
Am 1. Juli 2023 hat Dr. Beate Schwinzer die Leitung der Geschäftsstelle für Ombudswesen an Dr. Olga Halle übergeben. Dr. Schwinzer hat in den vergangenen neun Jahren Studierende und Forschende an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zu Fragen der guten wissenschaftlichen Praxis (GWP) beraten. Diese Zeit war geprägt von der Unterstützung und Begleitung in Konfliktsituationen sowie der Aufklärung über wissenschaftliche Standards.
Dr. Halle, eine erfahrene Infektionsbiologin, wurde von Dr. Schwinzer umfassend in ihre neuen Aufgaben eingearbeitet. Damit ist sichergestellt, dass die Kompetenzen und Kontinuität der Geschäftsstelle gewahrt bleiben. Professor Dr. Thomas Werfel, Ombudsperson und Direktor der Klinik für Dermatologie, hebt die Erfahrung von Dr. Halle hervor und betont, dass die neue Leitung auch in der Lage ist, die Herausforderungen im Bereich der GWP adäquat zu meistern.
Aufgaben der Geschäftsstelle
Die Geschäftsstelle für Ombudswesen hat das Ziel, die Ombudsperson zu unterstützen, Verdachtsfälle auf wissenschaftliches Fehlverhalten zu untersuchen und Workshops zur guten wissenschaftlichen Praxis anzubieten. Wichtige Elemente wissenschaftlichen Fehlverhaltens sind unter anderem Datenfälschung und unberechtigte Aneignung geistigen Eigentums. Dr. Halle betont in diesem Zusammenhang die strenge Vertraulichkeit bei der Behandlung von Anliegen, was für die Betroffenen von großer Bedeutung ist.
Die Beratungen basieren auf den Leitlinien der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie den Empfehlungen der Hochschulrektorenkonferenz. An der MHH existiert zudem ein rechtlich bindender GWP-Kodex, der speziell auf die Institution zugeschnitten ist und damit zur Wahrung wissenschaftlicher Integrität beiträgt.
Aktuelle Entwicklungen
Professor Werfel weist darauf hin, dass viele Fehler im wissenschaftlichen Arbeiten aus Unsicherheit oder Druck resultieren. In der jüngsten Vergangenheit ist die Zahl der Plagiatsvorwürfe gesunken, während Fragen zur Datenpflege zugenommen haben. Die Anfragen betreffen auch häufig Betreuungsprobleme und Fragen zu Autorenschaften. In solchen Fällen vermittelt die Ombudsperson neutral und lösungsorientiert zwischen den beteiligten Parteien.
Falls keine Einigung erzielt werden kann, hat die Ombudsperson die Möglichkeit, eine förmliche Untersuchung durch die GWP-Kommission zu empfehlen. Professor Werfels Amtszeit als Ombudsperson endet im September 2025, wonach der Senat eine neue Ombudsperson wählen wird.
Nur zwölf weitere Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland haben eine eigene Geschäftsstelle für Ombudswesen eingerichtet. Das Ombudsgremium für wissenschaftliche Integrität in Deutschland, unterstützt vom OWID e.V., bietet darüber hinaus Unterstützung bei Fragen zur GWP und wissenschaftlicher Integrität. Anfragen werden hier ebenso neutral, fair und vertraulich behandelt, was für eine solide wissenschaftliche Grundlage unerlässlich ist.
Insgesamt ist das Ombudswesen an der MHH ein wichtiger Bestandteil der Sicherstellung von guter wissenschaftlicher Praxis und der Förderung eines verständnisvollen Umgangs mit Konflikten in der Wissenschaft.