
Am 9. März 2025 wird die neue Ausstellung „Venice BeReal“ von Stefanie Bürkle, Künstlerin und Professorin an der Technischen Universität Berlin, eröffnet. Diese Schau thematisiert die Reproduktion des Stadtsymbols Venedig und erforscht, wie dieses kulturelle Symbol weltweit dargestellt wird. Insbesondere wird darauf eingegangen, wie Venedig in Kontexten wie Las Vegas und Macao kopiert wurde. „Venice BeReal“ ist das Ergebnis des künstlerischen Forschungsprojekts „Imaginations of Venice“ (2022–2025) und umfasst ein umfassendes Archiv, das die globalen Darstellungen der Stadt dokumentiert. Das Herzstück stellt ein Venedig Atlas dar, ein künstlerisches Bildarchiv, das als Videoinstallation konzipiert ist.
Die Ausstellung, die vom 1. bis 23. März 2025 im Meinblau, Pfefferberg in Berlin zu sehen sein wird, beinhaltet sowohl analoge als auch digitale Fotografien, Videoarbeiten und Interviews zur Wahrnehmung und Vermarktung Venedigs. Am 23. März 2025 werden außerdem die Ergebnisse eines Lehrforschungsprojekts von TU-Studierenden präsentiert, die zu verschiedenen Themen wie der Migrationsgeschichte des „Eiscafés Venezia“ und den weltweiten Kopien Venedigs mehrdimensionale Mappings erarbeitet haben.
Venedigs kulturelles Erbe im Spannungsfeld
Giorgio Orsoni, Bürgermeister von Venedig, hat wiederholt die wichtige Rolle der Privatwirtschaft bei der Erhaltung der historischen Palazzi hervorgehoben. Der staatliche Fonds für den Denkmalschutz in Venedig wurde stark reduziert, was die Stadt dazu zwingt, verantwortungsbewusst mit ihrem kulturellen Erbe umzugehen. Orsonis Ziel ist es, die zukünftige Nutzung des Erbes für die Öffentlichkeit zugänglich zu gestalten und Hotels in kulturell wertvollen Bereichen zu vermeiden. Dies steht im Einklang mit den Forderungen von Wissenschaftlern, die den Fondaco als kulturelles Zentrum revitalisieren wollen. Momentan steht das Gebäude leer und wird nur sporadisch für Werbung genutzt.
In Venedig leben viele Kreative, oft unter prekären Bedingungen. Der Campo Santi Giovanni e Paolo bietet eine lebendige Atmosphäre mit zahlreichen Aktivitäten. Dennoch stehen die Anwohner unter Druck. Das letzte Krankenhaus der Stadt, die Scuola Grande di San Marco, wird gezwungen, medizinische Dienste zu reduzieren, was lokale Proteste gegen die Schließung der Geburtsstation ausgelöst hat.
Massentourismus und demografische Herausforderungen
Ein zentraler Punkt für Venedig ist der steigende Massentourismus, der als Hauptursache für den dramatischen Bevölkerungsrückgang gilt. Seit den 1950er Jahren hat die Stadt über 120.000 Einwohner verloren, und im Sommer 2022 fiel die Anzahl der ganzjährig lebenden Einwohner erstmals unter 50.000. Der Ocio-Gruppe zufolge übersteigt die Zahl der Touristenbetten mittlerweile die Einwohnerzahl. Viele Einheimische sehen sich durch lukrative Kurzzeitmietangebote vom Wohnungsmarkt verdrängt, was zur Überlastung der städtischen Infrastruktur führt.
Zudem haben die Erlebnisse aus der Überschwemmung 2019 und die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu einer temporären Ruhephase im Massentourismus geführt. Die Stadt hat planerische Maßnahmen eingeführt, um den Tourismus regulieren zu können. Eine allgemeine Eintrittsgebühr für Touristen wird diskutiert, um die angespannte Infrastruktur zu unterstützen und gleichzeitig die Lebensqualität für die Anwohner zu erhalten.
Umweltschutz und der Blick in die Zukunft
Die UNESCO watcht Venedig genau und äußert Bedenken hinsichtlich der irreversiblen Schäden, die durch den Klimawandel und die anhaltende touristische Überlastung verursacht werden könnten. Die letzte 45. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees in Riyadh diskutierte sogar einen Vorschlag, Venedig auf die Liste der gefährdeten Kulturgüter zu setzen. Die Entscheidung könnte daher Druck auf die italienischen Behörden ausüben, nachhaltige Schutzmaßnahmen für die Stadt zu ergreifen.
Mit dieser komplexen Gemengelage aus kulturellem Erbe, wirtschaftlichen Herausforderungen und den Anforderungen des Massentourismus bleibt Venedig ein faszinierender, aber auch umkämpfter Ort für seine Einwohner und Besucher.