Waldweide-Revival: Wie Niedersachsen die Biodiversität zurückbringt!
Forschung an der UNI Göttingen zu Waldbeweidung zielt auf Biodiversitätserhalt. Ergebnisse und Perspektiven für die Praxis.

Waldweide-Revival: Wie Niedersachsen die Biodiversität zurückbringt!
Forschungsteams der Universitäten Göttingen und Kassel sowie der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) haben sich der Herausforderung angenommen, die Beweidung im Wald zu untersuchen. Laut Uni Göttingen liegt das Hauptziel dieser Forschung darin, die biologische Vielfalt durch Beweidung zu erhalten und wiederherzustellen. Um diese Ziele zu erreichen, erfolgte eine umfassende Befragung von zwölf Tierhaltern in Niedersachsen und Hessen. Diese Interviews beleuchten die Motivation, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Waldbeweidung.
Die Ergebnisse dieser Studie wurden jüngst in der Fachzeitschrift „Naturschutz und Landschaftsplanung“ veröffentlicht. Historisch betrachtet mussten viele traditionelle Waldweiden im 19. Jahrhundert aufgegeben werden, was dazu führte, dass sowohl das Wissen als auch die Flächen der Hutewälder zurückgingen. In der Folge sind viele dieser Wälder vom Aussterben bedroht. Aktuell gibt es jedoch wieder Projekte zur Waldweide in mehreren Bundesländern, darunter im Landkreis Göttingen, etwa im Bramwald und Kaufunger Wald.
Motivation und Herausforderungen
Die größte Motivation der befragten Tierhalter liegt im Naturschutz sowie im persönlichen Interesse an der Wiederherstellung traditioneller Landnutzungsformen. Ferner sehen viele in der besseren Produktvermarktung Potenziale. Dennoch stehen diese Projekte auch vor erheblichen Herausforderungen. Dazu zählen die geringe finanzielle Rentabilität, hohe Erstinvestitionskosten sowie ein erheblicher Arbeitsaufwand. Zudem besteht eine spürbare mangelnde Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren im Bereich Waldbeweidung.
Ein zentraler Wunsch der Befragten ist eine größere Anerkennung in der Agrarpolitik. Sie fordern insbesondere die Möglichkeit zur Beantragung von Flächen- und Agrarumweltprämien, um bürokratische Hürden abzubauen und eine frühere Einbeziehung in die Planungsprozesse zu ermöglichen. Trotz der geäußerten Schwierigkeiten blicken nahezu alle Befragten optimistisch auf die Zukunft ihrer Projekte und der Waldbeweidung insgesamt. Allerdings stellt sich heraus, dass starre Pflege- und Entwicklungspläne dazu neigen, praktische Experimente und kreative Ansätze zu behindern.
Waldnutzung und Biodiversität
Ein weiterer Aspekt, der im Kontext der Waldnutzung hervortritt, ist die Tatsache, dass die Anpassungsfähigkeit der Wälder direkt mit ihrer biologischen Vielfalt verknüpft ist. Laut Waldkulturerbe ist die Biodiversität essenziell für die Provision von Ökosystemleistungen, wie Holzproduktion, Kohlenstoffspeicherung und Wasserreinigung. Dabei wird diese Vielfalt in drei Komponenten unterteilt: Artenvielfalt, genetische Vielfalt innerhalb der Arten sowie die Vielfalt der Ökosysteme selbst.
Wälder, die eine hohe Artenvielfalt aufweisen, sind üblicherweise auch strukturell vielfältig. Dies bedeutet, dass sie über horizontale Heterogenität und Totholzstrukturen verfügen. Schlüsselarten wie Spechte, Waldameisen und Bienen spielen hierbei eine wichtige Rolle, indem sie Funktionen im Ökosystem übernehmen. Der Verlust der Biodiversität stellt daher nicht nur eine ökologische Krise dar, sondern schränkt auch die unersetzlichen Ökosystemleistungen erheblich ein.
Die oben genannten Forschungsprojekte zielen darauf ab, den Erhalt der Biodiversität zu fördern und die ökologischen Vorteile strukturreicher Mischbestände zu nutzen. Es wird deutlich, dass eine nachhaltige Forstwirtschaft von grundlegender Bedeutung ist, um die biologische Vielfalt langfristig zu sichern und Waldnutzungsformen zurückzugewinnen, die über Generationen verloren gegangen sind.
Die Relevanz dieser Forschung unterstreicht die Notwendigkeit zur Förderung von Projekten, die sowohl die Wiederbelebung historischer Hutewälder anstreben als auch die Biodiversität der Wälder in Deutschland zur Stabilisierung ihrer Ökosysteme sichern können.