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Schreibfähigkeiten im Sinkflug: Schulen kämpfen mit neuen Herausforderungen!

In Deutschland stehen die Schreibfähigkeiten von Grundschulkindern im Fokus einer intensiven Bildungsdebatte. Ein wichtiges Thema ist, ob die traditionellen Schreibschriften weiterhin gelehrt werden sollten oder ob alternative Methoden eingeführt werden sollten. Dieser Diskurs wird besonders von der Forschung der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt unter der Leitung von Dr. Eva Odersky geprägt. Odersky kritisiert den Wildwuchs an Schriften und weist darauf hin, dass die Annahme, Schreibschrift sei die Norm, missverstanden wird.

In Bayern folgt der Lehrplan dem Ansatz, dass Kinder in der ersten Klasse die Druckschrift erlernen, bevor sie in der zweiten Klasse mit der Schreibschrift beginnen. Lehrkräfte und Schulen entscheiden, ob sie die Vereinfachte Ausgangsschrift oder die Schulausgangsschrift unterrichten. Aktuell sind in Deutschland vier verschiedene Schriften verbreitet, die auf diverse Ansätze des Schrifterwerbs zurückgreifen. Oderskys Forschung, die auf Tausenden von Schriftproben von mehr als 330 Viertklässlern basiert, zeigt, dass Druckschrift und teilverbundene Schriften oft flüssige Bewegungen darstellen, während verbundene Schriften häufig zu Stockungen führen.

Schriftakzeptanz und individuelle Förderung

Ein weiterer zentraler Aspekt der Forschung ist die Beobachtung, dass automatisiertes Schreiben signifikant mit den Schulleistungen der Kinder verknüpft ist, auch in Fächern wie Mathematik. Die Lehrkraft spielt dabei eine entscheidende Rolle, da Unterschiede zwischen Parallelklassen feststellbar sind. Laut Odersky ist es von großer Bedeutung, dass Lehrkräfte den Kindern ermöglichen, eigene Handschriften zu entwickeln und unterschiedliche Schreibarten auszuprobieren.

Ein neues Modellprojekt mit dem Namen „FlowBY“ wird in Kooperation mit dem bayerischen Kultusministerium ab 2024 starten. Dieses Projekt umfasst mehr als 100 Grundschulen und soll über vier Jahre hinweg evaluiert werden. Ziel ist es, die Entwicklung einer flüssigen und gut lesbaren Handschrift zu unterstützen, indem teilverbundenes Schreiben als Methode gelehrt wird.

Schreibfähigkeiten im Fokus der Bildungspolitik

Die Diskussion über das Schreiben in der Grundschule ist nicht neu. Eine STEP-Umfrage aus dem Jahr 2022, die im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) durchgeführt wurde, zeigt einen Rückgang der Schreibfähigkeiten, insbesondere bei Jungen mit Schreibschwierigkeiten. Über 70 % der Lehrkräfte berichteten von größeren Problemen bei der Schreibstruktur, Leserlichkeit und dem Schreibtempo, was sich nach dem Distanzunterricht verschlechtert hat.

Insgesamt haben 89 % der befragten Lehrkräfte eine gezielte Förderung der Schreibfertigkeiten über alle Klassenstufen hinweg empfohlen. Diese Umfrage schließt rund 850 Lehrkräfte aus Primar- und Sekundarbereich ein und ist die dritte deutschlandweite Erhebung zu diesem Thema, die in Kooperation mit dem Schreibmotorik Institut durchgeführt wurde.

Des Weiteren haben sich Deutschdidaktiker der Universität Siegen für die bundesweite Einführung einer einheitlichen Schreibschrift stark gemacht. Eine Arbeitsgruppe wurde gebildet, um ein Konzept zur Umsetzung zu erarbeiten. Während die Kultusministerkonferenz (KMK) am 15. Oktober 2020 sich auf einheitliches Lernen einer verbundenen Schreibschrift in der Grundschule einigte, lässt sie in den neuen Leitlinien vom 15. März 2024 die Schriftform offen. Hierbei ist entscheidend, dass die Entwicklung einer individuellen flüssigen Handschrift gefördert wird.

Die Thematik der handschriftlichen Fähigkeiten bleibt auch an weiterführenden Schulen von Bedeutung. Eine Studie von Michael Rödel von der Ludwig-Maximilians-Universität München belegt, dass die Schreibkompetenzen der Schüler während der Pandemie gelitten haben. Lehrkräfte berichten von einem Rückgang der handschriftlichen Fähigkeiten und einer negativen Entwicklung beim Tastaturschreiben.

Die Diskussion über das Schreiben und dessen Methodik wird somit nicht nur von wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern auch von aktuellen Herausforderungen im schulischen Alltag geprägt. Eine Neuausrichtung könnte nicht nur die Unterhaltung der Handschriftlichkeit, sondern auch die damit verbundenen Lernprozesse positiv beeinflussen.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
ku.de
Weitere Infos
grundschulpaedagogik.uni-bremen.de
Mehr dazu
deutsches-schulportal.de

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