
Im Frühjahr 2021 startete ein bedeutendes Forschungsprojekt, das die Geschichte der Bentheimer Eisenbahn AG während der Zeit des Nationalsozialismus untersuchen sollte. In enger Zusammenarbeit mit der Universität Vechta erarbeiteten rund 150 Studierende aus Deutschland und den Niederlanden wesentliche Ergebnisse, die nun in einem Sammelband zusammengefasst wurden. Am 5. April 2025 fand die offizielle Buchpräsentation in Bad Bentheim statt, die die Abschlussveranstaltung dieses vierjährigen Projekts markierte, wie Mynewsdesk berichtet.
Die Forschungsarbeit fokussierte sich auf die politischen Affinitäten in der Führung und Belegschaft der Eisenbahngesellschaft während des „Dritten Reiches“. Dabei wurden auch die Aufgaben der Bentheimer Eisenbahn analysiert, wie beispielsweise das Durchführen von Häftlingstransporten und die Rekrutierung von Zwangsarbeitern. Der Sammelband umfasst zwölf wissenschaftliche Beiträge von verschiedenen Autoren und Einrichtungen, die die facettenreiche Rolle der Bentheimer Eisenbahn im Nationalsozialismus beleuchten.
Vertiefte Einblicke in dunkle Kapitel
Ein zentraler Aspekt des Projekts war die Untersuchung der Auswirkungen der nationalsozialistischen Verkehrspolitik. Zudem wurden kriegsbedingte Beeinträchtigungen, wie Bombardierungen, analysiert. Besonders hervorzuheben sind die Themen der Kriegs- und Öltransporte sowie die Herausforderungen, die das Unternehmen durch das Vordringen alliierter Truppen erlebte. Diese Aspekte zeigen nicht nur die betriebswirtschaftlichen Fragestellungen, sondern auch die humanitären Konsequenzen, die mit einem solchen Betrieb während der NS-Zeit verbunden waren.
Die Leitung des Projekts übernahm Prof. Dr. Eugen Kotte von der Universität Vechta gemeinsam mit Christian Lonnemann, dem Leiter des Kreis- und Kommunalarchivs Grafschaft Bentheim. Eine initiale Idee wurde von Wilhelm Hoon angestoßen; er hatte die Erforschung der Kindertransporte nach der Reichspogromnacht 1938 vorgeschlagen. Diese Vorarbeit ermöglichte es, eine Verbindung zu den Deportationszügen der Reichsbahn herzustellen, die über den Reichsbahnhof Bentheim in die Konzentrationslager fuhren.
Regionale Bedeutung und kulturelle Untermalung
Der Eisenbahnvorstand Joachim Berends bezeichnete den Sammelband als einen wichtigen Schritt zur Schließung einer Lücke in der Unternehmensgeschichte der Bentheimer Eisenbahn. Landrat Uwe Fietzek würdigte den Band als bedeutend für das Verständnis regionaler Geschichte. Während der Veranstaltung wurden nicht nur die Schwierigkeiten und Ergebnisse des Forschungsprojekts in Gesprächen erörtert, sondern auch kulturelle Highlights geboten. So sorgten Musikeinlagen des Streichquartetts der Nordhorner Musikschule für eine aufgelockerte Atmosphäre.
Diese Forschungsinitiative, die die engagierte Arbeit zahlreicher Studierender widerspiegelt, bietet nicht nur einen tiefen Einblick in die Rolle der Bentheimer Eisenbahn im Nationalsozialismus, sondern regt auch zu einer Auseinandersetzung mit der Geschichte der Region an. Die Diskussionen und Analysen lassen keine Fragen offen und bieten wertvolle Perspektiven auf eine Zeit, die oft unzureichend betrachtet wird.