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Revolution im Gartenbau: Menschliche Ausscheidungen als Dünger nutzen!

Ein Forschungsteam der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) hat in einer dreijährigen Versuchsphase die Nutzung von humanem Fäkalkompost und nitrifiziertem Urindünger an Maispflanzen getestet. Diese Experimente, die im Gewächshaus auf dem Campus der Hochschule in Berlin-Dahlem durchgeführt wurden, zielen darauf ab, wertvolle Nährstoffe wie Phosphor aus menschlichen Ausscheidungen zurückzugewinnen, die für das Pflanzenwachstum essenziell sind. Das Recycling von Dünger aus Fäkalien könnte dabei helfen, die künstliche Herstellung von Düngemitteln sowie den Abbau von Phosphor zu reduzieren, wie hu-berlin.de berichtet.

Aktuell dürfen Dünger aus menschlichen Ausscheidungen in Deutschland nur zu Forschungszwecken verwendet werden. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass Fäkalkompost sich als effektiver Phosphordünger erwies, indem er den löslichen Phosphor im Boden und in den Pflanzen signifikant erhöhte. Der Urindünger hingegen zeigte eine hohe Effektivität als Stickstoffdünger, erzielte jedoch geringere Biomasseerträge im Vergleich zu chemisch-synthetischem Stickstoff. Diese Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Soil Use and Management“ veröffentlicht und könnten die Grundlage für eine Neubewertung der Düngemittelverordnung in Deutschland bilden. Die nächsten Schritte in dieser Forschung umfassen die Untersuchung von Schadstoffrückständen und den Klimaauswirkungen der neuen Düngemittel.

Kooperationen und Anwendungen

Die Versuchsreihe wurde in Kooperation mit den Kreiswerken Barnim und dem Unternehmen Finizio durchgeführt. Als Ausgangsmaterial diente der Inhalt von Trockentoiletten, die bei Großveranstaltungen und in Kleingärten genutzt werden. Um sicherzustellen, dass keinerlei Krankheitserreger vorhanden sind, wurde der Kot sieben Tage lang erhitzt und anschließend kompostiert. Darüber hinaus wurden die Düngemittel in Laboren, Gewächshäusern sowie bei landwirtschaftlichen Partnerbetrieben angewendet.

Zusätzlich ergaben Studien, dass Dünger aus menschlichem Urin, durchgeführt vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) in Großbeeren, bessere Erträge als herkömmlicher Kompost erzielen kann. Diese Feldversuche mit Weißkohl zeigen, dass Urin als Dünger Ergebnisse liefert, die vergleichbar mit biologischen Düngemitteln sind. In Deutschland ist Urindünger jedoch derzeit nicht zugelassen, während er in Ländern wie Österreich, Liechtenstein und der Schweiz Verwendung findet. Experten fordern daher eine Änderung der Düngemittelverordnung, um auch Urin und Fäkalien als Dünger zuzulassen.

Rückgewinnung von Phosphor

Die zurückgewonnene Verwendung von Phosphor aus Klärschlamm gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die BMEL hebt hervor, dass Deutschland Phosphor importieren muss, da es keine eigenen Vorkommen hat. Klärschlamm aus kommunalen Anlagen wird dabei als alternative Phosphorquelle betrachtet. Aktuell wird nur wenig Phosphor aus Klärschlamm zurückgewonnen, jedoch wird dies ab 2029 gesetzlich vorgeschrieben sein.

Eine am 21. August 2024 veröffentlichte gemeinsame Erklärung, unterzeichnet von verschiedenen Ministerien und Verbänden, hat das Ziel, die Voraussetzungen für die Phosphorrückgewinnung zu verbessern, um die Abhängigkeit von Importen und die Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren. Die Förderung der Rückgewinnung soll auch dazu beitragen, gute Ernten zu sichern und die Notwendigkeit von Kunstdünger zu verringern.

Insgesamt zeigen die aktuellen Forschungen und politischen Initiativen, dass die Nutzung von menschlichen Ausscheidungen als Dünger nicht nur umweltfreundlich ist, sondern auch einen Beitrag zur Ernährungssicherheit leisten kann. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine breitere Nutzung dieser wertvollen Ressourcen ermöglichen.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
hu-berlin.de
Weitere Infos
geo.de
Mehr dazu
bmel.de

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