
Die Wasserversorgung in der Region Berlin-Brandenburg steht derzeit vor großen Herausforderungen. Prof. Dr. Irina Engelhardt, die das Fachgebiet Hydrogeologie an der Technischen Universität Berlin leitet, erforscht die Grundwasserressourcen in dieser für Deutschland äußerst trockenen Gegend. Engelhardt koordiniert das interdisziplinäre Projekt SpreeWasser:N, das darauf abzielt, innovative Lösungen für den wachsenden Wasserbedarf zu entwickeln, der durch Landwirtschaft, Industrie und Haushalte hervorgerufen wird. Besonders kritisch ist die Situation an der Spree, wo der Rückgang von Sümpfungswasser aufgrund des Braunkohleausstiegs in der Lausitz zu Niedrigwasser und in bestimmten Bereichen sogar zu einem Stillstand des Flusses während der Sommermonate führt.
Die gegenwärtigen Probleme sind gravierend: längere Trockenperioden und sinkende Grundwasserspiegel verschärfen die Wasserkrise in der Region. Das Projekt SpreeWasser:N hat sich zum Ziel gesetzt, Werkzeuge und Strategien für einen nachhaltigen Wasserumgang zu entwickeln, um die Wasserverteilung und -nutzung zu optimieren. Hierbei wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, der verschiedene Disziplinen verbindet und lokale Akteure in den Prozess integriert.
Technologische Innovationen für Wasserressourcen
Einer der vielversprechenden Ansätze innerhalb des Projekts ist die Erforschung von Technologien zur künstlichen Grundwasseranreicherung. Solche Maßnahmen sind unerlässlich, um die vorhandenen Wasserressourcen zu schonen und gleichzeitig den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Engelhardt wurde für ihre Arbeit im Bereich „Klima und Wasser“ mit einem Preis ausgezeichnet, was die Bedeutung ihrer Forschung unterstreicht.
Eine weitere wichtige Dimension der Forschung ist die Untersuchung der Effekte auf die Ökosysteme entlang der Spree. Hierbei wird das Gewässergütemodell QSim der Bundesanstalt für Gewässerkunde eingesetzt. Dieses prozessbasierte Modell bewertet unter anderem Variablen wie Abfluss und Wassertemperatur, die für das Ökosystem entscheidend sind. Es wurde festgestellt, dass die Modellunsicherheit bei ökologischen Größen hoch ist. Diese Unsicherheiten resultieren aus den komplexen Gewässernetzen, die in der Region vorhanden sind.
Nachhaltigkeit im Fokus
Nachhaltiges Wassermanagement gewinnt weltweit an Bedeutung. Menschen, Gebiete und Ökosysteme sind zunehmend auf den Zugang zu Süßwasser angewiesen, und das in einem Kontext, in dem Klimawandel und menschliche Aktivitäten zu einer Übernutzung führen. Auf internationaler Ebene wurde 1992 das Konzept des Integrierten Wasserressourcen-Managements (IWRM) auf die Agenda gesetzt. Ziel ist es, die Entwicklung und Bewirtschaftung von Wasserressourcen koordiniert zu gestalten und alle Interessengruppen zu berücksichtigen. Dabei sollten sowohl Grundbedürfnisse als auch wirtschaftliche und ökologische Erfordernisse im Fokus stehen.
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt solche Ansätze durch Capacity Development. Hierbei wird darauf abgezielt, sowohl politische Rahmenbedingungen zu verbessern als auch Organisationen und Communities in die Lage zu versetzen, nachhaltige Lösungen effektiv umzusetzen. Durch diese Maßnahmen wird nicht nur die Wasserverfügbarkeit verbessert, sondern auch die Gefahr von Nutzerkonflikten und Migration reduziert.
Insgesamt verdeutlichen die aktuellen Entwicklungen in Berlin-Brandenburg die Notwendigkeit nachhaltiger Strategien. Der Erfolg des Projekts SpreeWasser:N könnte nicht nur für die Region, sondern auch für ähnliche Herausforderungen in anderen Gebieten wegweisend sein.
Für weitere Informationen über Irina Engelhardts Arbeiten und die Situation der Wasserressourcen in Deutschland, siehe Berlin University Alliance, über das Gewässergütemodell QSim auf der Website der SpreeWasser sowie über die internationalen Wasserressourcen-Management-Strategien auf der Seite der GIZ.