Startups im Wandel: Verantwortung zeigt Lücken zwischen Anspruch und Praxis

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Der INNOVA Europe Bericht 2025 analysiert, wie deutsche Startups Verantwortung in ESG-Strategien integrieren und zeigt Herausforderungen auf.

Der INNOVA Europe Bericht 2025 analysiert, wie deutsche Startups Verantwortung in ESG-Strategien integrieren und zeigt Herausforderungen auf.
Der INNOVA Europe Bericht 2025 analysiert, wie deutsche Startups Verantwortung in ESG-Strategien integrieren und zeigt Herausforderungen auf.

Startups im Wandel: Verantwortung zeigt Lücken zwischen Anspruch und Praxis

In einem aktuellen Bericht von ESMT Berlin wird deutlich, dass europäische Startups ein wachsendes Bewusstsein für verantwortungsvolle Unternehmensführung zeigen. Fast alle Befragten (93 Prozent) geben an, Verantwortung in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren. Doch das Bild trügt: Nur etwa 81 Prozent haben tatsächlich Maßnahmen in mindestens einem der vier Verantwortungsbereiche – Umwelt, Soziales, Governance oder Bürgerengagement – ergriffen. Dies zeigt eine signifikante Diskrepanz zwischen Absicht und Tat.

Die Studie basiert auf dem INNOVA-Rahmenwerk, das die verantwortungsvollen Praktiken in vier Säulen unterteilt: Umwelt, Soziales, Governance und Bürgerengagement. Während Umweltmaßnahmen der häufigste Einstiegspunkt für 39 Prozent der Startups sind, konzentrieren sich insgesamt 79 Prozent auf soziale Initiativen. Gute Governance wird von 78 Prozent der Befragten als wichtig erachtet, während Bürgerengagement mit nur 51 Prozent vergleichsweise gering ausgeprägt ist.

Herausforderungen und Barrieren

Die größten Herausforderungen, denen sich Startups gegenübersehen, sind finanzielle Einschränkungen sowie Zeitmangel. In Deutschland sind vor allem finanzielle Aspekte ein Hindernis, während in Frankreich der Zeitdruck als bedeutenderer Faktor durch den Alltag der Unternehmer steigt. Italienische Startups kämpfen hingegen damit, verantwortungsvolle Initiativen gegen andere geschäftliche Prioritäten abzuwägen.

Interessanterweise messen nur etwa 28 Prozent der Startups die Auswirkungen ihrer Maßnahmen. Diese Tendenz zur Ergebnismessung steigt mit der Reife des Unternehmens, bleibt jedoch insgesamt auf einem bescheidenen Niveau. Zusätzlicher externer Druck, etwa durch Investoren oder Inkubatoren, beeinflusst die Verantwortungsüberwachung: Rund 40 Prozent der Startups verfolgen ihre Praktiken, wenn entsprechende Nachweise gefordert werden. Ohne diesen Druck tun dies nur etwa 17 Prozent.

Die Erstellung einer ESG-Strategie

Eine klare ESG-Strategie wird für Startups immer wichtiger, wie auch Fiegenbaum Solutions hervorgehoben hat. Diese hilft nicht nur, Risiken zu minimieren und neue Marktchancen zu nutzen, sondern überzeugt zudem viele Investoren. In fünf Schritten lässt sich eine solche Strategie entwickeln:

  1. Business analysieren und ESG-Ziele setzen: Identifizieren der ESG-Wirkungsbereiche und Definition von tiefgehenden Zielen.
  2. Passende ESG-Frameworks auswählen: Bekannte Standards wie die UN SDGs oder GRI Standards helfen bei der Umsetzung.
  3. ESG-Daten-Systeme einrichten: Wichtige Kennzahlen wie Energieverbrauch und Mitarbeiterzufriedenheit sollten erfasst werden.
  4. ESG in den täglichen Betrieb integrieren: ESG-Initiativen sollten mit Unternehmenszielen verknüpft werden.
  5. ESG-Ergebnisse messen und verbessern: Fortschritte regelmäßig überprüfen und anpassen.

Ein Großteil der Startups sieht in der strategischen Integration von Nachhaltigkeit nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine Chance. Vorteile sind die regulatorische Vorbereitung auf ESG-Vorgaben und die Attraktivität für Investoren.

Ein fehlendes strukturelles Erfordernis

Die Untersuchung zeigt abschließend, dass Verantwortung im europäischen Startup-Ökosystem kein strukturelles Erfordernis ist. Rund die Hälfte der Befragten gab an, nie nach ihrem Ansatz gefragt worden zu sein. INNOVA Europe, eine Koalition von zehn europäischen Universitäten, wurde 2022 gegründet, um ein nachhaltiges Unternehmertum zu fördern. Der Barometerbericht soll Schulen, Investoren und Inkubatoren als Grundlage dienen, die Startups in ihrem Wachstum unterstützen und gleichzeitig soziale und ökologische Ziele fördern.

Die Kluft zwischen Absicht und Handlung könnte somit in den kommenden Jahren zu einem zentralen Thema für das europäische Startup-Ökosystem werden.