
Matthias Wesseler, Jahrgang 1941, hat über viele Jahre hinweg maßgeblich die Hochschuldidaktik an der Universität Kassel geprägt. Von 1975 bis 2006 war er am Fachbereich Hochschuldidaktik tätig und hinterließ einen bleibenden Eindruck, der über seine Fachgebiete hinausgeht. Wesseler war bekannt für seine Zuwendung, Ausgeglichenheit und Toleranz, Eigenschaften, die ihn nicht nur zu einem geschätzten Wissenschaftler, sondern auch zu einem inspirierenden Lehrenden machten. Er setzte sich für umfassende Reformen in der Hochschulpädagogik ein, um den neuen Herausforderungen in einer sich wandelnden Gesellschaft gerecht zu werden.
Bereits 1975 initiierte Wesseler einen internationalen Kurs für Hochschuldidaktik, der sich an Wissenschaftler:innen aus dem globalen Süden richtete. Sein Engagement führte zur Entwicklung hochschuldidaktischer Ansätze, die essenzieller Bestandteil des „University Staff Development Program“ (UNISTAFF) wurden. Dieses Programm, das er ab 1994 konzipierte, wurde vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert und konnte über 300 universitär tätige Führungspersönlichkeiten aus Lateinamerika, Afrika und Asien erfolgreich integrieren.
Wesselers Schwerpunkte und Erfolge
Ein besonderes Augenmerk legte Wesseler auf Zentralamerika. Ab 2001 leitete er das Projekt „UniCambio XXI“, welches eine Plattform für den Austausch und die Entwicklung hochschuldidaktischer Konzepte bot. Unter seiner Leitung fanden zahlreiche hochschuldidaktische Vorträge und Seminare weltweit statt. Dabei konnte er die Wahrnehmung von „Witzenhausen“ an Universitäten im globalen Süden erheblich positiv beeinflussen.
Wesseler war nicht nur in der internationalen Hochschuldidaktik aktiv, sondern auch entscheidend an internen Reformen im Fachbereich beteiligt. Im Rahmen des „Modellversuchs im Hochschulbereich Ökologischer Landbau“ von 1995 bis 1999 trug er maßgeblich zur Institutionalisierung ökologischer Profilierungen bei. Die Einführung der Funktion eines Studiendekans, die Wesseler von 2000 bis 2006 innehatte, war ein weiterer Meilenstein in seiner Karriere. Wichtige Themen seiner Amtszeit umfassten die Bologna-Reform und die Modularisierung der Diplomstudiengänge, sowie die Einführung neuer englischsprachiger Masterstudiengänge.
Das Erbe der Hochschuldidaktik
Die Hochschuldidaktik selbst stellt einen interdisziplinären Ansatz dar, der sich mit der Qualität von Lehre und Lernen an Hochschulen befasst. Sie behandelt sowohl theoretische als auch praktische Fragen und verknüpft unterschiedliche Ebenen des Lehrens und Lernens. Die Reflexion über Lehr-Lern-Entwicklung und die Förderung einer studentenzentrierten Didaktik sind zentrale Anliegen der Hochschuldidaktik, die sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert hat. Diese Disziplin hat historische Wurzeln im frühen 19. Jahrhundert und erfuhr insbesondere in den 1960er und 1970er Jahren einen Aufschwung durch internationale Hochschulreformen, die die Qualität der Lehre verbessern sollten.
Im Kontext heutiger Herausforderungen muss sich die Hochschuldidaktik nicht nur mit der Digitalisierung und heterogenen Studierenden auseinandersetzen, sondern auch mit Reformen wie dem Bologna-Prozess, der die Diskussion über die Studieninhalte und -strukturen intensiviert hat. Hochschuldidaktische Zentren in Deutschland haben vielfältige Angebote entwickelt, wobei der Fokus oft auf der Gestaltung und Optimierung von Studienbedingungen liegt. Trotz der Erfolge sind weitere Entwicklungen nötig, um den steigenden Ansprüchen gerecht zu werden.
Die Universität Kassel verliert mit Matthias Wesseler einen herausragenden Lehrenden und Wissenschaftler, dessen Vermächtnis weit über die Grenzen der Hochschule hinausreicht. Sein Lebenswerk wird in der Hochschuldidaktik und darüber hinaus als ein Beispiel für engagiertes Lehren und Lernen in Erinnerung bleiben.