Modellprojekt zur psychischen Gesundheit: Zählt Ihr Arbeitgeber mit?
Die FernUniversität Hagen startet ein Modellprojekt zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz mit über 2.000 Mitarbeitenden der Bezirksregierung Arnsberg. Ziel: Stressfaktoren identifizieren und Maßnahmen ergreifen.

Modellprojekt zur psychischen Gesundheit: Zählt Ihr Arbeitgeber mit?
Am 6. August 2025 wurde eine wichtige Kooperation zwischen der FernUniversität in Hagen und der Bezirksregierung Arnsberg unterzeichnet, um ein Modellprojekt zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz zu starten. Über 2.000 Mitarbeitende der Bezirksregierung sind eingeladen, anonym an einer umfassenden Online-Befragung teilzunehmen. Das Hauptziel dieses Projektes ist die Identifizierung psychischer Belastungen, wie Arbeitsdruck, Zeitdruck und eine möglicherweise negative Fehlerkultur, um daraus effektive Maßnahmen zur Verbesserung abzuleiten.
Das Projekt wird von Prof. Dr. Jan Dettmers geleitet, einem anerkannten Arbeitspsychologen in Deutschland. Es baut auf dem Vorgängerprojekt PROGRESS auf und erhält Förderungen von der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) sowie der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI). Im Rahmen dieses Projektes wird der Fragebogen zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (FGBU) in drei Phasen durchgeführt:
- Erste Erhebung zur aktuellen Situation der Mitarbeitenden.
- Umsetzung konkreter Maßnahmen bei identifiziertem Handlungsbedarf.
- Zweite Befragung zur Überprüfung der Wirksamkeit der Maßnahmen.
Gesetzliche Grundlagen und Verantwortung der Arbeitgeber
Wie Haufe berichtet, sind Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen, um ihre Beschäftigten vor Gefahren zu schützen. Dies schließt auch die psychische Belastung am Arbeitsplatz ein. Der rechtliche Rahmen ist im Arbeitsschutzgesetz verankert, wonach Arbeitgeber die Arbeitsbedingungen und Gefährdungsfaktoren beurteilen müssen.
Die psychische Gefährdungsbeurteilung geht über eine bloße Einschätzung der mentalen Gesundheit hinaus; es handelt sich um eine systematische Untersuchung der Arbeitsbedingungen, die verschiedene Aspekte berücksichtigt, wie Arbeitsanforderungen, Inhalte und die soziale Umgebung. Arbeitgeber stehen in der Verantwortung, Arbeitsschutzmaßnahmen zu ergreifen, um eine Überlastung durch ungeeignete Arbeitsbedingungen zu vermeiden.
Auswirkungen der modernen Arbeitswelt
Die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt, insbesondere durch den Wandel und die Digitalisierung, erhöhen den Stresslevel und die psychische Belastung der Mitarbeitenden. Laut BMAS können diese Faktoren negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten sowie auf die Arbeitsergebnisse haben. Wichtig ist, dass Stress nicht automatisch zu psychischen Erkrankungen führt; der Grat zwischen Belastung und Überlastung ist fein. Dennoch tragen Arbeitgeber die Verantwortung dafür, dass ihre Arbeitsumgebung nicht krank macht.
Die Ursachen für psychische Belastungen sind vielschichtig. Es reicht nicht aus, sich nur auf präventive Maßnahmen im Betrieb zu konzentrieren; individuelle Unterstützungsangebote sind ebenso wichtig. Projekte wie psyGA, die seit über einem Jahrzehnt betriebliche Angebote zur Stärkung der psychischen Gesundheit bereitstellen, spielen in diesem Kontext eine entscheidende Rolle.
Die Offensive Psychische Gesundheit, ein gemeinsames Projekt von BMAS, BMG und BMFSFJ, zielt darauf ab, die Prävention in Deutschland zu stärken und das Thema psychische Gesundheit breiter zu diskutieren. Durch den Austausch von aktuellen Erkenntnissen und die Förderung offener Gespräche sollen Hilfesuchende besser erreicht werden.
Insgesamt zeigt das Modellprojekt der FernUniversität in Hagen, wie wichtig es ist, psychische Gesundheit am Arbeitsplatz aktiv anzugehen und zu fördern, um ein gesundes Arbeitsumfeld für alle Beschäftigten zu schaffen.