
Im Kontext der beruflichen Orientierung an berufsbildenden Schulen in Niedersachsen endet das Projekt „Zusätzliche Berufliche Orientierung an niedersächsischen öffentlichen berufsbildenden Schulen“ (BO-BBS) im Dezember 2024. Dieses Projekt, das im Rahmen der Bund-Land-Vereinbarung Bildungsketten gefördert wurde, hatte maßgebliche Beiträge von der Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Universität Osnabrück. Das Ergebnis des Projektes, die Handreichung „Berufliche Orientierung an berufsbildenden Schulen“, richtet sich speziell an Schülerinnen und Schüler in vollzeitschulischen, nicht berufsqualifizierenden Bildungsgängen.
Das zentrale Anliegen dieser Initiative besteht darin, Jugendlichen zu helfen, ihre berufliche Zukunft aktiv zu gestalten. Viele Schüler sind gegen Ende ihrer Schulzeit unsicher bezüglich ihrer beruflichen Wahl. Ein Mangel an Überblick über berufliche Perspektiven und der Einfluss von unbewussten Geschlechterklischees erschweren diesen Prozess zusätzlich. Die Handreichung bietet praxisnahe, erprobte und wissenschaftlich evaluierte Module und Materialien zur Verbesserung der Beruflichen Orientierung.
Praktische Ansätze zur Unterstützung
Um die berufliche Orientierung nachhaltig an berufsbildenden Schulen zu implementieren, enthält die Handreichung Empfehlungen, die Schulen und außerschulische Partner im Berufsfindungsprozess unterstützen sollen. In der Erprobungsphase nahmen 18 niedersächsische berufsbildende Schulen und über 2.000 Schüler teil. Die Ergebnisse der Begleitforschung zeigen, dass die Schülerinnen und Schüler durch die bereitgestellten Module an Sicherheit in der Berufswahl gewinnen konnten und die Materialien als hilfreich bewertet wurden.
Zu den Zielen der breiter angelegten Initiative Bildungsketten, die 2010 vom BMBF ins Leben gerufen wurde, gehört die Unterstützung junger Menschen beim Einstieg in das Berufsleben und die Bekämpfung des Fachkräftemangels. Die Initiative umfasst verschiedene Akteure, darunter das BMBF, BMAS, Bundesländer, Arbeitsagenturen, Kommunen und Schulen.
Vielfältige Programme zur Berufsorientierung
Ein wichtiges Element in der beruflichen Orientierung sind Programmangebote wie die Potenzialanalyse in der 7. Klasse und die praxisorientierten Berufsorientierungstage in der 8. Klasse. Hierbei werden Talente, Stärken und Interessen der Jugendlichen im Fokus betrachtet. Die praxisorientierten Tage finden an außerschulischen Lernorten statt und werden von Ausbildenden angeleitet, die den Jugendlichen helfen, Entwicklungsziele zu formulieren.
Darüber hinaus werden Projekte wie „VerOnika up!“ gefördert, die speziell auf MINT-Bereiche und soziale Berufe abzielen. Initiativen wie der Berufswahlpass und die digitale berufswahlapp ermöglichen die Sammlung und Strukturierung relevanter Unterlagen zur Berufsorientierung. Diese Instrumente sind seit über 20 Jahren etabliert und werden ab der 7. Klasse eingesetzt.
Die Unterstützung geht über die klassischen Maßnahmen hinaus. So zielt das Programm BOFplus darauf ab, Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung durch praxisnahe Berufsorientierung und berufsbezogenen Sprachunterricht zu unterstützen. In dieser Hinsicht sind auch die KAUSA-Landesstellen aktiv, die junge Menschen mit Migrationshintergrund beim Einstieg in die Ausbildung beraten.
Zusätzlich ist die Ehrenamtliche Ausbildungsbegleitung „VerAplus“ seit 2008 im Einsatz und hat bereits über 22.000 junge Menschen bei Schwierigkeiten in der Berufsschule oder im Betrieb betreut. Die digitale Berufsorientierung mit Zynd ist ein innovativer Ansatz, der spielerische Elemente nutzt, um die Berufswahl zu thematisieren und eine Vernetzung mit pädagogischen Fachkräften zu ermöglichen.
Die vielschichtige Unterstützung der jungen Menschen in Niedersachsen wird durch Veranstaltungen und Plattformen wie „#AusbildungSTARTEN“ gefördert, die im Aktionszeitraum von Mai bis Oktober eine Unterstützung bei der beruflichen Orientierung bieten und Ausbildungsbetriebe und Jugendliche zusammenbringen. Diese Schnittstelle zwischen Schulen, Ausbildungsbetrieben und jungen Menschen bildet die Grundlage für einen erfolgreichen Übergang in die Berufswelt.
Insgesamt zeigt die Handreichung und die damit verbundenen Programme, wie wichtig eine fundierte und umfassende berufliche Orientierung ist, um den jungen Menschen die nötige Klarheit und Sicherheit auf ihrem beruflichen Weg zu geben. Die Ergebnisse der Handreichung wurden am 27. November 2024 auf einer Fachtagung an den BBS Multimedia in Hannover vorgestellt und sind über das Repositorium der Universität Osnabrück frei verfügbar.