Greifswald startet millionenschwere Forschung zur Kohlenstoffbindung im Ozean
Die Universität Greifswald startet das DFG-geförderte Projekt „CONCENTRATE“ zur marinen Kohlenstoffspeicherung mit 11 Millionen Euro.

Greifswald startet millionenschwere Forschung zur Kohlenstoffbindung im Ozean
Am 3. Oktober 2025 startet an der Universität Greifswald der Sonderforschungsbereich „CONCENTRATE“, der mit einer Förderung von 11 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für die Jahre 2025 bis 2029 ausgestattet ist. Diese Zuwendung ist die höchste, die im bundesweiten Bewerbungsverfahren vergeben wurde. Die Bewilligung unterstreicht die Bedeutung der Forschung in diesem Bereich und zeigt die strategische Stärke der Universität Greifswald, die bereits die Sonderforschungsbereiche „WETSCAPES 2.0“ in der Moorforschung, gemeinsam mit der Universität Rostock, eingeworben hat.
Wissenschaftsministerin Bettina Martin lobte die Erfolge dieser Forschungsverbünde und die damit verbundenen Kooperationen. „CONCENTRATE“ hat sich zum Ziel gesetzt, die Rolle von marinen Zuckern bei der Kohlenstoffspeicherung in den Ozeanen zu untersuchen. Im Rahmen des Projekts arbeiten mehrere namhafte Institutionen zusammen, darunter das Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen und die Technische Universität Berlin.
Forschungsschwerpunkte und Zusammenarbeit
Das Projekt fokussiert sich auf die Wechselwirkungen zwischen Mikroorganismen und deren Einfluss auf die CO₂-Speicherung im marinen Umfeld. In Zusammenarbeit mit der Universität Bremen wird insbesondere die Rolle von Zuckerpolymeren aus Meeresalgen analysiert. Diese Untersuchungen könnten weitreichende Auswirkungen auf unser Verständnis der Kohlenstoffsequestrierung haben, da unbekannte Stabilitätsfaktoren bisher einen vollständigen Abbau von Glykane durch marine Bakterien verhindern.
Ein interdisziplinärer Ansatz ist hierbei von zentraler Bedeutung. Laborversuche und Messungen in natürlichen marinen Lebensräumen sollen dazu beitragen, molekulare und mikrobiologische Prozesse besser zu entschlüsseln. Dabei steht die Stabilität von Glykanen im lichtdurchfluteten Oberflächenozean im Vordergrund, wobei der Zeitraum von Tagen bis Jahren betrachtet wird.
Ziele und Erwartungen
Das Hauptziel des Forschungsprogramms ist es, die Interaktionen zwischen Algen, Bakterien, Pilzen, Glykanen und Proteinen zu verstehen. Dies könnte dazu beitragen, Mechanismen zu identifizieren, die Glykane vor dem Abbau schützen. Solche Erkenntnisse könnten nicht nur zur Reduktion von CO₂ beitragen, sondern auch biotechnologische und pharmazeutische Anwendungsmöglichkeiten für Algenzucker hervorbringen.
Die Teilprojekte am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen, „A4 STRESS“ und „A7 PREY“, ergänzen die Forschung des Sonderforschungsbereiches. Projekt „A4 STRESS“ untersucht die Struktur von bakteriellen extrazellulären Schutzglykanen und deren Rolle bei der Kohlenstoffbindung. Im Gegensatz dazu zielt „A7 PREY“ darauf ab, die saisonale Dynamik der Wechselwirkungen zwischen Bakterien, Viren und Algen zu beleuchten und deren Einfluss auf den Kohlenstoffkreislauf besser zu verstehen.
Das Wissenschaftsministerium unterstützt die DFG-Förderung zusätzlich mit 250.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, um die notwendige Laborausstattung bereitzustellen. Mit der Förderzusage sichert sich die Universität Greifswald einen Platz im inneren Kreis der Forschung zu marinen Kohlenstoffspeicher und erkennt die Dringlichkeit an, die Zukunft der Ozeane in Bezug auf Klimawandel und Umweltveränderungen zu erforschen.
Um die Rolle der Ozeane als Klimapuffer und Kohlenstoffsenke weiter zu beleuchten, ist die Erforschung mariner Zuckermoleküle entscheidend und könnte sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene von enormer Bedeutung sein. Wissenschaftler wie Prof. Dr. Thomas Schweder von der Universität Greifswald und Prof. Dr. Jan-Hendrik Hehemann von der Universität Bremen stehen an der Spitze dieser wichtigen Forschungsarbeiten.
Insgesamt markiert die Eröffnung des SFB „CONCENTRATE“ einen bedeutenden Schritt in der marinen Forschung, der nicht nur die wissenschaftliche Gemeinschaft, sondern auch die Gesellschaft insgesamt positiv beeinflussen könnte, indem er dazu beiträgt, die Klimaziele einer nachhaltigeren Zukunft zu erreichen.