für die Gruppe mit perioperativer Chemotherapie hin. Bis 2023 wurde die Nachverfolgung der Patienten fortgesetzt, um Rückfälle oder Todesfälle zu dokumentieren.
Zusätzlich wurden in der Studie primäre Endpunkte wie das Gesamtüberleben sowie sekundäre Ziele wie progressionsfreies Überleben und postoperative Morbidität untersucht. Ein mangelhafter Vergleich zwischen neoadjuvanter Chemoradiation und perioperativer Chemotherapie hinkte in der bisherigen Literatur hinterher, was die Notwendigkeit dieser Studie umso deutlicher machte.
Einfluss auf die Behandlungsleitlinien
Die Publikation der Studienergebnisse hatte bereits Einfluss auf nationale und internationale Behandlungsleitlinien, die nach Veröffentlichung umgehend angepasst wurden. Höppner stellte die Resultate auch auf der ASCO-Jahrestagung in den USA vor, wo sie auf großes internationales Interesse stießen. Die europäischen ESOM Leitlinien wurden entsprechend aktualisiert, um die neuen Erkenntnisse zu berücksichtigen.
Speiseröhrenkrebs, klassifiziert unter ICD-10 C15, zeigt ungünstige Überlebensaussichten. Laut den neuesten verfügbaren Daten wird die relative 5-Jahres-Überlebensrate bei Männern auf 25 Prozent und bei Frauen auf 24 Prozent geschätzt. Dabei erkranken Männer dreimal häufiger als Frauen und durchschnittlich drei Jahre früher. Sirene etwa 3,6 Prozent der Krebstodesfälle bei Männern auf diesen Krebs zurückzuführen, während bei Frauen nur 1,3 Prozent betroffen sind. Übergewicht und gastroösophageale Refluxerkrankungen (Barrett-Ösophagus) sind als relevante Risikofaktoren zu nennen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die ESOPEC-Studie wichtige neue Erkenntnisse für die Behandlung des Speiseröhrenkrebses liefert und die klinische Praxis unter Berücksichtigung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse weiter vorantreiben könnte. Die Dringlichkeit für gezielte Forschung in diesem Bereich bleibt jedoch weiterhin bestehen.
Für weitere Informationen über die Studie und Speiseröhrenkrebs kann auf die Plattformen der Universität Bielefeld universität bielefeld, pubmed und krebsdaten.de zurückgegriffen werden.