Veranstaltung zum neuen Geschlechterverständnis: Daphna Joel spricht in Lübeck!
Am 16. Oktober 2025 hält Prof. Daphna Joel an der UNI Lübeck einen Vortrag über Geschlecht und Gehirn. Teil der SFB 1665 Reihe.

Veranstaltung zum neuen Geschlechterverständnis: Daphna Joel spricht in Lübeck!
In der kommenden Woche findet ein bedeutender öffentlicher Vortrag an der Universität zu Lübeck statt. Unter dem Titel „Rethinking Sex, Brain, and Gender: From Binary to Mosaic“ wird die Neurowissenschaftlerin Daphna Joel am Donnerstag, den 16. Oktober 2025, von 16:00 bis 18:00 Uhr im Raum Levi-Montalcini B1/2 im CBBM sprechen. Diese Veranstaltung dient der kritischen Auseinandersetzung mit dem Geschlechterbinarismus, der in der wissenschaftlichen Forschung zu Geschlecht, Gehirn und Verhalten vorherrscht. Joel wird ihre „Mosaic Hypothesis“ vorstellen, die die Vielfalt der Gehirnstrukturen und die komplexen Interaktionen zwischen Geschlecht und Hirnfunktion in den Mittelpunkt stellt. Seit über einem Jahrzehnt forscht die Professorin an der Universität Tel Aviv und hat kürzlich einen ERC Advanced Grant erhalten, um ihre Arbeiten weiterzuführen. Sie ist auch die Autorin des Buches „Gender Mosaic: Beyond the Myth of the Male and Female Brain“, das 2019 veröffentlicht wurde. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie über diesen Link zur Veranstaltung.
Der Vortrag ist Teil der Distinguished Lecturer Series des Sonderforschungsbereichs “Sexdiversity — Determinants, meanings and implications of sex diversity in sociocultural, medical and biological landscapes” (SFB 1665). Joel wird in ihrem Vortrag auch kritisch die existierenden Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen hinterfragen. Ihre Forschung hat gezeigt, dass viele Gehirne zwischen den Geschlechtern Mischformen aufweisen, was die traditionelle binäre Sichtweise infrage stellt.
Wissenschaftliche Grundlagen und aktuelle Studien
Zusätzlich zu Joels Forschungen gibt es eine internationale Studie unter der Leitung von Dr. Sofie Valk vom Forschungszentrum Jülich, die neue Erkenntnisse zu geschlechtsspezifischen Unterschieden im Gehirn liefert. Diese Studie, die im renommierten Journal Nature Communications veröffentlicht wurde, untersucht die Auswirkungen von Sexualhormonen auf die Mikrostruktur des Gehirns und demonstriert regionale Unterschiede in der Gehirnrinde und im Hippocampus zwischen Männern und Frauen. Diese Unterschiede hängen stark von der hormonellen Verhütung und der Phase des Hormonzyklus bei Frauen ab. Interessanterweise können diese Unterschiede kurzfristig verschwinden, da das Hormonprofil von Frauen zyklisch variiert, während das von Männern konstant bleibt. Dies deutet darauf hin, dass Geschlechterunterschiede weitaus komplexer sind als bislang angenommen.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Unterschiede in der Mikrostruktur, der Gehirngröße und funktionalen Verbindungen kaum Einfluss auf die Funktionalität zwischen den Geschlechtern haben. Auch wenn es kleine geschlechtsspezifische Unterschiede in der Hirnfunktion gibt, sind diese nicht so prägnant, wie es oft angenommen wird. Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung ist, dass individuelle Unterschiede innerhalb einer Geschlechtergruppe oft größer sind als die Unterschiede zwischen den Geschlechtern selbst.
Einladung zur Diskussion
Die Veranstaltung an der Universität Lübeck bietet eine ausgezeichnete Gelegenheit, die genannten Themen weiter zu erörtern und Fragen zur Forschung über Geschlecht und Gehirn zu stellen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an dem Vortrag teilzunehmen und aktiv über die verschiedenen Perspektiven und wissenschaftlichen Ergebnisse zu diskutieren. Zur Anmeldung und für weitere Informationen können Sie sich direkt an Sarah.Czerney(at)lin-magdeburg.de wenden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl Joels Vortrag als auch die aktuell veröffentlichten Studien darauf hinweisen, dass die im Zusammenhang mit Geschlecht und Gehirn vorherrschende Sichtweise eines strikten Binarismus überholt ist. Diese Erkenntnisse fordern dazu auf, Geschlecht als ein vielschichtiges Phänomen zu betrachten, das durch eine Vielzahl biochemischer, struktureller und sozialer Aspekte beeinflusst wird.