Vielfalt und Inklusion: Neue Erkenntnisse aus der Bielefelder Tagung!
Uni Bielefeld untersucht Inklusion und Gerechtigkeit bei Veranstaltungen. Neue Erkenntnisse aus der Tagung „Behaviour 2023“.

Vielfalt und Inklusion: Neue Erkenntnisse aus der Bielefelder Tagung!
Ein Forschungsteam der Universität Bielefeld hat die Inklusion und Gerechtigkeit in der Durchführung wissenschaftlicher Veranstaltungen unter die Lupe genommen. Diese Untersuchung, die heute, am 6. Oktober 2025, abgeschlossen wurde, fand im Rahmen der Tagung „Behaviour 2023“ statt und wurde von über 25 Forschenden und Studierenden der Fakultät für Biologie organisiert. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Ecology & Evolution“ veröffentlicht und bieten wertvolle Einsichten darüber, wie Konferenzen gestaltet werden sollten, um inklusiver zu sein.
Während der Diskussionsrunden wurden mehr als 1.300 Fragen analysiert. Zusammen mit über 300 Teilnehmenden, die an einer begleitenden Befragung teilnahmen, wurde ein detailliertes Bild über die Repräsentation verschiedener Gruppen gezeichnet. Eine der wichtigsten Feststellungen war, dass Frauen seltener Fragen stellten, nicht weil sie übergangen wurden, sondern weil sie weniger dazu geneigt waren, sich zu melden. Auch die Annahme, dass Moderator*innen Frauen gezielt aufrufen könnten, bestätigte sich nicht.
Hürden für bestimmte Gruppen
Zusätzliche Hürden wurden für nicht-binäre Personen sowie Teilnehmende aus dem Globalen Süden identifiziert. Insbesondere Personen, die sich in ihrer Englischkenntnis oder Fachkompetenz weniger sicher fühlten, schilderten ihre Erfahrungen negativer. Dies zeigt, dass kleine Maßnahmen große Wirkung entfalten können. Klare Verhaltensrichtlinien oder kostenlose Kinderbetreuung wurden als einfache, aber effektive Mittel genannt, um die Inklusion zu fördern.
Die Konferenz war nicht nur auf biologischen Themen fokussiert, sondern verfolgte auch einen interdisziplinären Ansatz, indem sie Elemente der Sozialwissenschaften in die Programme einband. Die Unterstützung der Gleichstellungskommission der Universität und der Abteilung für Verhaltensökologie war entscheidend, um diese Ziele zu erreichen. Die Empfehlungen des Teams zielen darauf ab, Konferenzen nicht nur innerhalb der Biologie, sondern auch in anderen Disziplinen diverser und gerechter zu gestalten.
Empfehlungen für die Veranstaltungsbranche
Die Studie steht im Einklang mit den Forderungen, die in der Veranstaltungsszene immer lauter werden. Die Bedeutung von Diversität und Inklusion (DEI) ist in der globalen sozialen Agenda und im beruflichen Umfeld angekommen. Laut Congrex müssen inklusive Kulturen in Event-Planungsteams aktiv gefördert werden. Eine Vielfalt im Team erfordert inklusive Einstellungspraktiken sowie kontinuierliche Schulungen. Der Feedbackprozess aus einer vielfältigen Belegschaft ist ein wesentlicher Bestandteil, um Veranstaltungsformate zu optimieren.
Barrierefreiheit spielt eine entscheidende Rolle in der Eventplanung. Die Einhaltung der EU-Richtlinien für digitale Barrierefreiheit wird als ein zentraler Punkt betrachtet, um ein integratives Erlebnis zu gewährleisten. Dazu gehört die Gestaltung von Veranstaltungswebseiten und -apps, die sämtliche Nutzer ansprechen. Abschließend sollten Anmeldeprozesse so gestaltet sein, dass sie keine Gruppen ausschließen, inklusive der Berücksichtigung von Ernährungsbedürfnissen und Pronomen.
Ein Blick auf die Branche
Die Notwendigkeit zur Verbesserung von Diversität und Inklusion wurde auch durch den Diversitäts-Report 2025 des Branchenverbands fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft bestätigt. Dieser zeigt, dass ernsthafte Fortschritte gemacht wurden, jedoch nach wie vor Lücken bestehen. Vor allem im Hinblick auf Diversitätsaspekte wie Behinderung und sexuelle Identität bleibt die Branche hinter ihren Möglichkeiten zurück. Trotz eines zunehmenden Bewusstseins ist der Inklusionsaspekt oft unterrepräsentiert.
Große Unternehmen sind sensibler für die thematischen Anliegen, während kleinere Betriebe häufig strategische Ziele zur Förderung von DEI vermissen. Die Erwartungen von Kunden in Bezug auf Diversität, besonders hinsichtlich genderneutraler Kommunikation und Barrierefreiheit, steigen weiter. Laut der Studie bleibt die Implementierung praktischer Maßnahmen zur Inklusion jedoch hinter den Ansprüchen zurück, und nur etwa die Hälfte der Unternehmen verfolgt eine klare DEI-Zielsetzung.
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass die Untersuchung der Universität Bielefeld wertvolle Erkenntnisse liefert, die auf die Notwendigkeit einer aktiven Gestaltung von Inklusion und Diversität in der Veranstaltungsbranche hinweisen. Die Herausforderungen sind vielfältig, die Lösungen jedoch realisierbar, gegebenenfalls mit einfachen, gezielten Maßnahmen.