
Immer mehr Unternehmerfamilien erkennen die Dringlichkeit, Verantwortung für gesellschaftliche Herausforderungen zu übernehmen. Der neue Praxisleitfaden „Philanthropie im Wandel“, veröffentlicht von der WIFU-Stiftung an der Universität Witten/Herdecke, thematisiert diese Entwicklungen umfassend. Verfasser sind Andreas Schiemenz von SINNGEBER gGmbH und Tom Rüsen von der WIFU-Stiftung. Der Leitfaden bietet einen tiefen Einblick in moderne philanthropische Engagements, die von Spenden über Zustiftungen bis hin zu Impact Investing und Social Business reichen. Sein Fokus liegt insbesondere auf der NextGen – den jungen Familienmitgliedern, die ihre eigenen Werte einbringen möchten, jedoch oft auf verschiedene Hürden stoßen.
Der Praxisleitfaden enthält nicht nur praktische Fallbeispiele, sondern auch einen Selbstcheck für Unternehmerfamilien. Er bietet Impulse zur strategischen Ausrichtung, Umsetzung, Optimierung und Wirkungsmessung von philanthropischen Initiativen. Gerade die (steuer-)rechtlichen Aspekte werden verständlich aufbereitet, sodass die Unternehmerfamilien ihre gesellschaftliche Verantwortung professionell wahrnehmen können. Er steht kostenlos online zur Verfügung unter www.wifu.de/bibliothek. Für weitere Informationen können Interessierte Dr. Ruth Orenstrat unter ruth.orenstrat@wifu-stiftung.de oder telefonisch unter +49 2302 8898303 kontaktieren.
Engagement der NextGen
Das Interesse an philanthropischem Engagement wächst insbesondere in der nächsten Generation von Familienunternehmen. Junge Menschen aus Inhaberfamilien engagieren sich aktiv für soziale und gesellschaftliche Belange, oftmals privat, über die Familie, das Familienunternehmen oder durch deren gemeinnützige Stiftungen. Das Engagement umfasst das freiwillige Spenden von Ressourcen wie Zeit, Geld und Wissen für gesellschaftliche, soziale und ökologische Zwecke.
Laut einer Studie von Phineo gAG und WHU aus 2022 ist das Engagement der NextGen häufig intrinsisch motiviert. Die Nachfolger möchten ihre privilegierte Situation nutzen, um positive soziale und ökologische Veränderungen zu bewirken. Hierbei spielen Werte der Familie und des Unternehmens eine entscheidende Rolle. Ein gewisses Gefühl des gesellschaftlichen Drucks und persönliche Erfahrungen tragen ebenfalls zur Motivation bei.
Strategische Philanthropie
Die NextGens, wie beispielsweise Nicolaus Gallenkamp von der NOSTA Group oder Anne Wedel-Klein von der MB Holding, versuchen, anhand ihrer philanthropischen Engagements, einen bleibenden positiven Fußabdruck zu hinterlassen. Ihre Schwerpunkte liegen häufig auf Bildung, Klima, Umwelt und systemischen Veränderungen. Durch das philanthropic Engagement haben viele in dieser Generation die Möglichkeit, langfristige Verbesserungen im Unternehmen herbeizuführen und integrative Strategien zu entwickeln.
Darüber hinaus fördert das jüngste Netzwerk, UNICEF NextGen, seit Ende 2022 in Deutschland einen Austausch und Weiterbildung für junge Philanthrop:innen. Mitglieder wählen unterstützte Projekte, wie „Restoring Childhood in Ukraine“, und profitieren von einem regelmäßigen Austausch, der innovative Ansätze in der Entwicklungszusammenarbeit unterstützt.
Philanthropie und gesellschaftliche Verantwortung
Philanthropie ist nicht nur eine freiwillige Unterstützung, sondern spielt eine zentrale Rolle in der Corporate Social Responsibility (CSR) der Unternehmen. CSR hat sich von einer bloßen Einhaltung gesetzlicher Anforderungen zu einem ganzheitlichen Geschäftsansatz gewandelt. Unternehmen müssen die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf die Gesellschaft und Umwelt berücksichtigen. Philanthropische Initiativen, die als strategische Investitionen betrachtet werden, fördern das Vertrauen, verbessern das Markenimage und ziehen Talente an.
Ein strukturierter Ansatz in der Philanthropie, einschließlich Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Organisationen, ist entscheidend, um die Wirkung dieser Initiativen signifikant zu verstärken. Trends wie Impact Investing und technologiegestütztes Spenden gewinnen zunehmend an Bedeutung. Unternehmen, die sich für soziale Auswirkungen engagieren und sich an solche Trends anpassen, können nicht nur zur Bekämpfung sozialer Ungleichheiten beitragen, sondern auch eine nachhaltige Entwicklung fördern.