
Am 7. und 8. März 2025 präsentierte das Magnet Theatre aus Kapstadt das Stück „Oedipus at Colonus: #aftersophocles“ in der Spiegelhalle des Theater Konstanz. Diese Aufführungen, die um 19.00 Uhr begannen, sind Teil eines bunten kulturellen Austauschs, der die Relevanz klassischer Tragödien in der heutigen Zeit beleuchtet. Nach der ersten Vorstellung fand ein Nachgespräch statt, das die Neuinterpretation von Sophokles’ Werk aus einer südafrikanischen Perspektive thematisierte. An der Diskussion nahmen unter anderem Mitglieder des neu gegründeten Graduiertenkollegs „Europa nach dem Eurozentrismus“ der Universität Konstanz teil. uni-konstanz.de berichtet, dass die Aufführung und die Begleitdiskussion sowohl in englischer Sprache stattfanden, als auch mit einer deutschen Übersetzung für das Publikum versehen waren.
Regie führte Mark Fleishman, ein renommierter Professor am Zentrum für Theaterwissenschaften der Universität Kapstadt. Diese Inszenierung ist Teil des Projekts „Reimagining Tragedy from Africa and the Global South (RETAGS)“, das sich mit der Tragödie aus einer afrikanischen Sichtweise beschäftigt. Die Aufführung thematisierthalt die Auswirkungen des Kolonialismus und der Apartheid auf die heutige Generation in Südafrika. Zentrale Fragen des Stücks sind das Recht auf Land, Vertreibung sowie Enteignung. Der Chor, der von obdachlosen Darstellern aus der Magnet Theatre Youth Company gebildet wird, spiegelt persönliche Schicksale wider. Er behandelt Themen wie den Verlust durch Armut, Klimawandel, Gewalt und soziale Ungerechtigkeit.
Theater als Spiegel der Gesellschaft
Die Aufführung in Konstanz folgt auf die Premiere von „Oedipus at Colonus: #aftersophocles“, die vom 3. bis zum 18. Februar 2023 im Baxter Flipside stattfand. Diese Produktion war ebenfalls eine Zusammenarbeit mit dem Magnet Theatre und Teil des ReTAGS Forschungsprojekts, gefördert durch die Andrew W. Melon Foundation und die Universität Kapstadt. Die Inszenierung fokussiert sich auf die Themen Zeit, Alter und Tod, wie sie im letzten Werk von Sophocles behandelt werden. Andrew Buckland schlüpft in die Rolle des Oedipus, während die Besetzung auch Jennie Reznek als Creon und Faniswa Yisa als Theseus umfasst. Der innovative Einsatz von körperlichem Ausdruck und Klanglandschaften durch den Chor bereichert die Inszenierung zusätzlich.
Zusätzlich haben die Machenschaften der Hauptdarsteller und kreative Köpfe der Produktion, darunter Craig Leo (Design), Neo Muyanga (musikalische Leitung) und Ina Wichterich (Choreografie), die Beziehung zwischen der Tragödie und zeitgenössischen postkolonialen und post-apartheid Kontexten verstärkt. Diese Aspekte sind besonders relevant in Bezug auf die aktuellen Landfragen in Südafrika, die thematisiert werden.
Kultureller Austausch und akademische Reflexion
Das Graduiertenkolleg „Europa nach dem Eurozentrismus“, das seit Herbst 2024 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird, zielt darauf ab, das kulturelle Erbe Europas in einer zunehmend globalisierten Welt zu untersuchen. Diese Initiative unterstreicht die Notwendigkeit eines kulturellen Dialogs zwischen verschiedenen Perspektiven und fördert das Verständnis für die Tragweite der Themen, die in den klassischen Texten verhandelt werden.
Wie die degruyter.com veröffentlichten Studien zeigen, besteht ein wachsendes Interesse an Theaterwissenschaften, die postkoloniale und intermediale Ansätze in den Vordergrund stellen. Das Projekt „Reimagining Tragedy“ zeigt, wie Theater als Medium genutzt werden kann, um gesellschaftliche Probleme zu reflektieren und zu verstehen.